Köln – Der am Sonntag verstorbene Kölner Ex-Oberstadtdirektor Lothar Ruschmeier ist an Herzversagen gestorben. Die Oppenheim-Esch-Holding teilte mit, Ruschmeier habe sich am Dienstag der Vorwoche einer leichten Herzoperation unterzogen. Es handelte sich um eine Routine-Operation. Ob diese in direktem Zusammenhang mit Ruschmeiers Tod steht, bleibt allerdings unklar.
Ruschmeier war nach seinem Ausscheiden aus dem städtischen Dienst 1998 bis zu seinem Tod Geschäftsführer der Oppenheim-Esch-Holding. Die Beisetzung des ehemaligen Oberstadtdirektors ist für diesen Freitag auf dem Neuen Friedhof in Rodenkirchen vorgesehen. Zuvor wird es um 12 Uhr einen Gottesdienst geben, wie die Stadt bestätigte. Die Stadtverwaltung wird sich nicht offiziell an der Trauerfeier beteiligen, OB Jürgen Roters hat aber sein Kommen angekündigt. Nach Angaben der Stadt ist eine städtische Beteiligung - anders als bei verstorbenen Oberbürgermeistern - bei Verwaltungschefs nicht vorgesehen.
Lothar Ruschmeier war in der Nacht zu Sonntag überraschend im Alter von 66 Jahren verstorben. Zunächst hatte es nur geheißen, er sei eines „natürlichen Todes“ gestorben. In der Mitteilung der Oppenheim-Esch-Gruppe heißt es weiter: "Mit tiefer Bestürzung und Trauer haben wir, seine Kollegen und Mitarbeiter, die Nachricht des plötzlichen und völlig unerwarteten Todes von Lothar Ruschmeier aufgenommen."
Firmengründer Josef Esch zeigte sich erschüttert: "Der Tod Lothar Ruschmeiers ist für mich ein schwerer Schock, denn ich habe nicht nur einen hoch geschätzten Kollegen, sondern auch einen engen Freund verloren." Esch würdigte Ruschmeier als einen gradlinigen, in der Sache zuweilen unbequemen, aber niemals unfairen Menschen. "Auch deshalb haben ihn die immer wieder gegen ihn erhobenen Vorwürfe, die sich am Ende stets als falsch erwiesen, sehr belastet und verletzt", heißt es weiter.
Lothar Ruschmeier wurde am 5. November 1945 in Minden geboren. Er studierte nach dem Abitur Rechtswissenschaften in Bonn. 1975 begann seine Laufbahn bei der Stadt Köln als Rechtsrat in der Sozialverwaltung. 1978 wurde er Chef des damaligen Amts für Krankenanstalten, 1979 Verwaltungsleiter des neu gegründeten Eigenbetriebs. Im selben Jahr berief ihn der damalige Oberstadtdirektor Kurt Rossa zu seinem Büroleiter. 1981 wurde Ruschmeier zum Dezernenten für Soziales, Gesundheit und Wohnungswesen gewählt, 1985 übernahm er zusätzlich die Ressorts Jugend und Sport, 1987 das Ressort Schule.
Im März 1990 wählte der Stadtrat den „Superdezernenten“ als Nachfolger von Kurt Rossa zum Oberstadtdirektor. Seit 1969 war Lothar Ruschmeier Mitglied in der SPD. Zum Ende seiner achtjährigen Amtszeit als Oberstadtdirektor im April 1998 entschied er sich für viele überraschend, keine zweite Amtszeit mehr anzustreben. Als Oberbürgermeister-Kandidat wollte ihn die SPD nicht haben. Ruschmeier wechselte im Mai 1998 als einer von damals drei Geschäftsführern in die Oppenheim-Esch-Holding. (pb)
Drei umstrittene Großprojekte sind mit dem Namen von Lothar Ruschmeier verbunden. In seine Amtszeit als Oberstadtdirektor fielen der Bau der Köln-Arena und des Technischen Rathauses, das die Stadt zu einem garantierten Preis angemietet hat. Die Arena geriet im November 1999 durch die Insolvenz des Baukonzerns Philipp Holzmann AG ins Schlingern. Holzmann war als Betreiber der Köln-Arena vorgesehen. Das zweite Großprojekt war der Bau der mehr als eine Milliarde Euro teuren Müllverbrennungsanlage.
In dem sich anschließenden jahrelangen Korruptionsverfahren unter anderem gegen die damaligen SPD-Größen Norbert Rüther und Klaus Heugel blieb Ruschmeier bei seiner Aussage: Er könne sich an nichts erinnern. Als Geschäftsführer der Oppenheim-Esch-Holding war er maßgeblich daran beteiligt, dass der Esch-Fonds den Zuschlag für den Neubau von vier Hallen der Köln-Messe im Herbst 2003 ohne Ausschreibung erhielt. Der Europäische Gerichtshof hat diese Auftragsvergabe später als rechtswidrig gerügt, die Stadt daraufhin den Mietvertrag für nichtig erklärt. Der Rechtsstreit ist noch längst nicht abgeschlossen. (pb)
Ruschmeier war von 1990 bis 1998 Oberstadtdirektor der Stadt Köln. Seine Amtszeit prägte den forcierten Wandel Kölns mit teilweise veralteten Industrie- und Wohnstrukturen zur modernen, vielfältigen Wirtschafts-, Dienstleistungs- und Medienstadt. In seine Amtszeit fielen bedeutende städtebauliche Entwicklungen wie der MediaPark, der Rheinauhafen, Neuordnung des Museums Ludwig vom ehemaligen „Doppelmuseum“ gemeinsam mit dem Wallraf-Richartz-Museum zu zwei getrennten Häusern in der Altstadt sowie der Bau der heutigen Lanxess Arena sowie der umstrittenen Kölner Müllverbrennungsanlage.
Im Prozess um Schmiergeldzahlungen hatte Ruschmeier als Zeuge ausgesagt.
Lothar Ruschmeier war am 27. März 1990 vom Kölner Rat zum Oberstadtdirektor mit gewählt worden. Er war damit Chef von damals rund 24.000 Mitarbeitern. (ksta)