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Hochwasserschutz in BickendorfBürger wünschen sich einen Teich als Auffangbecken

Lesezeit 4 Minuten
Aus der Vogelperspektive ist ein Areal mit einer Teichanlage, vielen Bäumen und einem Gebäude mit begrüntem Dach zu sehen.

So sähe der„Lindweiher“ bei normalem Wasserstand aus.

Bürger diskutierten mit Vertretern der Stadt über die Neugestaltung des Lindweiler Hofs. Die IG Künstler für Bickendorf möchte hier einen Dorfteich, der bei Starkregen Wasser aufnimmt.

„Ich sehe mich schon mit einem kühlen Getränk unter einem Baum am Dorfteich sitzen, das wird herrlich“, setzt eine junge Frau aus Bickendorf den Schlusspunkt unter eine engagiert geführte Debatte über die Hochwasser-Prävention im Veedel. Fast zwei Jahre nach der Flut vom 14. Juli 2021, die viele Wohngebäude hatte volllaufen lassen und die Gebäude der Förderschule Lindweiler Hof abrissreif hinterließ, hatte Volker Spelthann, Ehrenfelds Bezirksbürgermeister, Vertreter der Stadtentwässerungsbetriebe (Steb) und interessierte Bürger ins Bezirksrathaus zu einem Informationsabend eingeladen.

Für Ingo Schwerdorf, Leiter der Abteilung Wasserwirtschaftliche Grundlagen bei den Steb Köln, ist eins klar: „Die Folgen eines Starkregen-Ereignisses, wie dem von vor zwei Jahren, sind auch mit den Maßnahmen, die die Steb jetzt umsetzt, nicht komplett zu verhindern, aber deutlich abzumildern.“ Die Steb will drei zentrale Maßnahmen umsetzen: Erstens, den Einsatz eines Hubwehrs an der Scheibenstraße so optimieren, dass die Wassermenge im fünf Kilometer entfernten Kanal unter der Senke in der Teichstraße/Subbelrather Straße deutlich reduziert wird.

Bickendorfer Sammler nimmt Wasser aus vielen Stadtteilen Kölns auf

Der sogenannte Bickendorfer Sammler sei ein zentraler Kanal, der viel Wasser aus weiten Teilen des linksrheinischen Stadtgebiets aufnehme und daher schnell volllaufe. Zweitens soll das Pumpwerk an der Subbelrather Straße in Bickendorf ertüchtigt werden, damit ein Ausfall der Anlage wie am 14. Juli 2021 nicht mehr möglich ist, die Pumpleistung insgesamt soll optimiert werden. Auch die Sinkkästen an der Rochusstraße sollen durch leistungsstärkere Modelle ersetzt werden, sodass erst gar nicht so viel Wasser in der Mulde an der Teichstraße ankommen kann.

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Sechs Männer und zwei Frauen stehen nebeneinander und schauen optimistisch in die Kamera.

Nachbarn aus Bickendorf vor dem Bezirksrathaus in Ehrenfeld

Drittens will die Steb auf dem Gelände der Förderschule Lindweiler Hof ein unterirdisches Auffangbecken errichten, das zwischen 500 und 1000 Kubikmeter Speichervolumen hat. Die Interessengemeinschaft (IG) Künstler für Bickendorf hat sich ebenfalls intensiv mit der Neugestaltung des Areals der nun zerstörten Förderschule Lindweiler Hof beschäftigt. Sie möchte hier einen Dorfteich anlegen. „Historisch gesehen liegt der topografische Tiefpunkt auf dem Gelände des Lindweiler Hofs und eben nicht an der Kreuzung Teichstraße/Subbelrather Straße“, erklärt Wolfgang Stöcker von der IG.

Dieser sei erst entstanden durch bauliche Maßnahmen, nämlich den erhöhten Radweg entlang der Subbelrather Straße bis zum Kreisverkehr am Brauhaus Kääzmanns, der wie eine Art Deich wirke. Nun habe man die Chance, mit der Anlage einer „Flutmulde“ den Gelände-Tiefpunkt wieder zurückzuverlagern. „Es könnte wieder ein offener Ort entstehen, statt einer hermetischen Anlage mit Mauern drumherum, so wie wir sie kennen.“

Im Übrigen sei es wichtig, mit Blick auf die immer heißeren Sommer, das vorhandene Wasser aufzufangen und zu nutzen, die Verdunstungskühle sei hier nur ein wichtiger Nebenaspekt, so Stöcker. Zehn Millionen Liter Fassungsvermögen solle der Dorfteich haben, das sei der Maximalwasserstand, der nur bei einem Starkregen-Ereignis erreicht würde, aber deutlich mehr Fassungsvermögen hat als das geplante Becken der Steb. Bei den anwesenden Bürgern stieß der Vorschlag auf breite Zustimmung. Die Steb indes sieht darin keinen Ersatz für das unterirdische Retentionsbecken. „Es geht ja auch darum, das verschmutzte Wasser, das sich hier sammelt, dem Reinigungsprozess zuführen zu können“, so Ingo Schwerdorf.

„Wir sind nicht gegen den Teich. Die Frage ist nur: Passt das alles dahin?“ Entscheiden müsse hierüber letztlich die Steb-Mutter, die Stadt Köln, und zwar in Gestalt des Amts für Gebäudewirtschaft, das für den Schulneubau zuständig ist. Entschieden ist bereits, auf dem Gelände das Interimsgebäude für das benachbarte Montessori-Gymnasium, dessen Bestandsgebäude saniert werden müssen, zu errichten. Ob das Amt sich dazu bewegen lässt, einen Schulbau mit Teich auszuschreiben, möchte Volker Spelthann bei einem weiteren Fachgespräch klären.

Dann sollen neben der Steb und den Bürgern Vertreter der Gebäudewirtschaft ihre Überlegungen zu der neuen Schule darlegen. Von einem offenen Schulgelände mit Liegestühlen am „Lindweiher“, wie die IG Künstler für Bickendorf den Dorfteich getauft hat, können die Bickendorfer jedoch sicher noch eine Weile träumen. Ein schneller Schulbau in Köln wäre eine absolute Sensation.


Der Lindweiler Hof ist einer der drei großen Gutshöfe in Bickendorf, die rund um den Dorfteich, den Kradepohl, der dort noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts zu finden war, angeordnet waren. Der letzte Bewohner des Lindweiler Hofs, der ein großzügiger Gutshof mit umlaufender Mauer, Torbögen und Stallgebäuden war, war Hans Knauf, der hier bis ins Jahr 1964 lebte. Nach seinem Auszug wurden mehrere Flachbauten für die Förderschule Lindweiler Hof gebaut. Diese wurden im Zuge der Überschwemmung vom 14. Juli 2021 zerstört und werden abgebrochen. Das historische Gutshaus bleibt erhalten.

Die Stadtentwässerungsbetriebe Köln bieten auf ihrer Website die Möglichkeit, das individuelle Risiko für Eigentümer bei Starkregen einzuordnen. Außerdem bieten die Steb an jedem zweiten Dienstag im Monat zwischen 18 und 19 Uhr eine Online-Beratung an, anmelden kann man sich unter starkregen@steb-koeln.de.