Verkehrsstudie der TH KölnFür Lkw-Fahrer ist Google Maps völlig unbrauchbar
Köln – Dass es für Lkw-Fahrer keine gute Idee sein könnte, einen 40-Tonner mit Hilfe von Google Maps durch Köln zu navigieren, haben die Forscher der Technischen Hochschule Köln schon vor dem Start ihrer Verkehrsstudie in Köln vermutet. Das Ergebnis hat ihre Annahme in allen Punkten bestätigt. Lkw-Fahrer, die sich auf dieses Experiment einlassen, werden ihr blaues Wunder erleben.
Die TH Köln hat die Studie am Dienstag als Mitglied der Konferenz zur Koordinierung des Baustellenmanagements der Bezirksregierung Köln vorgestellt.
Wissenschaftler simulieren mehrere Routen in Köln
Die Wissenschaftler haben im Labor mehrere Strecken simuliert, auf denen es Hindernisse wie Gewichts- und Höhenbeschränkungen gibt oder die - wie die Rheinuferstraße und die Innenstadt – für den Lkw-Transitverkehr gesperrt sind. Anschließend sind sie die Routen mit E-Scootern und Pkw abgefahren. Einmal mit Hilfe von Google Maps, ein weiteres Mal mit einem Lkw-Navigationssystem.
Das Ergebnis kann nicht wirklich überraschen. Google Maps ist für die Routenplanung absolut untauglich. Die Routenvorschläge des Lkw-Navi waren bis auf kleine Fehler korrekt. Die Forscher haben den gesamten Informationsfluss von der Datenentstehung zum Beispiel bei der Sperrung einer Brücke bis hin zu Nutzung durch Fahrer bei der Planung ihrer Routen untersucht.
System erkennt für Lkw gesperrte Brücken nicht
Ein Beispiel: Bei der klassischen Lkw-Route von Niehler und zum Mülheimer Hafen führt die Pkw-Route über die Mülheimer Brücke, die Route ist 4,7 Kilometer lang, die Fahrzeit beträgt je nach Verkehr acht bis zwölf Minuten. Das Problem: Lkw können diese Route nicht nutzen, weil die Mülheimer Brücke für Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen gesperrt ist und überdies eine Höhenbeschränkung von 2,80 Meter gilt.
Auch die Ausweichempfehlungen, die Google Maps auswirft, sind für Lkw ungeeignet, weil sie entweder über die Zoobrücke (gesperrt ab 30 Tonnen) oder die Deutzer Brücke (gesperrt ab 3,5 Tonnen) geführt hätten. Einem Lkw-Fahrer bleibt auf dieser Tour also nichts anderes übrig, als den Umweg über die Severinsbrücke zu nehmen. Die Strecke ist damit zwar deutlich länger (12,4 Kilometer), die Fahrzeit mit 26 Minuten auch, aber es gibt dazu keine Alternative.
Nur Lkw-Navis arbeiten recht zuverlässig
Höhenbeschränkungen, die in Köln wegen der vielen Eisenbahnbrücken besonders tückisch sein können, werden von Google Maps völlig ignoriert, weil sie Pkw-Fahrer nicht betreffen. So würde ein Lkw, dessen Fahrer sich darauf verlässt, beim kürzesten Weg vom Zollstockgürtel zur Trierer Straße (3,4 Kilometer) an der Unterführung auf der Luxemburger Straße scheitern.
Das Problem der Lkw-Navis: Sie müssen ständig aktualisiert werden. Dazu sind die Hersteller auf aktuelle Daten angewiesen.
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Es gibt zwar Plattformen für den Austausch von Infrastrukturdaten, die mit Bundesverkehrsministerium, den Verkehrsverbünden und den Straßenbaubehörden verknüpft sind, doch bei der schnellen Übertragung aktueller Informationen an die Navi-Hersteller ist noch erheblicher Verbesserungsbedarf. Nur wenn die Datenbasis stimmt, können Lkw-Routen zuverlässig geplant werden.
„Die Ergebnisse der Studie liefern uns wichtige Erkenntnisse auf dem Weg für das gemeinsame Ziel, den Anforderungen eines effizienten, umweltverträglichen und regionalen Mobilitätsmanagements gerecht zu werden“, sagte Regierungspräsidentin Gisela Walsken (SPD).
Landesweit rund 5800 Einschränkungen für Lkw
Seit 2018 werden unter Federführung der Verkehrsverbund Rhein-Sieg im sogenannten Sevas-System in NRW für Lkw wichtige Verkehrsdaten aus 31 Kreisen und 396 Kommunen eingespeist und alle 24 Stunden aktualisiert. „Sevas“ steht für „Software zur Eingabe, Verwaltung und Ausspielung von Vorrangrouten und Restriktionen im Schwerlastverkehr“. Das System hatte am Dienstag landesweit rund 5800 Einschränkungen für Lkw und 15.500 Kilometer an empfohlenen Vorrangrouten erfasst.
Für den Verband für Verkehrswirtschaft und Logistik ist die Untersuchung der Technischen Hochschule Köln von Bedeutung, weil sie „klar herausgearbeitet hat, dass gute Lkw-Navigation für Logistiker wichtig und dass diese auch technisch umsetzbar ist“, so Sprecher Marcus Hover. „Schließlich nimmt keiner freiwillig mit einem 40-Tonner eine vermeintliche Abkürzung durch ein Wohngebiet, um hinterher mit einem Schwerlastkran aus einer Sackgasse gerettet zu werden."