Auf dem Pro-Markt-Gelände hat die Stadt Wiehl mit dem Abriss der alten Gebäude begonnen. 2030 sollen die ersten Bewohner in das Musterwohnprojekt „Seequartier“einziehen.
Pro-Markt-GeländeAbriss als Startschuss für das Wiehler Seequartier

Die Projektskizze zeigt eine abwechslungsreiche Architektur, die bis ans Wasser reicht.
Copyright: MUST Stadt- und Regionalplanung
Die alte „Box“-Disco ist schon weitgehend entkernt. Auf dem Pro-Markt-Gelände am Wiehlpark haben in diesen Tagen die Männer des Erftstädter Abrissunternehmens Rhiem & Sohn begonnen, den leerstehenden Gebäudekomplex abzuräumen. In großen Containern werden die Baumaterialien fürs Recycling sortiert. Mitte April rückt das Abrisskommando dann dem Rohbau mit schwerem Gerät zu Leibe. Vier Wochen später soll hier nur noch eine freie Fläche zu sehen sein.
Errichtet wurden die Hallen in den 1970er Jahren für einen Petz-Supermarkt. Anfang des 20. Jahrhunderts stand im Bereich des heutigen Parkplatzes eine Bleischmelze, deren giftige Hinterlassenschaften nun bei einer Bodensanierung entsorgt werden müssen. Im Juni soll auch das erledigt sein. Allein in die Herrichtung des zwei Hektar großen Geländes wird die Stadt dann 850.000 Euro investiert haben.

Die Räume der „Box“-Disco sind schon weitgehend entkernt.
Copyright: Reiner Thies
Bürgermeister Ulrich Stücker rechnet denn auch nicht damit, dass die Stadt beim späteren Verkauf des Grundstücks einen guten Schnitt macht. Aber das ist es ihm wert. Zum einen, weil endlich ein städtebaulicher „Schandfleck“ verschwindet, der das Bild des schmucken, neuen Wiehlparks arg beeinträchtigt. Zum anderen schafft die Stadt damit die Voraussetzung für die Entwicklung des neuen „Seequartiers“.
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Ich sehe hier ein Riesenpotenzial für Wohnen und Gewerbe in einer Stadt der kurzen Wege.
Stücker nennt das Gelände ein „Filetstück“, idyllisch gelegen direkt am Wiehlpark und seinem Teich und fußläufig zum Angebot der Innenstadt. „Ich sehe hier ein Riesenpotenzial für Wohnen und Gewerbe in einer Stadt der kurzen Wege.“
Rund 138 Wohnungen und Büros sollen entstehen. Seit Eröffnung der Weiherarkaden 2002 hat es in Wiehl kein Wohnbauprojekt dieser Größe gegeben. Die Wegmarken für die Konzeptvergabe an einen privaten Bauentwickler folgen einer Rahmenplanung, für die das Rathaus das Büro „MUST Städtebau“ hinzugezogen hat. Die Kölner Planer haben eine Zweigstelle in der Grachtenstadt Amsterdam.
Stadt Wiehl plant „mit dem, nicht gegen das Wasser“
Das Wasser stellt nämlich auch in Wiehl eine besondere Herausforderung dar, wie der städtische Planungsamtsleiter Marcus Köster erläutert: Zwischen drei Blöcken führen zwei Erschließungsachsen zum Park – eine entlang des Mottelbachs, eine weitere parallel weiter östlich – und geben dem Wasser Überflutungsraum. Die Wohnhäuser werden so hoch platziert, dass sie auch bei einem extremen Hochwasser, wie es 2001 das Wiehltal flutete, nicht erreicht werden. Das wurde per Computersimulation erprobt. Es gilt das Prinzip „Planung mit dem, nicht gegen das Wasser“, merkt Köster an.
Im Geiste der Regionale 2025 und als Ergebnis eines städtebaulichen „Reallabor“-Prozesses soll hier eine „dreifache Innenentwicklung“ gelingen, geprägt von Verdichtung und Nutzungsvielfalt, vielfältigen Mobilitätsangeboten und Raum für Wasser und Grün. Natürlich strebt man moderne Standards bei der Energieversorgung an, dazu gehört viel Photovoltaik und Wärme aus Abwasser und Holzhackschnitzelheizung.
Der Bürgermeister will jetzt in die Bauleitplanung einsteigen und führt bereits Gespräche mit potenziellen Investoren aus der Region, um die Marktlage einzuschätzen. In den kommenden zwei Jahren wird das leergeräumte Pro-Markt-Gelände als Parkplatz für die Besucher des Wiehlparks dienen. Im Frühjahr 2027 soll dann im ersten Schritt die Brucher Straße leicht nach Norden verlegt werden, was ein Jahr in Anspruch nehmen wird. 2030 könnten dann die Häuser des ersten Bauabschnitts unterhalb der Brucher Straße bezugsfertig sein. Ulrich Stücker verspricht: „Die Stadt wird ihr Bild verändern.“