Kommentar zur Extrawurst für AbgeordnetePolitik fehlt Radar für Corona-Fettnäpfchen
Düsseldorf – In der Corona-Krise haben wir gelernt, dass ein Sachverhalt von unterschiedlichen Experten völlig unterschiedlich gedeutet werden. Es gibt nur wenig absolute Gewissheiten, und das verunsichert viele Menschen. Widersprüchliche Einschätzungen sind oft Wasser auf die Mühlen von Corona-Skeptikern und Querdenkern. Sie greifen einzelne Ungereimtheiten auf, um die Legitimität der Maßnahmen insgesamt in Frage zu stellen. Deshalb ist es besonders ärgerlich, wenn politisches Dilettieren den Pandemieleugnern Steilvorlagen liefert.
Politiker bedienen Klischees
Zu den ältesten Klischees über Politiker gehört, dass sie in die eigene Tasche wirtschaften oder sich selbst Vergünstigungen ermöglichen. Deswegen war der Aufschrei groß, als bekannt wurde, dass der Genesenen-Status für Bundestagsabgeordnete weiter bei sechs Monaten liegt, während die Frist für Normalbürger nach drei Monaten endet. Diese Sonderbehandlung beruht darauf, dass das Berliner Parlament per Allgemeinverfügung ein eigenes Hausrecht festlegen kann. Hier gilt, was der Ältestenrat verfügt. Da kann das Robert-Koch-Institut beschließen, was es will. Was schert es den Mond, wenn der Hund ihn anbellt.
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Der Ärger über diese Ignoranz schlägt jetzt immer höhere Wellen. In NRW meldet sich Oppositionsführer Thomas Kutschaty (SPD) zu Wort und äußert Unverständnis. Es ist unbegreiflich, warum das Parlament so lange benötigt, um den peinlichen Vorgang endlich aus der Welt zu schaffen. Jeder Tag, an dem der Sonderstauts weiter gilt, hilft den Querdenkern, ihre Erzählungen über das unrühmliche Agieren der politischen Kaste weiter zu verbreiten. Die Ignoranz zeigt, dass vielen Volksvertretern auch im dritten Jahr der Pandemie ein Warnradar für Corona-Fettnäpfchen fehlt.