Der Barbaranniter Karnevalsverein Köln hat mit Michael Castillo einen neuen Präsidenten. Was Castillo für den Verein plant.
Mitgliederzuwachs als ZielMichael Castillo ist neuer Präsident der Barbaranniter Köln
Michael Castillo atmet durch, der neue Vorstand der Barbaranniter steht. Der Wechsel war mit einigen Emotionen verbunden, nach 30 Jahren als Präsident hatte Urgestein Heribert Franke sein Amt aus Altersgründen zur Verfügung gestellt. Immerhin ist die Familie mit Schriftführer Alexander Franke, Sohn des 77-Jährigen, weiter im Vorstand vertreten, Sabine Kopp bleibt Schatzmeisterin. Nicht mehr neu besetzt wurde der Vorstandsposten des Literaten, nachdem Norbert Wesseling (77) nach 22 Jahren ebenfalls ausgeschieden war.
„Heute übernehmen ohnehin meist Agenturen die Verpflichtung der Künstler, niemand hat die Zeit, allen hinterherzutelefonieren“, sagt Castillo. Nach acht Jahren als Vizepräsident ist er nun Präsident der Barbaranniter und besonders stolz auf seinen Nachfolger Max Hoffmann. Denn Hoffmann ist gerade mal 32 Jahre alt und sorgt für eine Verjüngung des Leitungsteams. „Wenn man junge Leute findet, die sich engagieren möchten, sollte man sie auch einbinden“, erklärt Castillo.
Barbaranniter Köln: Junger Vize-Präsident
Er ahnt, dass die Aufgabe, die nun vor ihm liegt, nicht ganz einfach wird. Viele jüngeren Leute seien nicht mehr für ein längerfristiges Engagement in Vereinen zu begeistern, während der Karneval, immer mehr Event-Charakter angenommen habe. „Jeder kann nach Köln kommen und hier Karneval feiern. Aber uns geht es darum, die typische Art, wie wir in Neuehrenfeld feiern, zu erhalten, die Traditionen und Werte zu bewahren.“
Die Barbaranniter, so Castillo, der beruflich den Arbeitsmedizinischen Dienst seiner Heimatstadt Aachen leitet, seien stets ein Familienverein gewesen, seit ihrer Gründung im Jahre 1963. Anfangs war das allerdings Männersache, Frauen waren zwar in die Arbeit eingebunden, durften aber keine Mitglieder werden. Deren Zahl war ohnehin auf 15 begrenzt. Bis in die 80er Jahre sei das so gegangen: „Es ist der große Verdienst von Heribert, dass er den Verein behutsam erneuert hat, ohne die Älteren vor den Kopf zu stoßen.“
Clown im Emblem der Barbaranniter hat doppelte Bedeutung
Heute hat der Verein rund 100 Mitglieder, sie, ihre Familien und Freunde bildeten auch das Stammpublikum der großen Sitzung in den Sartory-Sälen: „Wir verpflichten zwar auch große Namen wie den Blötschkopp, aber bei uns werden teilweise bis halb 12 noch Büttenreden gehalten, und das Publikum hört auch zu“, beschreibt Michael Castillo eine Besonderheit der KG. Und der Clown im Emblem der Gesellschaft stehe eben nicht nur für ausgelassene Freude, sondern auch für einen Schuss Melancholie. Wie sie auch in Liedern à la „En uns‘rem Veedel“ zum Ausdruck komme.
Um sich im Veedel besser zu vernetzten und den Karneval „op Ihrefelder Art“ zu fördern, sind die Barbaranniter nun dem Festausschuss Ehrenfelder Karneval beigetreten. Castillo denkt darüber nach, ob man die Eröffnung an Weiberfastnacht, die die Rheinflotte nach über 50 Jahren wegen Personalmangels 2023 abgab, nicht mit mehreren Vereinen stemmen könnte.
Aber auch für den eigenen Verein will er werben, nicht unbedingt über Facebook oder Instagram, die im Zweifel Event-Publikum anlocken. Aber die Grillfeste, Ausflüge, Wandertage, bei denen man als Familienverein bislang unter sich blieb, könnte der Verein vielleicht öffnen, überlegt er: „Das wäre ein Angebot für Familien mit nicht mehr ganz kleinen Kindern, die mehr Zeit haben und Gemeinschaft schätzen.“ Ganz leicht wird das nicht, aber Michael Castillos Ehrgeiz ist geweckt: „Mittelfristig peilen wir eine Zahl von 120 Mitgliedern an.“