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Schadstoffe in SchulenEltern kritisieren Stadt Köln wegen Umgang mit Schulschließungen

Lesezeit 3 Minuten
16.09.2024, Köln: Außenansicht der Kolkrabenschule.
Förderschule Kolkrabenweg mit dem Förderschwerpunkt „Geistige Entwicklung“.

Außenansicht der Kolkrabenschule in Vogelsang

Die Stadt Köln hatte am Freitag mitgeteilt, dass eine Grund- und eine Förderschule in Vogelsang vorübergehend schließen müssen.

Verärgert sind Kölner Eltern über die Informationspolitik der Stadt zur Schließung der Schulen am Kolkrabenweg in Vogelsang. Am Freitagnachmittag hatte die Stadt bekanntgegeben, dass die Gebäude der Grundschule und der Förderschule wegen Schadstoffbelastung vorsorglich geschlossen werden müssen. In der Raumluft seien erhöhte Napthalinwerte gemessen worden – Naphtalin ist ein sogenannter polyzyklischer aromatischer Kohlewasserstoff, der übel riechen kann. Bei längerem Einatmen kann es zu Kopfschmerzen und Übelkeit kommen.

Die Schulen, teilte die Stadt Köln mit, seien bereits Ende August persönlich vor Ort über die Ergebnisse aus der Schadstoffmessung in zehn Räumen informiert worden. Die Förder- und die Grundschule griffen nun vorübergehend auf ein „in der Pandemie bewährtes Distanzunterrichts- und Selbstlernkonzept zurück und bieten auch eine Notfallbetreuung für Kinder mit berufstätigen Erziehungsberechtigten an“.

„Am vergangenen Donnerstag noch hatten wir eine Schulpflegschaftssitzung. Darin war nicht die Rede von einer Schadstoffbelastung an der Schule“, wundert sich Monika Flock, Klassenpflegschaftsvorsitzende und Mutter von zwei Kindern der Förderschule. „Wir sind nicht bereits Ende August informiert worden, sondern erst vergangenen Freitag von den Klassenlehrern angerufen worden, nachdem unsere Kinder schon zu Hause waren.“

Die Schulleitung ist unseres Wissens nach selbst von der Aktion der Stadt Köln am Freitag überrascht worden. Wir sind nicht bereits Ende August informiert worden, sondern erst vergangenen Freitag
Cristina Tettamanzi, neue Schulpflegschaftsvorsitzende

Die Schulleitung ist „unseres Wissens nach selbst von der Aktion der Stadt Köln am Freitag überrascht worden“, sagt Cristina Tettamanzi, seit Donnerstag neue Schulpflegschaftsvorsitzende der Förderschule. Viele Betroffene hätten am Freitagnachmittag über den Internetauftritt des „Kölner Stadt-Anzeiger“ von der Schulschließung erfahren.

Die Stadt Köln teilte am Montag auf Nachfrage mit, sie habe die Schulleitungen informiert, „sobald belastbare Ergebnisse zur Verfügung standen“. Zu den genauen Zeitabläufen über die Informationen innerhalb der Schule könne die Stadt nichts sagen.

„Eine Notfallbetreuung, wie von der Stadt mitgeteilt, wurde uns bislang noch nicht angeboten und ist auch noch nicht organisiert“, sagt Tettamanzi. „Wir möchten unterstreichen, dass es sich hier um Kinder handelt, die einen erhöhten Unterstützungsbedarf für die Bewältigung des Alltags brauchen. Ein übliches Homeschooling, wie man das bei anderen Kindern kennt, mit Zoom-Sitzungen und Selbstlernen ist in den meisten Fällen impraktikabel.“ Von „bewährtem Distanzunterricht“ könne keine Rede sein. „Den Kindern fehlen jetzt auch zahlreiche Angebote wie Physiotherapie, Logopädie oder Autismustherapie, die in den Unterricht integriert sind.“

Die Stadt übersieht offenbar, dass es sich bei unseren Kindern mit geistiger Behinderung um eine besonders vulnerable Gruppe handelt
Cristina Tettamanzi

Sich um den baulichen Zustand des Gebäudes erst zu kümmern, wenn Grenzwerte überschritten seien, „anstatt vorsorglich und perspektivisch Maßnahmen zu ergreifen, um so eine Situation zu vermeiden, ist eine Vernachlässigung der Pflicht der Verwaltung und den Behörden, für das Gemeinwohl der Gesellschaft und vor allem der Kinder zu sorgen“, so Tettamanzi. „Die Stadt übersieht offenbar, dass es sich bei unseren Kindern mit geistiger Behinderung um eine besonders vulnerable Gruppe handelt.“

Aktuell seien überdies Schulbegleiter der Kinder für andere Schulen abgezogen worden – „dabei würden sie jetzt eigentlich für die Betreuung unserer Kinder zu Hause gebraucht“, so Monika Flock.

Sie wisse nicht, wie es zu den „beschönigenden Informationen“ komme, sagt Flock. „Die Probleme der Schule sind auf jeden Fall eigentlich schon ganz andere.“ So habe durch die Aufnahme vieler neuer Schülerinnen und Schüler die gesamte Mittelstufe an die Außenstelle Zusestraße des Gymnasiums Lövenich ausweichen müssen, die Fahrzeiten seien durch den Unterricht an zwei Standorten „zum Teil schwer erträglich“.