Erste Versuche erfolgreichSo will die Stadt Köln Bauanträge schneller bearbeiten
Köln – Wer in Köln neu bauen oder ein bestehendes Gebäude erweitern will, der muss sich in sehr viel Geduld üben. Architekten rechnen im Durchschnitt mit einer Wartezeit von einem Jahr, bis die Stadtverwaltung nach dem Einreichen des Bauantrags eine Baugenehmigung erteilt. Das gilt ebenso für Privatleute, die ein Einfamilienhaus planen wie für Immobilieninvestoren, die ein größeres Bauprojekt steuern. An dieser Situation hat sich seit Jahren nichts verändert, obwohl Politik und Verwaltung in regelmäßigen Abständen Verbesserungen ankündigen. Das Interesse daran ist groß, denn nach wie vor entstehen in Köln viel zu wenig neue Wohnungen. Das liegt vor allem daran, dass zu wenig Bauflächen zur Verfügung stehen. Dass die Bauanträge ein Jahr und länger dauern, hat aber ebenso einen Anteil an der Misere.
Dass es besser geht, zeigen größere Nachbarstädte wie Bonn und Düsseldorf, aber auch Beispiele aus dem Umland. Aus der Immobilienbranche ist zu hören, dass manche Investoren Köln inzwischen meiden, weil nicht absehbar ist, wie lange ein großes Bauprojekt tatsächlich dauern wird. Es sei deutlich sicherer, in Städten wie Wesseling oder Bergisch Gladbach zu bauen, da Baugenehmigungen dort deutlich schneller vorliegen würden als in Köln.
Der Verdruss bei den Bauherren hängt allerdings weniger mit einem Mangel an Geduld und vielmehr mit Geld zusammen. Denn die langen Wartezeiten können sehr teuer werden. Hat jemand ein Grundstück gekauft, muss er für die dafür aufgenommenen Bankkredite Zinsen zahlen. Umso länger es dauert, bis tatsächlich gebaut werden darf, desto mehr Zinsen fallen an. Für Privatleute bedeutet das, dass sie bereits Kosten haben, obwohl sie noch lange nicht in das geplante Haus einziehen können. Immobilienunternehmer sind wiederum nicht in der Lage, Geld einzunehmen, solange sich das geplante Bauprojekt nicht abschließen lässt.
Mangel an Personal im Amt
Als Baudezernent Markus Greitemann im Juni 2018 sein Amt antrat, ruhten auf ihm viele Hoffnungen. Als eine Art Gegenentwurf zu seinem Vorgänger Franz-Josef Höing – der vor allem als Planer eines Köln der Zukunft galt – sollte der Sauerländer als ausgewiesener Verwaltungsfachmann vor allem die Strukturen in seinem Dezernat auf Vordermann bringen. Doch bislang hat sich die Struktur im Bauaufsichtsamt zumindest nicht so geändert, dass die Baugenehmigungen schneller kämen als vor Greitemanns Amtsantritt.
„In einer großen Stadt wie Köln dauern Bauanträge sicher länger als in kleineren Städten“, sagte der Baudezernent im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Ein Grund für die weiterhin langen Wartezeiten sei nach wie vor ein Mangel an Personal. An dieser Stelle setzt auch das neue Ratsbündnis aus Grünen, CDU und Volt an. Die drei Partner wollen das Bauaufsichtsamt personell besser ausstatten als bislang, um die Geschwindigkeit zu erhöhen. Wie zielführend das ist, bleibt jedoch fraglich. Denn bereits jetzt gibt es dort viele unbesetzte Stellen, für die sich niemand finden lässt. Das liegt vor allem daran, dass sich Bauingenieure und Architekten aufgrund des Booms der Branche zurzeit im Prinzip einen Job aussuchen können. Die Arbeit in einer Stadtverwaltung steht bei den meisten offensichtlich nicht ganz oben auf der Liste.
Bearbeitungsdauer seit langer Zeit ein Problem
Architekten berichten davon, dass erst mit Eingang des Bauantrags festgelegt wird, welcher Sachbearbeiter zuständig ist. So sei es nicht möglich, vorab Probleme zu lösen, die sich bereits abzeichnen, während die Architekten ihre Pläne erstellen. Das führe dazu, dass erst während der Genehmigung ein Austausch stattfinde, so dass die Architekten erst dann nachbessern könnten – auch deshalb gehe immens viel Zeit verloren.
Dass es sich bei der langen Bearbeitungsdauer um ein dauerhaftes und nicht um ein vorübergehendes Problem handelt, zeigt auch die eigene Einschätzung zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie. „Wir haben bislang nicht festgestellt, dass sich unsere Rückstände bei der Bearbeitung der Bauanträge seit Beginn der Pandemie vergrößert haben“, sagt Greitemann.
Zur Beschleunigung setzt der Baudezernent auf die digitale Bauakte. Ein Pilotversuch mit ausgewählten Unternehmen soll dem Vernehmen nach positiv gelaufen sein. Die Pläne für den Bauantrag ließen sich dabei in digitaler Form einreichen und nicht wie sonst üblich in der Papierform – die Bearbeitungszeit soll sich daraufhin teilweise halbiert haben. Ein weiterer Vorteil bestand darin, den jeweils aktuellen Bearbeitungsstatus nachvollziehen zu können.
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Entsprechend euphorisch blicken die Architekten auf das Projekt. „Wir setzen große Hoffnungen auf die digitale Bauakte – man sollte den Verwaltungsmitarbeitern allerdings auch verbindliche Zeitvorgaben für die Bearbeitung machen“, sagt Reinhard Angelis, Vorsitzender des Bund Deutscher Architekten (BDA) Köln. Die Digitalisierung in Verbindung mit Fristen sei vielversprechend. „Die Architektenszene sehnt sich nach der digitalen Bauakte, weil wir es auch sonst gewohnt sind, so zu arbeiten“, sagt Architekt Gert Lorber. Insgesamt wäre dieser Ansatz wesentlich „teamfähiger“ und für den Lauf in den beteiligten Ämtern von Vorteil.
Wie zu erfahren war, will die Stadt Mitte April bekanntgeben, wie es mit der digitalen Bauakte weitergeht. Eigentlich sollte das Digitalprojekt bereits im Herbst dieses Jahres starten – wie aus dem Rathaus zu hören ist, könnte sich das allerdings noch einmal verzögern.