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Fernsehen„Es ist Teil meiner Aufgabe, Geschichten zu erzählen“

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Tobias van Dieken

Köln – Wenn Tobias van Dieken Dreharbeiten in Köln hat, dann ist das für den gebürtigen Bonner wie Heimat. „Ich habe zwölf Jahre hier gelebt, und Köln ist ja ohnehin der große Bruder von Bonn“, sagt der Schauspieler und lacht. Die letzten beiden Rollen, die er gespielt hat: Ein Bruder, dessen leibliche Schwester bei ihrer Geburt vertauscht wurde, und Bill aus Schottland, der bei seiner Verlobten vielleicht nicht immer an erster Stelle steht. Van Dieken liebt es, Figuren eine Essenz zu geben, Geschichten zu erzählen.

Pilcher-Verfilmung am Sonntag im ZDF

Und in diesen beiden war er sowohl am vergangenen Sonntag in der neuen Verfilmung der Inga Lindström-Reihe "Die andere Tochter" zu sehen, als auch am kommenden Sonntag, 7. Oktober, in „Wo dein Herz wohnt“ von Rosamunde Pilcher – jeweils um 20.15 im ZDF. Aktuell läuft außerdem sein Dreh für „Alarm für Cobra 11“ in Köln, ab Oktober folgen die Dreharbeiten zur neuen ARD-Reihe „Väter“. „Lange Zeit habe ich mit mir gehadert, aber irgendwann habe ich verstanden, dass es wohl Teil meiner Aufgabe ist, Geschichten zu erzählen. Und was wäre schon eine Gesellschaft ohne Geschichten? Das ist genauso wichtig, wie ein Bäcker, der Brot backt oder ein Bauarbeiter, der Brücken konstruiert", findet van Dieken.

Auf ein zu hohes Ross dürfen sich Kulturschaffende seiner Meinung nach trotzdem nicht setzen – eher sorge der Gedanke dafür, dass sich der 38-Jährige immer wieder für seinen Beruf, seine Berufung anspornt. „Irgendwie ist das ja auch was Deutsches, dieser Ehrgeiz, immer zu machen, und selten laufen zu lassen."

Das Träumen nicht vergessen

Gleichzeitig ist es genau das, was Tobias van Dieken in all den Jahren als Schauspieler bislang gelernt habe: Machen, machen, machen und dabei das Träumen nicht vergessen, so lautet seine Devise. Aber von Anfang an ein Ziel haben, sich wünschen, irgendwann „anzukommen", das funktioniere schlicht nicht. „Das Ziel ist für mich als Schauspieler der Weg. Zu sagen, ich will mich auf dem und dem Plakat sehen, oder auf der Kinoleinwand, führt zu nichts", so van Dieken.

Als Schauspieler, der – wie er es selbst bezeichnet – nicht unbedingt in den ersten Reihen mitspielt, komme es eben auch vor, dass er Rollen übernimmt, die „nicht supertoll" seien. Dass zwei Monate vergehen und er darauf warte, dass das Telefon klingelt, für einen neuen Auftrag, eine neue Rolle. So gebe es eben gleichermaßen Momente der Euphorie und der Ernüchterung, und in letzteren bleibe das Schauspielern eben doch irgendwo der Job zum Geld verdienen.

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Job ist für ihn auch, was von der Kreativität des Filmemachens durch die geförderten Systeme und die entsprechenden Verwaltungsapparate übrig bleibt, auch, „wenn ich da nichts pauschalisieren möchte". Im Vergleich zu Filmen in den USA aber seien deutsche Produktionen oftmals oberflächlicher, vor allem was die Nebenfiguren angehe. „In Amerika tragen die Nebenfiguren eine eigene Spannung in sich, und eigene Geschichten, die erzählt werden."

Diese Kraft fehle für van Dieken in manchem deutschen Film, der aus dem bestehenden Topf an Geldern finanziert wird – manchmal bloß, um einen Film produziert zu haben. „In der Realität spielen wir ja schließlich auch mehrere Rollen. Keine Figur ist nur ehrgeizig und strebsam, nicht eindimensional – und das geht vor allem in den kleinen Rollen manchmal unter."

Schauspieler würde gern ein Buch schreiben

Die Charaktere aus seinen Rollen beeinflussen den Schauspieler nur unterbewusst, egal ob Haupt- oder Nebenrolle. „Ich überlege schließlich, was kann ich der Figur geben und entdecke an ihr vielleicht auch Neues für mich." Nach dem Feierabend aber müsse man das auch abschütteln, den Schauspiel-Alltag hinter sich lassen können.

„Ziele“ hat sich Tobias van Dieken für seine Zukunft aufgehört zu setzen – aber ob er einen Traum hat? „Weiter in tollen Formaten vorzukommen, meinen Beruf weiterhin so ausüben zu können – und wenn ich noch über das richtige Thema stolpere, würde ich gerne ein Buch schreiben.“ Außerdem arbeite er aktuell mit seinen Schauspiel-Kollegen Tom Beck und Tobias Licht an einem Serien-Konzept. "Das entwickeln wir mit einem Streaming-Dienst – mehr verrate ich aber noch nicht", kündigt van Dieken an.