Händler schlagen AlarmKölner Frischezentrum in Marsdorf „nicht wirtschaftlich“
Köln – Als Grüne und CDU im vorigen September durch den Stadtrat peitschten, das für den Großmarkt vorgesehene Areal im Marsdorf deutlich zu verkleinern, waren die Händler „geschockt“, sagt Michael Rieke von der Interessengemeinschaft der Unternehmen auf dem Großmarkt auch jetzt noch.
Nun erhält dieser „Schock“ neue Nahrung. Eine Umfrage unter den Händlern des derzeitigen Großmarkts in Raderthal nach ihrem Platzbedarf auf dem neuen Areal zeigt: Die verkleinerte Variante der vorgesehenen Fläche für das Frischezentrum ist nicht nur knapp bemessen. „Sie reicht hinten und vorne nicht“, sagt Rieke.
Zehn Hektar für Großmarkt sei „in jedem Fall zu klein“
41 Prozent, also nicht einmal die Hälfte der gut 120 Händler hatten sich an der Umfrage, deren Ergebnis dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt und die die Verwaltung bereits zwischen Oktober 2021 und Januar 2022 durchführte, beteiligt. Doch allein schon diese 41 Prozent haben bereits einen Bedarf angemeldet, der die übrig gebliebene Fläche in Marsdorf um rund 20 Prozent übersteigt.
Und nach Angaben der IG Großmarkt hätten die Hälfte der dort zurzeit tätigen Betriebe den Wunsch geäußert, mit nach Marsdorf zu ziehen. Aber die zehn Hektar, die dort noch für den Großmarkt übrig geblieben sind, „sind also in jedem Fall zu klein“, sagt Rieke. Die Stadt indes betont auf Anfrage, dass die Angaben der Händler in der Evaluation „nicht identisch mit der aktuellen Nutzfläche ist, es handelte sich um die Abfrage der Wunschflächen.“ Mit anderen Worten: Die Händler haben möglicherweise mehr Raumbedarf angemeldet, als sie derzeit zur Verfügung haben.
Kölner Frischezentrum: Zehn Hektar sind das absolute Mindestmaß
Ob die zehn Hektar kategorisch zu klein sind, wie es Rieke sagt, das möchte die Verwaltung so nicht unterschreiben. Aber: „Zehn Hektar sind das absolute Mindestmaß, um ein funktionierendes Frischezentrum zu planen“, heißt es in einem internen Papier, dass dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ ebenfalls vorliegt. Allerdings lasse diese Größe „keinen Raum für Entwicklung“, steht dort weiter.
Im letzten Punkt sind sich Stadt und Händler dann wieder einig. „Ein großstädtischer Großmarkt muss gesund wachsen können“, was auf den zehn Hektar nicht möglich sei, erklärt Rieke. Bei dem Raum könne von einem prosperierenden Großmarkt kleine Rede mehr sein, „das ist dann nur noch eine Fläche mit einer Ansammlung von Unternehmen.“
Geplanter Biomarkt hätte in Marsdorf keinen Platz
Auch großmarktaffine Betriebe wie Logistiker oder Zulieferer hätten keinen Platz. Sie müssten sich anderorts ansiedeln, was „negativ für die Wettbewerbsfähigkeit das Frischezentrums ist“, erklärt Rieke. Ein Biomarkt, den unter anderem Teile der Politik anregten, käme ebenfalls nicht unter. Bio-Produkte müssten strikt von konventionellen Erzeugnissen getrennt werden, erläutert Rieke. Das sei auf den zehn Hektar nicht möglich.
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Aktuell sind im Großmarkt in Raderthal rund 120 große und kleine Betriebe tätig, die etwa 2000 Menschen beschäftigen, betont Rieke. Die Firmen machten jeweils zwischen etwa zehn und drei Millionen Euro Umsatz pro Jahr. Der Großmarkt sei bedeutend für viele Kölner Wochenmarktbeschicker, Gastronome und regionale Produzenten und Landwirte. Vieles davon sieht Rieke in Gefahr, sollte für das Frischezentrum nur die nun noch vorgesehenen verkleinerte Fläche zur Verfügung stehen: „Zehn Hektar bieten einfach keine wirtschaftliche Perspektive.“
Grüne und CDU hatten im vergangenen Dezember mit ihrer Mehrheit im Rat beschlossen, dass die eigentlich vorgesehene Fläche in Marsdorf erheblich verkleinert wird. Stattdessen soll der weggefallene Teil des Areals dem 1. FC Köln angeboten werden, um dort womöglich ein Nachwuchsleistungszentrum zu bauen. Der 1. FC Köln hatte aber immer wieder betont, nicht nach Marsdorf zu wollen.
Umzug Ende 2025 zu schaffen?
Nach dem Beschluss musste die Verwaltung die Planungen für die ursprüngliche Größe komplett überarbeiten. Der Großmarkt soll Ende 2025 von Raderthal nach Marsdorf ziehen um Platz zu machen für die Parkstadt Süd. Für das große Wohnungs- und Stadtentwicklungsprojekt soll dann auch das Großmarktareal in Raderthal bereit stehen. Ob der Umzugstermin Ende 2025 wegen der Umplanungen zu halten ist, bezweifeln Händler und Teile der Politik.