Seit 27 Jahren arbeitet Kämmerin Ramona Hörnchen im Hellenthaler Rathaus. SPD, FDP, Grüne und UWV stellen sie als Bürgermeisterkandidatin vor.
KommunalwahlFinanzexpertin Ramona Hörnchen will Bürgermeisterin in Hellenthal werden

Ramona Hörnchen, Kämmerin der Gemeinde Hellenthal, geht für SPD, Grüne, FDP und UWV ins Bürgermeisterrennen.
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Sind die Hellenthaler Lokalpolitiker abergläubisch? Oder haben sie nur ein gutes Händchen für Symbole und Inszenierung? Dass die Wahl des Ortes, an dem die vier Gemeindeverbände von SPD, Grünen, FDP und UWV ihre Bürgermeisterkandidatin Ramona Hörnchen vorstellten, zufällig gewesen sei, wollte niemand behaupten. Eher im Gegenteil wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass der Saal der Grenzlandstuben in Hellenthal schon einmal der Ort gewesen sei, an dem diese vier Verbände ihren gemeinsamen Bewerber für das Bürgermeisteramt vorstellten.
Im Jahr 2009 war es, als sie an gleicher Stelle Rudolf Westerburg vorstellten. Im Vorfeld der Wahl 2009 war es in der CDU zu massiven Querelen gekommen, ihr Kandidat schmiss hin. Ohne Gegenkandidaten wurde der parteilose Westerburg Bürgermeister – was er bis heute ist. Er wird bei der Wahl im September 63 Jahre alt sein und nicht mehr antreten.
In Hellenthal gibt es nun zwei Kandidaten für Westerburgs Nachfolge
Nun geht es um seine Nachfolge. Nicht viele der rund 60 Besucher, die sich den Termin nicht entgehen lassen wollten, hatten die Kämmerin der Gemeinde auf dem Zettel, als die Vertreter der Gemeindeverbände den Abend eröffneten. Mit der Präsentation von Hörnchen war ihnen eine faustdicke Überraschung gelungen.
Entsprechend strahlten Peter Rauw (FDP), Heinz-Bert Weimbs (SPD), Gunter Echtle (Grüne) und Hans Mießeler (UWV) übers ganze Gesicht. Vor allem war ihnen das Kunststück gelungen, den Namen tatsächlich geheimzuhalten, was angesichts des Kreises von rund 15 Personen, die eingeweiht waren, schon eine Leistung darstellte. Mit viel Beifall honorierten die Gäste die Kandidatur.

Zufriedenheit strahlten die Vertreter von FDP, Grünen, SPD und UWV bei der Vorstellung ihrer Bürgermeisterkandidatin aus: Peter Rauw (v.l.), Gunter Echtle, Werner Wamser, Hans Mießeler und Heinz-Bert Weimbs.
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Damit bewerben sich in Hellenthal zwei Kandidaten um das Bürgermeisteramt, die das Rathaus gut kennen, da sie beide dort arbeiten. Martin Berners, stellvertretender Fachbereichsleiter Bauen und Planen, wurde von der CDU im Oktober als Bewerber präsentiert.
Mit der Vorstellung von Ramona Hörnchen wurde der Wahlkampf eröffnet
Nun zieht die politische Konkurrenz nach. Gut vorbereitet war man in den Vorstellabend gegangen. Rauw zückte gleich aus einem braunen Umschlag die Werbeflyer mit dem Konterfei Hörnchens, die Website ist online. Weimbs, stets zu einer geschliffenen Spitze in Richtung der Christdemokraten aufgelegt, ging denn auch gleich in den Wahlkampfmodus über und nahm sich deren Kandidaten vor.
„Der CDU-Kandidat verfügt sicher über die fachliche Kompetenz“, bereitete er das folgende „aber“ vor. Allerdings lasse er Entscheidungsstärke und Führungskompetenz vermissen. Das spiegele sich darin, dass er CDU-Mitglied habe werden müssen, um zu kandidieren. „Parteimitglied zu werden, um für eine Partei als Bürgermeister zu kandidieren, hat etwas mit dem Verkauf der Seele zu tun“, vollendete er den Angriff.
Ramona Hörnchen tritt in Hellenthal bewusst als parteilose Kandidatin an
Bei den vier Parteien, die nun Hörnchen vorstellen, hat die Parteilosigkeit Tradition. Manfred Ernst sei zwar CDU-Mitglied, aber Kandidat aller Parteien gewesen, erinnerte Weimbs. Westerburg ist in seinen drei Wahlkämpfen immer parteilos angetreten – und habe keine der Gruppierungen geschont, die ihn einst ins Amt gehoben haben.
Ja, ich kann, und ich will.
Durchaus waren auch Konflikte auszutragen. Daraus machte an diesem Abend keiner einen Hehl. Doch das Fazit sei: „Es waren fruchtbare Jahre, viel hat sich bewegt“, so Hans Mießeler (UWV), und auch die anderen schlossen sich der Anerkennung der Leistung des scheidenden Bürgermeisters an.
Dass es bei Hörnchen als Gemeindeoberhaupt stets harmonisch zugehen wird, erwartet Weimbs nicht: „Beim Gespräch über ihre Kandidatur hat sie nicht alle Themen so wie wir gesehen.“ Das habe aber nicht abgeschreckt, sondern imponiert. „Uns als Fraktionen hat sie gelegentlich schon mal getadelt“, machte er deutlich.
„Als Peter Rauw mich im Namen der hier anwesenden Fraktionen im vergangenen September fragte, ob ich mir eine Kandidatur vorstellen könne, war ich mehr als überrascht“, berichtete sie über die Entscheidungsfindung. So habe sie zuerst mal gelacht – und dankend abgelehnt. Doch je mehr sie darüber nachgedacht habe, desto mehr habe ihr die Vorstellung gefallen, und so habe sie noch einmal Rauw kontaktiert und ihr Interesse bekundet.
Trotzdem frage sie sich oft, ob sie das wirklich könne und wolle. Immer wieder sei die Antwort: „Ja, ich kann, und ich will.“ Wichtig sei ihr die Parteilosigkeit und Unabhängigkeit. Denn in der Kommunalpolitik gehe es nicht darum, welche Lösung von welcher Partei stamme, sondern was gut für die Bürger sei. Als unabhängige Kandidatin könne sie Vorschläge neutral bewerten.
Zur Person
Ramona Hörnchen ist 46 Jahre alt und stammt aus dem Stadtgebiet Schleiden, wo sie derzeit auch wohnt. Doch im Herzen sei sie Hellenthalerin.
Ihre Ausbildung zur Bürokauffrau erfolgte beim Wasserverband Oleftal in Hellenthal. 1998 wechselte sie zur Gemeindeverwaltung, wo sie seit nunmehr 27 Jahren arbeitet. In dieser Zeit absolvierte sie beide Verwaltungslehrgänge und bestand die Prüfung zur Bilanzbuchhalterin IHK. „Von der kleinen Buchhaltungskraft bis zur Kämmerin bin ich den Finanzen treu geblieben – in guten wie in schlechten Zeiten“, sagt Hörnchen.
Als Bürgermeisterin plane sie unter anderem, den Neubau der Grundschule voranzutreiben, notwendige Kitaplätze zu schaffen – auch im Angesicht rückläufiger Geburtenzahlen – und eine Priorisierung der beschlossenen Investitionen. So solle die Erweiterung des Rathauses erst in Angriff genommen werden, wenn Bereiche wie Schulen oder Feuerwehr abgearbeitet seien. Auch soll die Digitalisierung vorangetrieben und die beschlossene Stiftung gegründet werden.