Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

„Meilenstein“Anrainer der Kyll in NRW und Rheinland-Pfalz kooperieren beim Hochwasserschutz

Lesezeit 4 Minuten
Fünf Männer und eine Frau sitzen an einem Tisch vor einem Fluss. Hinter ihnen stehen ein Mann und eine Frau. Im Hintergrund stehen Häuser und Bäume.

Die Kyll-Anrainer, unter anderem Achim Blindert (2.v.l.) und Jan Lembach (3.v.l.), unterzeichneten die Kooperation.

Die Planung, die für die Zusammenarbeit über die Ländergrenzen hinweg benötigt wird, will Rheinland-Pfalz mit 450.000 Euro unterstützen.

Die Anliegerkommunen der Kyll aus NRW und Rheinland-Pfalz wollen beim Hochwasserschutz kooperieren. Ein entsprechendes Abkommen wurde jetzt unterschrieben. Die dafür notwendigen Planungen wird das Land Rheinland-Pfalz mit rund 450.000 Euro unterstützen.

Die Stimmung auf der historischen Festwiese in Kordel (Landkreis Trier-Saarburg) unweit der Kyll, knappe 15 Kilometer oberhalb der Mündung in die Mosel bei Trier-Ehrang, war feierlich. „Das ist ein Meilenstein“, so Stefan Metzdorf, Landrat des Landkreises Trier-Saarburg. Er war Gastgeber einer Versammlung von Vertretern der Anliegerkommunen der 127,6 Kilometer langen Kyll.

Der Fluss entspringt in einem Vennausläufer-Feuchtgebiet bei Losheimergraben in der Gemeinde Hellenthal, fließt weitere rund sieben Kilometer bis hinter den Weiler Hammerhütte durch die Gemeinde Dahlem und die restlichen rund 116 Kilometer bis zur Moselmündung durch Rheinland-Pfalz.

Auch die Kyll verursachte erhebliche Flut-Schäden

Das auch an der Kyll verheerende Hochwasser in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 machte vor Bundeslandgrenzen nicht Halt. Unter anderem wurden weite Abschnitte der parallel verlaufenden Eifelstrecke Köln-Trier zerstört, in vielen der kleinen Orte entlang des Flusses entstanden erhebliche Schäden durch die über die Ufer getretene Kyll.

Eine Kooperation der Anliegerkommunen ist die Konsequenz. Genauer: „Die Kooperationsvereinbarung zur Beauftragung eines Aktionsplanes zur hochwasservorsorgenden Gewässerunterhaltung und -entwicklung sowie für überörtliche Hochwasserschutzmaßnahmen an der Kyll“, so der Titel des Papiers. Es wurde von Vertretern des Zweckverbandes Kronenburger See, des Kreises Euskirchen, den Landräten der Kreise Vulkaneifel, Bitburg-Prüm und Trier-Saarburg, sowie dem Beigeordneten der Stadt Trier unterschrieben.

Für Hans-Peter Böffgen, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Gerolstein und Sprecher der schon 2011 gegründeten „Hochwasserpartnerschaft Kyll“ war es daher „ein denkwürdiger Tag“. Er kann sich nach 14 Jahren für die Initiative und deren Sorge um den grenzüberschreitenden Hochwasserschutz am Eifelfluss bestätigt sehen.

Hochwasserschutz soll in zwei Jahren geplant werden

Auch Achim Blindert, Allgemeiner Vertreter von Euskirchens Landrat Markus Ramers, unterschrieb das Papier. Der Kreis ist mit der Staumauer des Kronenburger Sees über den interkommunalen und bundeslandüberschreitenden Zweckverband Kronenburger See an einem ersten Hochwasserschutzprojekt am Oberlauf der Kyll beteiligt. „Wir haben schon mit den Kooperationen für die Ahr, hier haben wir auch die Federführung, sowie mit dem Erftverband für die Erft und mit dem Wasserverband Eifel-Rur für Urft und Olef Erfahrungen gesammelt“, so Blindert. Man wolle gerne für die neue Kooperation an der Kyll Knowhow beisteuern.

Unterstützung kommt auch von Jan Lembach, Bürgermeister der Gemeinde Dahlem und in Kordel für den Zweckverband Kronenburger See dabei: „Unsere Staumauer hat damals zum Glück gehalten und so Überschwemmungen etwa von Kronenburgerhütte oder Hammerhütte verhindert.“

Die Projektleitung der neuen Zusammenarbeit liegt beim Landkreis Trier-Saarburg. Vorgesehen ist zunächst eine auf zwei bis drei Jahre projektierte Planungsphase. In dieser entwickeln die Anliegerkommunen, fachlich unterstützt vom etwa Informations- und Beratungszentrum Hochwasservorsorge Rheinland-Pfalz   einen Maßnahmenkatalog. Geplant werden natürliche Ausweichflächen für die Kyll, Ausbau und/oder Befestigung von Uferrandflächen, sowie technischer Hochwasserschutz wie   Retentionsbecken oder Treibgutrechen an Kyll-Zuflüssen.

Nun soll Tempo gemacht werden

Das Land Rheinland-Pfalz, so Umwelt- und Klimaschutzministerin Katrin Eder, will die Planungsarbeiten, deren Kosten auf rund 500.000 Euro geschätzt werden, zu 90 Prozent kofinanzieren. Für die Umsetzung der Maßnahmen werde man zudem 60 bis 80, in Ausnahmefällen auch bis zu 90 Prozent der förderfähigen Kosten tragen, so Eder. Die Ministerin stellte klar, dass sie erwarte, dass es im Zuge der Abarbeitung der Aufgaben zur Gründung einer Art Zweckverband komme, um künftig effektiv Hochwasserschutz planen und umsetzen zu können.

Nun müsse es schnell gehen mit dem Hochwasserschutz, sagte Hans-Peter Böffgen, durch dessen Gemeinde die Kyll mit rund 45 Kilometern den längsten Flussabschnitt hat: „Das erwarten die Leute.“

Auf der historischen Festwiese von Kordel wurden nach der Feierstunde die gedeckten Tische der Bierzeltgarnituren wieder abgebaut. Die Ortsgemeinde Kordel hätte hier – nachdem die Hochwasserschäden   schon lange beseitigt sind – gerne alles wie immer: Ein zum Flussufer erhöhtes Plateau, auf dem sich feiern lässt. Aus Gründen des Hochwasserschutzes wäre das keine so gute Idee. Hier würden Experten eher ein sich zur Kyll hin abflachendes Gelände sehen, um dem Fluss im Notfall Platz zur gezielten Überschwemmung zu bieten. Da dürfte noch Gesprächsbedarf bestehen.


Eifelstrecke der Bahn

Die Ministerin für Umwelt und Klimaschutz in Rheinland-Pfalz, Katrin Eder, äußerte sich am Rande der Veranstaltung zur Kritik an der langen Dauer der Fertigstellung der Eifelstrecke Trier-Köln. Auf Anfrage zeigte Eder Verständnis für den Unmut der Anlieger und der Fahrgäste. Sie betonte: „Mein Ministerium will die Eifelstrecke genauso wie die Region!“

Sie sehe die Bahnstrecke, deren Elektrifizierung nun erst im Jahr 2028 abgeschlossen sein soll, als eine „Riesenchance für die Region“. Man habe das Ziel, mit der geplanten punktuellen Zweigleisigkeit außerhalb der Tunnels, die vor allem im südlichen Teil der Strecke zu finden sind, künftig auch Güterverkehr durch möglichen Begegnungsverkehr zu ermöglichen. Zudem solle sich die Fahrzeit Trier-Köln auf zwei Stunden und 20 Minuten verkürzen.