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Fachkräftemangel mit „drastischen Maßnahmen“ bekämpfenSPD Köln fordert 35-Stunden-Woche für Stadtverwaltung

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt eine lange Warteschlange vor dem Bürgeramt des Bezirksrathauses Lindenthal.

Lange Warteschlangen: Der Stadt Köln fehlt es an Personal und das Problem verschärft sich.

2500 Stellen in der Stadtverwaltung sind unbesetzt, die SPD will weniger Arbeit und eine Großstadtzulage – rechtlich ist es nicht einfach.

Die Kölner SPD-Fraktion will den Fachkräftemangel in der Stadtverwaltung unter anderem mit einer 35-Stunden-Woche bei vollem Gehalt oder einer Großstadtzulage lindern. Es sind zwei von zehn Verbesserungsvorschlägen, ein weiterer ist ein städtischer Krisenstab.

Der verwaltungspolitische Sprecher der SPD, Gerrit Krupp, sagte: „Wer aber heute infrage kommendes Personal von sich überzeugen will, muss jetzt drastische Maßnahmen in die Wege leiten und sich als attraktive Arbeitgeberin aufbauen.“ Am Donnerstag soll sich der Stadtrat mit dem Vorschlag beschäftigen.

Kölner Stadtverwaltung: 2500 Stellen sind unbesetzt

Laut Personalbericht aus dem Jahr 2021 verlässt rund ein Viertel der 22.000 Beschäftigten in den nächsten zehn Jahren die Verwaltung aus Altersgründen, bei den Führungskräften sind es sogar 40 Prozent. Vor allem Ingenieure, Techniker, Erzieher, Sozialarbeiter, Sozialpädagogen, Fachärzte, Handwerker und IT-Fachleute fehlen. 2500 Stellen sind vakant.

Aktuell arbeiten Beamte bei der Stadt Köln 41 Stunden die Woche, Beschäftigte dagegen 39 Stunden. Insgesamt 21 Prozent des Personals sind Beamte. Eine 35-Stunden-Woche bei vollem Gehaltsausgleich wäre also eine massive Verbesserung. Laut Krupp soll sich die Stadt dafür beim Verband kommunaler Arbeitgeberverbände einsetzen.

Laut Stadt Köln würde eine 35-Stunden-Woche einen 15-prozentigen Mehrbedarf an Stellen bedeuten, die Stadt braucht dann also noch mehr Personal. Tarif- und beamtenrechtlich gibt es demnach hohe Hürden für eine Stundenreduzierung und eine Prämie.

München zahlt eine Großstadtzulage

Beispielsweise in München gibt es seit 1990 schon eine sogenannte Ballungsraumzulage, die Stadt hat sie „zum Ausgleich der erhöhten Lebenshaltungskosten im Ballungsraum München eingeführt“, teilt sie mit. Für die Stadt München arbeiten laut einer Sprecherin rund 43.000 Menschen, ein Drittel davon sind Beamte.

Anfangs war die Zulage nur für Tarifbeschfätigte unter einem bestimmten monatlichen Einkommen vorgesehen, seit 2020 gilt sie für alle Tarifbeschäftigten. Auszubildende beispielsweise erhalten 140 Euro monatlich, bei den anderen Beschäftigten sind es zwischen 135 und 270 Euro monatlich. Die Logik dahinter: Die Beschäftigten mit höheren Einkommen bekommen weniger als die mit einem niedrigeren Einkommen.

Beamte dagegen erhalten in München monatlich 136,10 Euro, aktuell erwägt der Freistatt Bayern ein neues Gesetz, um die Berechnung für den Betrag zu verändern. Er richtet sich dann auch nach Wohnort und Zahl der Kindern.

Das ist der hilflose Versuch, sich bei den Beschäftigten anzubiedern.
Daniel Kolle, Geschäftsführer des Verdi-Bezirks Köln, Bonn und Leverkusen

Daniel Kolle, Geschäftsführer des Verdi-Bezirks Köln, Bonn und Leverkusen, sagt zur Idee der SPD: „Das ist der hilflose Versuch, sich bei den Beschäftigten anzubiedern. Wenn man dem Fachkräftemangel wirklich begegnen will, sollte man die Forderungen von Verdi in den Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst unterstützen.“ Die Idee, den Fachkräftemangel zu beheben, ist laut Kolle grundsätzlich das richtige Anliegen.

Laut Stadtdirektorin Andrea Blome muss die Stadt alle Register ziehen, um den Fachkräftemangel aufzuhalten, unter anderem hat die Stadt 2021 eine Kampagne gestartet, um sich als Arbeitgeber besser zu positionieren. Blome sagt: „Wir müssen zeigen, was die Arbeit für die Stadt Köln attraktiv macht, wir müssen auf uns aufmerksam machen und Nachwuchskräfte für eine Karriere bei der Stadt begeistern.“