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Eltern erheben schwere VorwürfeBrutkasten in Kölner Uniklinik mit Keim belastet

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Kölner Uniklinik Heinekamp 231019

Die Kölner Uniklinik.

Köln – Grobe Fahrlässigkeit, schwerwiegende Mängel bei der Einhaltung der Hygienevorschriften, eine katastrophale Kommunikation mit den Eltern: Die Vorwürfe, die Jens und Katharina P. (alle Namen geändert) gegen die Kölner Uniklinik erheben, sind gravierend. Seit einer Woche befindet sich ihre Tochter dort in Behandlung, die Eltern wähnten sie in guten Händen.

Doch am Mittwochvormittag, so erzählt es Jens P., sei die Hiobsbotschaft gekommen: Der Inkubator, also ein Brutkasten, in dem das in der 28. Woche geborene Frühchen lag, war mit einem Keim belastet. „Eine Schwester hat uns informiert, dass es eine Warnung der Hygieneabteilung gab, wonach der Inkubator mit Schimmelpilzen befallen war“, sagt der 40-Jährige. Der Vater fürchtet, dass die Verunreinigung lebensbedrohliche, wenn nicht tödliche Folgen für sein Kind hat, da dessen Immunsystem nicht in der Lage ist, Keime zu bekämpfen.

Tochter zu früh in den Inkubator gelegt

Drei Wochen ist es her, dass die kleine Louisa und ihr Zwillingsbruder Jannik in Leverkusen zur Welt kamen – drei Monate zu früh. Während es dem Jungen den Umständen entsprechend gut geht, erlitt das Mädchen bei der Geburt schwere Hirnblutungen sowie weitere Schäden. Wegen einer geplanten Operation wurde Louisa dann nach Köln in die Uniklinik verlegt.

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Als das Mädchen vor drei Tage nochmals innerhalb der Klinik verlegt wurde, kam auch ein neuer Inkubator zum Einsatz. Dabei, so schildert es der Vater, sei es zu der möglicherweise folgenschweren Panne gekommen. Um eine Infizierung mit Pilzsporen sicher auszuschließen, brauche es 48 Stunden, in denen im Labor eine Kultur angelegt wird. Seine Tochter sei aber vor Ablauf dieser Frist in den Inkubator gelegt worden.„Für mich hat die Klinik grob fahrlässig gehandelt. Es kann immer etwas schiefgehen, auch wenn man größte Sorgfalt walten lässt. Das ist dann Schicksal“, sagt Jan P. „Aber dieser Fehler wäre vermeidbar gewesen, wenn man nur die Hygienevorschriften eingehalten hätte.“

Uni-Klinik hält die Lage nicht für dramatisch

Die Universitätsklinik schätzt den Vorfall indes weit weniger dramatisch ein. Auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ ließ die Pressestelle wissen: „Bei unseren routinemäßigen Kontrolluntersuchungen der Inkubatoren wurde bei einem Inkubator ein Umweltkeim gefunden, der überall natürlich vorkommen kann und der nicht meldepflichtig ist. Des Weiteren wurde dieser nur an einer Stelle des Inkubators in der geringstnachweisbaren Konzentration gefunden.“

Der Inkubator sei vorsorglich ausgetauscht worden. Die Kontrolluntersuchungen seien zudem nicht gesetzlich vorgeschrieben, sondern Bestandteil des uniklinikeigenen Hygienemonitorings, um die Frühchen besonders zu schützen. Und weiter: „Bei dem frühgeborenen Kind gibt es keinerlei Hinweis auf eine Infektion.“

Jens und Katharina P. wollen ihre Tochter nun so schnell wie möglich wieder nach Leverkusen zurück verlegen lassen. Im Vergleich zu Leverkusen, so ihr Eindruck, sei der Umgang mit den Hygienevorschriften in Köln insgesamt sehr fragwürdig. „Dort haben Eltern Essen und Jacken mit auf die Station gebracht. Es gibt keine Infotafeln zur Desinfektion und auch keine Besucherschleuse, die Station ist für jeden frei zugänglich“, so Jens P. Manche hätten ihre Sachen sogar auf den Mülleimern abgelegt.

„In Leverkusen gab es schon einen Anpfiff, wenn wir den Mülleimer einmal mit der Hand geöffnet haben. Und uns wurde genauestens erklärt, wie und wann wir unsere Hände desinfizieren müssen.“Auch die Kommunikation mit den Eltern sei miserabel gewesen. Die Verlegung ihrer Tochter sei eigentlich schon früher geplant gewesen, berichtet Jens P. Doch an dem vereinbarten Termin warteten die Eltern in Leverkusen vergeblich auf ihr Kind. „Angeblich weil wir für die Kölner den ganzen Tag nicht zu erreichen waren.“ Doch dann stellte sich heraus: Die Station hatte die Telefonnummern der Eltern gar nicht notiert.