Die Kölnerin Eva Eiselt erhielt 2023 den Deutschen Kabarettpreis. Warum einige Best-Of-Nummern immer noch erschreckend aktuell sind, verrät sie im Gespräch.
„Jeder sollte eigene Schublade hinterfragen“Kölner Kabarettistin Eva Eiselt plädiert für offene Debattenkultur
Als Donald Trump 2017 Präsident der USA wurde, hat sich Kabarettistin Eva Eiselt eine Nummer ausgedacht, in der sie die Freiheitsstatue spielt. „Da haben alle noch gedacht, dass der sich nur ein paar Wochen hält. Während Corona haben die Freiheitsstatue und das Thema Freiheit nochmal eine ganz andere Bedeutung erhalten: Und jetzt kehrt die Nummer zu ihrer alten Bedeutung zurück.“
Eiselt meint damit die nicht so unrealistisch erscheinende Wiederwahl von Trump. Die Freiheitsstatue ist Teil ihres aktuellen Best-Of-Programms „Das Beste aus 18 Jahren Humorarbeit“, mit dem sie derzeit durch Deutschland, die Schweiz und Österreich tourt. Die 48-Jährige findet erschreckend, dass nicht nur die Freiheitsstatue von aktueller Brisanz sei. „Ich dachte, dass das Thema ‚Funkloch in Deutschland‘ nicht mehr funktionieren würde. Leider musste ich aber feststellen, dass in den kleineren Orten die Digitalität immer noch hinterherhinkt“, sagt Eiselt im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Eva Eiselt über das Wechselbad der Gefühle
Gerade wenn es politisch wird, legt gutes Kabarett den Finger in die Wunde. Doch mittlerweile findet Eiselt es auch wichtig, nicht nur das Versagen von Politik zu thematisieren, sondern dem Publikum auch Hoffnungsvolles mitzugeben. „Ich mag es, wenn es abwechslungsreich ist und das Publikum ein Wechselbad der Gefühle durchläuft und liebe auch berührende Momente, in denen man einfach ehrlich ist.“
Für ihre Bühnenpräsenz wurde Eiselt schon mehrfach gewürdigt: Zuletzt erhielt sie den Deutschen Kabarettpreis 2023. In der Begründung heißt es, „dass die Kabarettistin bis an die Grenzen und oft noch einen Schritt weitergeht. Dabei hinterfragt sie unerschrocken auch sich selbst und ihre Kunstform. Eine Achterbahnfahrt durch unser aller Schubladendenken“.
Aktuelles Programm über Schubladendenken
„Wenn Schubladen denken könnten“ ist Eiselts aktuelles Programm und ein Herzensanliegen der Kabarettistin, auch angesichts aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen. „Es wird so viel gespalten und man hört den Satz ‚das wird man ja noch sagen dürfen‘ oder ‚wenn ich das jetzt sage, dann werde ich gleich in die Ecke gedrängt‘. Das fing mit den Impfgegnern und Impfbefürwortern während der Pandemie an und geht jetzt weiter mit den Kriegen“, so Eiselt, die dafür plädiert, dass alle Seiten ihre eigene Schublade hinterfragen und überprüfen. Die Lösung sei mitnichten, dass man aufhöre, mit Menschen zu sprechen, die polarisierende Meinungen vertreten.
Besonders nervige Schubladen, die der Kabarettistin aus der Südstadt im Persönlichen begegnen, sind: „Für eine Frau bist du echt lustig.“ Und dann: „Echt, du kommst aus der Eifel?“ Im Kölner Raum gebe es das hartnäckige Klischee vom sturen, nicht besonders eloquenten Landei, sagt Eiselt. Dabei lebt die Kabarettistin schon seit 20 Jahren in Köln: in der Südstadt, wo sie sich am liebsten im Römerpark oder Friedenspark oder im Café am Römerpark aufhält. Von ihren Kindern musste sie sich schon sagen lassen, dass sie eine echte Südstadt-Mama sei. Damit kann Eiselt gut leben.
Am Samstag, 13. April, findet „Wenn Schubladen denken könnten“ um 20 Uhr im Bürgerhaus Stollwerck statt. Der Eintritt kostet 20,30 Euro. Außerdem tritt Eva Eiselt am Freitag, 31. Mai, um 20 Uhr im Atelier Theater auf. Karten kosten 22 Euro, ermäßigt 17 Euro.