Die nach der Flut von 2021 zerstörte Förderschule Lindweiler Hof wird entkernt und abgebrochen. Eine Initiative wünscht sich einen Teich auf dem Gelände.
Lindweiler HofSchulgebäude in Köln-Bickendorf werden abgebrochen
In Bickendorf haben die Abrissarbeiten auf dem Gelände der Förderschule Lindweiler Hof an der Rochusstraße begonnen. Die Gebäude der Förderschule für emotionale und soziale Entwicklung war durch das von dem schweren Starkregegenereignis im Sommer 2021 verursachten Hochwassers auf der Teichstraße und Subbelrather Straße so stark geschädigt worden, dass es nicht mehr nutzbar war. Die Schule wurde zunächst nach Longerich ausgelagert, sie soll bald an der Borsigstraße im dortigen Schulhaus unterkommen. Auf dem rund 10.000 Quadratmeter großen Gelände um das denkmalgeschützte Hofgebäude soll bis 2027 ein Schulneubau und eine Kindertagesstätte entstehen. Der Neubau ist auch als Interimsstandort für das Montessori-Gymnasium vorgesehen.
Bürger sorgen sich um Artenschutz auf dem Lindweiler Hof
Mit einem Bauschild macht nun die Gebäudewirtschaft der Stadt Köln auf die vorbereitenden Abbrucharbeiten und Entkernungsmaßnahmen an den Schulpavillons aufmerksam. Bis Juli soll die „Schadstoffentfernung mit anschließendem Teilabbruch“ dauern. Überrascht zeigten sich dagegen Anwohner und Naturschützer im Veedel. Sie sorgen sich um den Artenschutz auf dem abgeriegelten Gelände.
Eule, Fledermaus, Haussperling und vielen anderen dort beheimateten Arten seien möglicherweise durch den Abriss bedroht, meint Michael Schmitz, Anwohner und Mitglied im Naturschutzbeirat der Stadt. „Bei solch groß dimensionierten Projekten, muss es doch ein artenschutzrechtliches Gutachten geben. Auch unsere Nachfragen bezüglich der weiteren Planungen für eine Schule und Maßnahmen in Sachen Hochwasserschutz blieben lange unbeantwortet“, sagt Schmitz.
Er ist auch Mitglied der Bürgerinitiative Künstlerinnen und Künstler in Bickendorf, die sich seit dem Hochwasser 2021 für die Wiederbelebung des alten „Dorfteiches“, dem sogenannten „Kradepohl“, als temporäre, tieferliegende Überflutungsmulde stark macht. Mit der Idee eines Teiches, sei man, so Schmitz, bei der Verwaltung auf Ablehnung gestoßen. Auf Nachfrage erklärte das Presseamt der Stadt, dass im Vorfeld des nun stattfindenden Teilabbruchs die Artenschutzprüfung unter Einbindung der Unteren Naturschutzbehörde stattgefunden habe.
Der Abbruch erfolge mit artenschutzrechtlicher, ökologischer Baubegleitung durch ein unabhängiges, externes Büro. „Die zweistufige, artenschutzrechtliche Prüfung ist zu dem Ergebnis gekommen, dass das Rück- und Neubauvorhaben aus artenschutzrechtlicher Sicht unter Berücksichtigung und Einhaltung von Vermeidungs- und Ausgleichsmaßnahmen zulässig ist“, so die Stadt schriftlich.
„Theatrium“ soll auf dem Schulgelände Wasser aufnehmen
Michael Schmitz bekam dann schließlich doch noch eine Antwort auf seine Anfrage aus dem Umwelt- und Verbraucherschutzamt. Daraus geht hervor, dass für den Verlust von Fortpflanzungs- und Ruhestätten einiger planungsrelevanter Vogelarten wie dem Haussperling und Girlitz als Ausgleichsmaßnahmen Nisthilfen angebracht und für die Zwergfledermaus entsprechende Fledermauskästen würden. Auch solle der Dachstuhl des Herrenhauses fledermausfreundlich angepasst werden zitiert Schmitz aus dem Schreiben.
Unabhängig von den nun anstehenden Entkernungsarbeiten, werben die Künstlerinnen und Künstler in Bickendorf weiter für ihre Idee einer Retentionsfläche, also einer Auffangfläche für Regenwasser, auf dem künftigen Schulgelände. Aus dem ursprünglich angedachten „Teich“ als Flutmulde, ist nun die Idee eines „grünen Theatriums“ entstanden. „Wenn schon kein Teich, so sollte zumindest der neu zu bauende Schulhof eine naturnahe modellierte Fläche erhalten, die im Starkregenfall Wassermassen aufnehmen kann“, erklärt Schmitz. Das leicht terrassierte Freiluft-Theater könne als Ort für Zusammenkünfte und zum freien und kreativen Lernen dienen.
In Zeiten des Klimawandels sei das ein idealer Ort, um ökologische Aspekte mit denen des Hochwasserschutzes auch in pädagogische Konzepte mit einzubinden. Bislang stoßen die Kreativen aber auch mit dieser Idee bei Stadt und den für den Hochwasserschutz zuständigen Stadtentwässerungsbetrieben (Steb) auf taube Ohren. Von Ehrenfelds Bezirksbürgermeister Volker Spelthann war auf Nachfrage zu erfahren, dass die Gebäudewirtschaft und die SteB ein ganzes „Maßnahmenbündel“ plane, um das Problem des Hochwassers in den Griff zu bekommen. „Es ist ein guter Prozess an dem wir seit zweieinhalb Jahren proaktiv arbeiten. Neben der Ertüchtigung der Pumpenanlage, ist auch ein Speicherbauwerk und eine modulierte Retentionsfläche geplant“, so Spelthann. Er erwarte in Kürze dazu eine Vorlage von der Verwaltung.
Mit großen Plakaten machen die Kulturschaffenden derweil die Bickendorfer Bürger auf ihr Konzept für eine temporäre, grüne Hochwassermulde aufmerksam. Nach dem Motto „Nie wieder Hochwasser in Bickendorf“.