Die Deutschen trinken immer weniger Bier. Allerdings schrumpft der Gesamtmarkt dreimal so schnell wie der für Kölsch.
BierkonsumKölschabsatz sinkt langsamer als Gesamtmarkt
Der Bierabsatz in Deutschland ist im vergangenen Jahr gesunken und auch im langfristigen Trend gehen die Zahlen immer weiter zurück. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte, sank der Absatz 2023 im Jahresvergleich um 4,5 Prozent oder 394,2 Millionen Liter. Er lag damit 11,5 Prozent unter dem Niveau von 2013 und 25,3 Prozent unter dem Absatz von 1993. Der Deutsche Brauer-Bund sprach von einem „rabenschwarzen Jahr für die deutsche Brauwirtschaft“.
Der Absatz von Kölsch war dagegen weniger stark vom Rückgang des Bierkonsums betroffen, wenn er auch rückläufig war. „Die Kölschbrauereien, die im Kölner Brauerei-Verband zusammengeschlossen sind, haben im abgelaufenen Jahr 2023 knapp 1,5 Millionen Hektoliter Bier abgesetzt“, sagte Christian Kerner, Geschäftsführer des Verbands am Donnerstag im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Damit ist der Rückgang beim Gesamt-Biermarkt dreimal so hoch wie beim Kölsch. Für Kerner liegt die Erklärung auf der Hand. „Das hat mit der Marke und Sorte Kölsch als regionale Spezialität und einer hohen Bindung der Kölner mit ihrem Bier zu tun“, sagte der Geschäftsführer weiter. Auch viele in- und ausländische Touristen sowie Messegäste würden bei ihrem Besuch in Köln Kölsch anderen Bieren oder alkoholischen Getränken bevorzugen.
Kölsch läuft besser in der Gastro als im Handel
Das drückt sich auch in der Verteilung des Kölsch nach Vertriebswegen aus. Während der Kölsch-Verkauf in der Gastronomie eher stabil war, war er im Einzelhandel eher rückläufig. Das erklärt sich Kerner auch damit, dass Kölsch im Handel eher zu den höherpreisigen Produkten zählt, und nicht wie manche großen Pilsmarken für zehn Euro je Kasten angeboten werde.
Den Angaben der Statistiker zufolge setzten die Brauereien und Bierlager in Deutschland im vergangenen Jahr insgesamt rund 8,4 Milliarden Liter Bier ab. Darin nicht enthalten sind alkoholfreie Biere und Malzgetränke. Der Absatz von Biermixgetränken, die rund 4,8 Prozent des gesamten Absatzes ausmachten, ging ebenfalls zurück, und zwar um 9,2 Prozent.
Knapp 83 Prozent des gesamten deutschen Bierabsatzes waren für den Inlandsverbrauch bestimmt, dieser Absatz sank um 4,2 Prozent. Die Exporte gingen um 5,9 Prozent zurück, vor allem die Ausfuhren in Drittstaaten außerhalb der EU sanken deutlich.
Kein „Ende der Durststrecke“
Der Deutsche Brauer-Bund äußerte sich unzufrieden mit den Zahlen. Nachdem sich der Markt 2022 mit einem Zuwachs von den beiden Corona-Jahren davor erholt hatte, hätten die Brauereien nun auf ein „Ende der Durststrecke“ gehofft, das jedoch sei weiterhin nicht in Sicht. Die Konsumzurückhaltung im Handel und in der Gastronomie schlage auf die Brauereien „voll durch“.
Die Brauerei Veltins sprach vom „schlechtesten Jahresausstoß der Nachkriegsgeschichte“ und machte dafür vor allem den „Sparreflex der Verbraucher“ verantwortlich. Der Biermarkt sei ein „Seismograf für die Befindlichkeiten der Menschen im Land, die durch politische Wirren und Inflation verunsichert sind“, hieß es. Auch Veltins verwies auf einen hohen Kostendruck, zudem bedeuteten die „unabdingbaren Investitionen in die energetische Transformation“ für viele Brauhäuser das absehbare Aus.
Zwar erhofft sich die Branche dem Verband zufolge positive Impulse von der Fußball-Europameisterschaft – jedoch erwartet sie erneut ein schwieriges Jahr. Dabei seien neben der Kaufzurückhaltung und dem Preisdruck des Handels die anhaltend hohen Kosten die größte Herausforderung für die rund 1500 Brauereien in Deutschland, teilte der Verband mit.
In Köln ist man mit Blick auf das Jahr 2024 eher zuversichtlich. „Das Geschäft in der aktuellen Karnevalssession sieht gut aus. Auch die Europameisterschaft im Fußball mit seinen fünf Spielen in Köln könnte dem Kölschabsatz Schwung geben“, sagt Christian Kerner.
Der Kölschmarkt spielt seit Jahren eine Sonderrolle im deutschen Biermarkt. Die Sorte Kölsch ist rechtlich geschützt. Sie gilt in der gesamten Europäischen Union als „Geschützte geographische Angabe“. Sie regelt, dass – mit Ausnahmen – nur in Köln nach strengen Regeln gebrautes obergäriges Bier auch als Kölsch bezeichnet werden darf. Näheres regelt die Kölsch-Konvention, die alle Brauereien 1986 unterzeichnet haben und die vom Bundeskartellamt anerkannt wurde.
Eine Ausnahme dieser Standort-Regel gilt etwa für die Erzquell-Brauerei im oberbergischen Wiehl. Diese produzierte bereits vor der Konvention das im Oberbergischen weit verbreitete Zunft-Kölsch und ist von der Gebietsregel daher ausgenommen. (mit afp)