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NaturschutzbeiratWeshalb die gestandenen Leverkusener Ökos die Allee fällen wollen

Lesezeit 2 Minuten
Wiembach am Nachmittag, 14.7.21

Hochwasser am Wiembach am 14. Juli 2021 – die Empfehlung des Naturschutzbeirats lautet: Die Allee kann abgeholzt werden. 

Die Mehrheit im Landschaftsbeirat in Leverkusen unterstützt die Rodung der Wiembachallee zur Verbesserung des Hochwasserschutzes.

Der Landschaftsbeirat hat sich mehrheitlich für die Rodung der Wiembachallee und die Ausweitung des Bachbetts ausgesprochen. Die meisten Naturschützer und -nutzer im Gremium schließen sich damit dem Plan der Technischen Betriebe Leverkusen (TBL) an, der allerdings in der Bevölkerung und bei den Nachbarn der Allee zum Teil auf wenig Gegenliebe stößt. Viele Opladener wollen die dicht gewachsene und schattenspendende Allee erhalten, wie sie ist.

Wenn selbst gestandene Ökos bereit sind, freiwillig eine Allee abzuholzen, müssen die Argumente zugkräftig sein. Die Beiratsmitglieder begutachten den Fall Wiembach aus diesem Blickwinkel: Unter der Voraussetzung, dass das Bachbett möglichst natürlich gestaltet wird und dass einheimische Bäume entlang der gesamten Strecke gepflanzt werden, sei aus Sicht des Naturschutzes die Abholzung der bestehenden, eng gepflanzten Hainbuchenallee besser, so die mehrheitliche Meinung im Gremium.

Baumkrankheit: Hainbuchensterben greift nach der Wiembachallee

Simone Möller von den TBL erklärte, dass an einer Verbesserung des Hochwasserschutzes kein Weg vorbeiführe, denn man sei gesetzlich verpflichtet, gegen ein Hochwasser vorzusorgen, das statistisch alle 100 Jahre vorkomme. Der Vorschlag der TBL sieht vor, dass das Bachbett stark verbreitert würde, damit die Fließgeschwindigkeit verringert und der Abflussquerschnitt und auch das Fassungsvermögen bei Starkregen vergrößert würden. Dazu müssten mindestens eine, wenn nicht zwei Reihen der Hainbuchen beidseits des Baches abgeholzt werden. Aus naturschutzfachlicher Sicht sei es sogar besser, beide Baumreihen abholzen, weil dann entlang des neuen Wiembachbetts standortgerechte Baumarten, etwa Linden, gepflanzt werden könnten, hieß es im Ausschuss.

Einige der Hainbuchen seien zudem vom Hainbuchensterben betroffen, das sei eine neue Baumkrankheit.

Keine Alternative sah der Naturschutzbeirat mehrheitlich in Rückhalteflächen, die im Naturschutzgebiet an der Neukronenberger Straße und Biesenbach entstehen könnten. Dafür müssten 700 Bäume gefällt und Stauwerke im Wald errichtet werden und selbst dann würde das Retentionsbecken nicht ausreichen.

Der Nabu-Vorsitzende Hans-Martin Kochanek machte in seinem Schlusswort der Debatte noch eins deutlich: grundsätzlich sei er jetzt für den TBL-Plan. Was ihn an der ganzen Sache extrem störe, sei der in Leverkusen allzu nachlässige Umgang mit der Versiegelung von Fläche, auch Privatgärten, denn der ungebremste Abfluss von Regenwasser auf gepflasterten und geschotterten Grundstücken sei ja im Grunde auch mit ursächlich für die gestiegene Hochwassergefahr, abgesehen vom Klimawandel.

Einzig der Klimalisten-Vertreter Benedikt Rees und der vieljährige Nabu-Vorsitzende Erich Schulz stimmten gegen den TBL-Plan, zwei Mitglieder enthielten sich. Die große Mehrheit gab dem Wasserbauprojekt ihren Segen.