Die Infotafel zeigt das Gebäude, das es heute nicht mehr gibt. Nach der Eröffnung im Jahr 1924 hatte der Bahnhof eine große Bedeutung.
Neue Station auf KulturpfadInfotafel erinnert an imposantes Bahnhofsgebäude in Bickendorf
Bei seinem Opa Johann Farin, Bahnhofsvorsteher von Bickendorf, war Wolfgang Schreck in den 60er Jahren besonders gern zu Besuch. Wenn draußen eine der alten Dampfloks vorbeifuhr, die noch bis Mitte der 70er Jahre in Betrieb waren, riss er rasch ein Fenster auf und schaute dem Koloss aus Stahl und Eisen zu. In der großzügigen Dienstwohnung des Großvaters hatte er einen Logenplatz mit bester Sicht auf die Rangiermanöver am einst wichtigsten Bahnhof der Köln-Frechen-Benzelrather Eisenbahn (KFBE) – auch „Klüttenbahn“ genannt.
Der hatte auch noch in den Sechzigern eine große Bedeutung als Übergabebahnhof zur Deutschen Bahn. „Diese Eindrücke haben mich wohl geprägt“, sagt Wolfgang Schreck. Heute ist er ein anerkannter Experte für das Bahnwesen im Rheinland, unter anderem als Mitverfasser einer Trilogie zur KFBE, und hat die IG Bickendorfer Kulturpfad bei der Ausgestaltung ihrer 16. Info-Tafel beraten.
Bahnhofsgebäude in Bickendorf wich für Discounter-Parkplatz
„Sie unterscheidet sich deutlich von den anderen, weil sie an ein Gebäude erinnert, das es nicht mehr gibt“, erklärte Uli Voosen von der IG bei der Übergabe der Tafel. Denn das durchaus imposante Bahnhofsgebäude musste Ende der 90er Jahre dem Parkplatz eines Discounters weichen.
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Die Info-Tafel wurde deshalb neben der Bahnunterführung auf Höhe der Venloer Straße 760 angebracht. Und zwar am Pfeiler eines Tors, das zum Gelände einer Versorgungseinrichtung der Stadtentwässerungsbetriebe gehört.
Zu sehen ist darauf eine schwarz-weiß-Fotografie des Bahnhofsgebäudes, das direkt an den Bahndamm gebaut war. Davor führt eine Straße, die es ebenfalls nicht mehr gibt, nach Nordosten, offensichtlich in Richtung Ossendorf.
Infotafel zum Bahnhof in Bickendorf erzählt dessen Geschichte
Im Textblock darüber wird die Geschichte des Bahnhofs, der offiziell im Jahr 1924 eröffnet wurde und zunächst „Verschiebebahnhof Cöln-Ehrenfeld“ oder „Köln-Ehrenfeld-Nebenbahn“ hieß, bis zur Inbetriebnahme eines modernen Stellwerks im Jahre 1977 und zum Abriss des historischen Gebäudes erzählt. „Bickendorf regelt bis heute als Durchgangsbahnhof den Güterzugverkehr zwischen Frechen und Niehler Hafen und umgekehrt“, heißt es im letzten Satz.
Angesichts der Bedeutung des Bahnhofs ließ sich auch die Häfen und Güterverkehr Köln (HGK) nicht lange bitten und beteiligte sich, neben der Ehrenfelder Bezirksvertretung, an den Kosten für die Info-Tafel. Eine Frage der Traditionspflege für das Unternehmen: „Die HGK ist schließlich 1992 aus einer Verschmelzung der Köln-Bonner Eisenbahnen, der Köln-Frechen-Benzelrather Eisenbahn und der Häfen Köln GmbH entstanden“, erklärte Dirk Collin, Technischer Angestellter der HGK.
Solche Beiträge sind der fünfköpfigen IG Bickendorfer Kulturpfad sehr willkommen. Seit 2018 weist sie mit Info-Tafeln auf historisch wichtige Gebäude und Orte des Stadtteils hin, insgesamt sollen es mehr als 30 werden. Mindestens.
Das nächste Projekt ist schon in Arbeit: Die Kirche St. Rochus wird in den Kulturpfad aufgenommen. „Daran beteiligt sich auch der Ossendorfer Kulturpfad. Wir wollen demnächst zusammengehen“, erzählt Uli Voosen. Da wächst zusammen, was sich ohnehin kaum noch trennen lässt. Auch zum Ehrenfelder Kulturpfad habe man schon Kontakt hergestellt, über ein gemeinsames Logo und einen gemeinsamen Internet-Auftritt wird nachgedacht. „Schön wäre es ja, wenn sich jeder Stadtteil des Bezirks mit einem eigenen Kulturpfad beteiligen könnte“, spinnt Voosen den Gedanken weiter.