„Extrem selten“Wolf irrt durch Köln und wird von Überwachungskamera gefilmt
Köln – In der Nacht zu vergangenem Mittwoch ist ein Wolf durch das Kölner Stadtgebiet geirrt. Wie jetzt bekannt wurde, hatte kurz nach Mitternacht eine Bürgerin das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) darüber informiert, dass sie in Ehrenfeld ein „wolfsähnliches Tier“ mit ihrem Smartphone gefilmt habe, teilt das Amt mit.
Später ist das Tier, das die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) eindeutig als Wolf identifizierte, auf dem Gelände der Rhein-Energie am Parkgürtel von einer Überwachungskamera des Unternehmens gefilmt worden. „Das Tier lief auf den Parkplätzen hin und her und suchte offenbar einen Ausweg“, sagt das Lanuv. Über Geschlecht, Alter und Identität des Tieres seien keine Aussagen möglich.
Gegen 2.30 wurde überdies erneut ein „wolfsähnliches Tier“ in Bilderstöckchen gesichtet, kurz darauf eines in Weidenpesch, das dort über eine Straße lief und vor einem Auto in den Grüngürtel flüchtete. Ob es sich bei den beiden letztgenannten Sichtungen um denselben Wolf handelt, oder ob es hier überhaupt ein Wolf war, ist unklar. In Ehrenfeld und Neuehrenfeld jedoch „war es klar ein Wolf“, bestätigte Lanuv-Sprecherin Birgit Kaiser de Garcia auf Anfrage.
„Vermutlich verirrt“
„Er hat sich wahrscheinlich verirrt. Auf den Aufnahmen ist zu erkennen, dass er auf der Flucht ist“, sagt Kaiser de Garcia weiter. Sie vermutet, dass er in der Nacht über Grünzüge in die dicht besiedelten Bereiche gelangt sei. „Wenn auf den Straßen mehr losgewesen wäre, wäre er sicherlich nicht bis dorthin gekommen“, erklärt die Sprecherin. Möglicherweise könne es sich um ein unerfahrenes Jungtier gehandelt haben. Dass Wölfe in urbane Gebiete vordringen, sei extrem selten.
Seit Ende 2009 ist dem Lanuv zufolge nur noch einmal ein Wolf auf Kölner Stadtgebiet gesichtet worden, und zwar am 27. Juli 2019. „Wölfe haben mehr Angst vor uns als wir vor ihnen. Sie meiden Menschen“, sagt Kaiser de Garcia. Wenn man einem Wolf begegnet, solle man nicht hektisch werden, rät die Lanuv-Sprecherin. Meist ziehe das Tier von allein weiter. Falls nicht, seien Wölfe leicht durch Rufen zu verscheuchen.
Vier tote Schafe gefunden
In Köln gab es derweil noch einen weiteren Zwischenfall, in den ein Wolf involviert gewesen sein könnte. Am Donnerstag „wurden in der nördlichen Kölner Rheinaue vier tote Schafe gefunden, die in der Nacht von einem großen Hund oder einem Wolf getötet worden waren“, teilt das Lanuv mit. Ein Wolfsberater habe im Auftrag der Behörde die gerissenen Schafe dokumentiert und Proben für die genetische Untersuchung durch das Senckenberg-Forschungsinstitut in Gelnhausen genommen. Wenn sich der Wolfsverdacht bestätigt, kann der Tierhalter eine Entschädigung beantragen, erklärt das Lanuv weiter.
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„Zudem gibt es Mittel für Herdenschutzhunde und Zäune“, sagt Robert Schallehn, umweltpolitischer Sprecher der Grünen im Kölner Stadtrat. Landwirte sollten sich jetzt mit dem Thema Herdenschutz befassen und nicht warten, bis weitere Fälle auftreten. „Der Wolf ist ein einheimisches Wildtier in Deutschland, das durch menschliche Aktivität für lange Zeit als ausgerottet galt“, sagt Schallehn. Dass er sich nun auch wieder in der Kölner Region zeige, sei ein Zeichen für gelungenen Artenschutz. „Gerissene Nutztiere sind leider für Landwirtinnen und Landwirte eine belastende und herausfordernde Begleiterscheinung“, sagt Schallehn weiter.