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Kommentar

Zelebrierte Unkenntnis
Kardinal Woelkis zweifelhafter Sieg vor Gericht

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Lesezeit 2 Minuten
Kardinal Rainer Maria Woelki wartet im Foyer des Landgerichts vor der Sicherheitsschleuse.

Kardinal Rainer Maria Woelki wartet im Foyer des Landgerichts vor der Sicherheitsschleuse.

Wo außerhalb der katholischen Kirche käme eine Führungspersönlichkeit mit so etwas durch?

Die Schere für Kardinal Rainer Woelki geht immer weiter auseinander. Zwar hat das Landgericht Köln jetzt in einem Presserechtsstreit mit der „Bild“-Zeitung zugunsten des Kölner Erzbischofs entschieden. Sieht man sich das Urteil aber einmal genau an, dann wird deutlich, dass der von Woelkis Anwalt eilfertig bejubelte Sieg vor allem auf einer juristischen Engführung beruht: Kannte der Kardinal zwei belastende Dokumente bzw. deren Inhalt zu Missbrauchsvorwürfen gegen einen Priester, als er diesen 2017 beförderte?

Den Beweis für diese Behauptung blieb die „Bild“-Zeitung schuldig und darf sie deshalb vorerst nicht wiederholen. Aber: Im Prozess gab es Hinweise zuhauf, dass Woelki über den Lebenswandel des Priesters sehr viel besser informiert gewesen sein dürfte, als er glauben machen will. Die Glaubwürdigkeit einer Zeugin, die Woelki in dieser Hinsicht schwer belastete, hebt das Gericht im Urteil eigens und mit ungewöhnlicher Eindringlichkeit hervor.

Strafrechtliche Ermittlungen gegen Rainer Maria Woelki könnten anders ausgehen

Umgekehrt hätte Woelki mehrfach Gelegenheit gehabt, sich jene Kenntnisse über den Geistlichen anzueignen, die ihm ein fundiertes Urteil zu dessen weiterer Verwendung ermöglicht hätten. Nur spielte all das für die presserechtliche Bewertung des Falls keine Rolle. In parallelen strafrechtlichen Ermittlungen gegen Woelki könnte das schon anders aussehen.

Aus vor Gericht geradezu zelebrierter Unkenntnis, Desinteresse und Erinnerungslücken hat sich der Kölner Erzbischof sein Leitungsideal gezimmert. Und das ausgerechnet im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch im Erzbistum, dessen Aufarbeitung sich Woelki angeblich mit allerhöchster Priorität widmen wollte. Wo außerhalb der katholischen Kirche käme eine Führungspersönlichkeit mit so etwas durch?