Die Bürgervereinigung Ehrenfeld will sich Orten widmen, die eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des jeweiligen Stadtteils gespielt haben.
„Geschichte ist noch nicht auserzählt“Erste Station des Kulturpfads Neuehrenfeld vorgestellt
Dieter Brühl sieht es so: „Die Ehrenfelder Geschichte ist noch nicht auserzählt.“ Jedenfalls seien noch nicht alle ihre Facetten beleuchtet, deshalb möchte der Vorsitzende der Bürgervereinigung Ehrenfeld den beiden Teilen des Ehrenfelder Geschichtspfads, die sein Amtsvorvorgänger Johannes Maubach mit je 16 Stationen angelegt hatte, nun zwei Kulturpfade hinzufügen.
Ein wichtiger Unterschied zeigt sich schon in der Konzeption. Während Maubachs Pfade gleichermaßen Stationen in Ehrenfeld und Neuehrenfeld aufnahmen, ohne dass dies Auswirkungen auf den Titel seiner historischen Bestandsaufnahme gehabt hätte, unterscheidet Brühl von vorneherein zwischen einem Kulturpfad Ehrenfeld und einem Kulturpfad Neuehrenfeld.
Neuehrenfelder Identität viel ausgeprägter als früher
„Als Hans Maubach in den 90er-Jahren mit seiner Arbeit begann, war der Unterschied noch nicht so wichtig, man sagte einfach: Ich komme aus Ehrenfeld“, sagt der Vereinsvorsitzende, der selbst in Neuehrenfeld lebt. „Aber mittlerweile, so nehme ich das wahr, ist die eigene Neuehrenfelder Identität viel ausgeprägter.“
So stellte Dieter Brühl am Rande des Bürgerfests, das die Bürgervereinigung anlässlich ihres 70-jährigen Bestehens auf dem Lenauplatz feierte, die erste Station des Kulturpfads Neuehrenfeld vor: das imposante Jugendstilgebäude an der Ecke Hauffstraße/Lenaustraße, dessen Erdgeschoss heute von der Gaststätte Wicleff genutzt wird.
Gastronomie soll im Jugendstilhaus in Neuehrenfeld bleiben
Auf einer rot-weißen Tafel neben der Eingangstür sind wichtige Daten festgehalten: Gebaut im Jahr 1908, fällt das Haus durch die „reiche ornamentale Stuckgliederung“ seiner Putzfassade auf und war integraler Bestandteil der ursprünglichen Bebauung rund um den Lenauplatz. Der wiederum war 1902 angelegt worden, als ein Mittelpunkt des neuen Stadtteils.
1910 kaufte der junge Braumeister Michael Keubgen das Haus mit der Adresse Lenaustraße 1 – damals noch: Eppendorfer Straße – und betrieb hier einen Bierverlag und die beliebte Veedels-Kneipe „Em Maiglöckchen“. Das Haus blieb in der Familie, die das Erdgeschoss auch in der Folge an Gastronomen verpachtete.
Daran soll sich nichts ändern, wie Karl-Richard Bloch bei der Vorstellung des Kulturpfads versicherte. Er ist ein Enkel von Michael Keubgen und gehört zu der Erbengemeinschaft, die die Fassade in den Jahren 2021/2022 in Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt aufwendig restaurieren ließ: „Wir möchten das Haus in gutem Zustand an die nächste Generation übergeben.“ Mittlerweile steht es unter Denkmalschutz.
Text soll auch auf der Homepage zu lesen sein
Die Kurzfassung der Historie soll aber noch erweitert werden und der Text dann auf der Homepage der Bürgervereinigung abrufbar sein. Etwa über den QR-Code, der sich auf der rot-weißen Tafel findet. Ebenfalls darauf zu sehen sind die beiden Figuren des Max- und Moritz-Brunnens auf dem Lenauplatz als Symbol des Kulturpfads Neuehrenfeld.
Für den Kulturpfad Ehrenfeld ist der Helios-Turm als Symbol vorgesehen. Erste Station könnte der Ehrenfelder Friedhof sein. „Wir nehmen gern Anregungen aus der Bevölkerung auf, wenn es um die Stationen geht“, sagte Dieter Brühl. „Es geht um Orte, die eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des jeweiligen Stadtteils gespielt haben. Gebäude müssen dafür nicht unbedingt unter Denkmalschutz stehen.“
Bezirksbürgermeister Volker Spelthann lobte das Projekt der Bürgervereinigung: „Geschichte ist nie zu Ende, es ist gut, dass die bestehenden Geschichtspfade ergänzt werden.“