Einige Kölner Grünflächen sehen auf den ersten Blick vertrocknet und vernachlässigt aus. Die Stadt verfolgt einen Plan, um auf den Flächen die Artenvielfalt zu fördern.
Veedel sollen blühenSo setzt sich die Stadt für mehr Grün und Vielfalt auf Kölner Wiesen ein
Junikäfer im Takufeld waren vielen Menschen bislang unbekannt. Als aber die Wiese im Neuehrenfelder Park vor wenigen Wochen in voller Blüte stand, stellten sich auch die eher unauffälligen Insekten dem ein oder anderen Parkbesucher vor. Wenn sich die Käfer in der Abenddämmerung auf Partnersuche begeben, fliegen sie mit lautem Gebrumm auch schon mal Menschen an. Die quittieren das nicht selten mit schrillem Kreischen, schlagen wild um sich oder rennen davon.
Artenreiche Wiesen, wie sie in allen Bezirken in Parks anzutreffen sind, sorgen nicht nur für mehr Pflanzenvielfalt und einen hübschen Anblick. Insekten werden angelockt, was wiederum Vögel und Kleintiere freut. Langfristig sollen in jedem Bezirk zehn Hektar – das entspricht etwa der Größe von 14 Fußballfeldern – artenreiche Wiesen entstehen.
Das Projekt ist Teil der städtischen Konzeption „Stadtgrün naturnah“. Damit soll die früher intensive Pflege der Parks mit stets kurz gehaltenem Grasnarben zugunsten extensiver Pflege mit zielgerichtetem Mitteleinsatz umgewandelt werden.
Kräuter und hochwachsende Gräser sollen Kölner Parks artenreicher machen
Das bedeutet meist, dass Flächen mit Parkrasen, auf dem höchstens mal Löwenzahn oder Gänseblümchen für Farbtupfer sorgten, allmählich weniger werden. An ihre Stellen treten dann Kräuter wie Schafgarbe oder Kamille und hochwachsende Gräser. Aber der Eindruck täuscht, dass man die Wiesen einfach nur „ins Kraut“ schießen lässt, um sich die Mühen des Mähens zu ersparen.
Für das Ziel einer größeren ökologischen Vielfalt wird viel Aufwand betrieben. Die Flächen der artenreichen Wiesen stehen unter Beobachtung. Ein fundiertes Monitoring der einzelnen Wiesenprojekte ist wesentliche Voraussetzung für die Entwicklung. Die biologische Station Leverkusen/Köln des Naturschutzbunds (Nabu) übernahm das Monitoring der artenreichen Wiesen. Gesteuert wird dabei zum Beispiel der richtige Zeitpunkt des Mähens. Und natürlich wird geschaut, ob alles so wächst wie gewünscht oder erwartet. So rückten mancherorts nochmals Traktoren an, um die Flächen zu überarbeiten. Dabei wurde die Saatgutmischung verbessert.
Durch Trockenheit und Hitze entsteht eine Art Selektion
Dass es hier und da kahle Stellen gab und dass aufgrund der wochenlangen Trockenheit die Wiesen gelb und braun wurden, blieb auch den Experten nicht verborgen. „Irreparable Schäden resultierend aus der Trockenheit sind bis jetzt nicht bekannt“, erklärte aber Stadtsprecherin Simone Winkelhog auf Anfrage. Durch Witterungsbedingungen wie Trockenheit und Hitze fände eine Art Selektion statt. Pflanzenarten, die resistenter gegen Hitze sind, werden sich vermehrt durchsetzen und die weniger resistenten nehmen im Bestand ab.
Überdies entwickeln sich Flächen aufgrund ihrer Bodenbeschaffenheit und Lage unterschiedlich. Durch die diesjährige Witterung im Frühjahr, so Winkelhog weiter, hätten sich die meisten artenreichen Wiesen später entwickelt als im vergangenen Jahr. Somit sind einige dieser Flächen auch später als im vergangenen Jahr gemäht worden.
Erst kürzlich rückten die Traktoren mit Mähaufsatz an und hinterließen Flächen voller Heu. Das sogenannte Mahdgut bleibt anschließend für mindestens einen Tag liegen, damit trockene Saatkörner herausfallen können. Der Abtransport in Form von Ballen geht dann aber in Richtung Biogasanlage. Auch das sei eine Form nachhaltiger Verwertung. Als Futtermittel komme das Mahdgut nicht infrage, weil es noch andere Stoffe, wie etwa Hundekot enthalte.
Nur einige wenige Teilflächen wurden an landwirtschaftliche Betriebe zur Futtergewinnung vergeben. Für andere wurden im Rahmen eines Beweidungskonzeptes Pachtverträge mit Schäfern abgeschlossen.
Insgesamt betont Simone Winkelhog, dass die Akzeptanz der artenreichen Wiesen hoch sei. Das merke man daran, wie sich die Nutzung der Flächen verändert habe. Viele Bürgerinnen und Bürger schätzen nicht nur die bunte Blütenpracht, sondern erkennen an, dass die Stadtverwaltung das Thema der biologischen Vielfalt ernst nimmt.