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Für 18 Millionen EuroGroße Touch Displays sollen Tafeln in Kölner Schulen ersetzen

Lesezeit 3 Minuten
Digitaler Unterricht

Digitaler Unterricht mit einem interaktiven „Touch Display“ in einer Grundschule.

Köln – Mit einer 18-Millionen-Euro-Investition will die Stadt ihren Schulen einen großen Schritt aus der Kreidezeit in die digitalisierte Welt ermöglichen: In den nächsten vier Jahren sollen 2000 Klassenzimmer mit „interaktiven Touch Displays“ ausgestattet werden. Dort, wo früher grüne Tafeln an der Wand hingen, werden große Bildschirme installiert, die mehr sind als reine Präsentationsmöglichkeiten.

Beschlussvorlage für nächste Ratssitzung

Wie bei einem Tablet-PC kann man nicht nur draufschreiben oder mit Fingerberührungen digitale Angebote nutzen. Diese Computer an der Wand lassen sich auch mit den digitalen Endgeräten der Schüler verbinden, erarbeitete Inhalte können – für alle zugänglich – abgespeichert werden. Die „Touch-Displays“ kombinieren somit moderne Präsentationsmöglichkeiten mit den technischen Anforderungen, die man für eine digitale Vernetzung und eine gute individuelle Förderung der Schüler braucht.

Die Schulverwaltung der Stadt und das Amt für Informationsverarbeitung haben eine Beschlussvorlage für die nächste Sitzung des Stadtrates erarbeitet. Man schaffe „Grundlagen für das Lernen im digitalen Wandel“, heißt es dort. Man biete den Schulen eine „Lösung“, die einfach zu nutzen, technisch zuverlässig und schnell verfügbar sei. Mit der Anschaffung der Geräte ist eine deutliche Aufstockung der technischen Serviceleistung für die Schulen verbunden. Der Kölner Schulsupport, den Netcologne im Auftrag der Stadt, übernommen hat, wird um bis zu 10.000 zusätzliche Stunden im Jahr ausgebaut.

Unterstützung für Plan scheint gesichert

Die Vorlage ist bereits in nicht-öffentlicher Sitzung in den zuständigen Ratsausschüssen diskutiert worden. Die grundsätzliche Unterstützung für den Plan scheint gesichert. Vor der Abstimmung im Finanzausschuss und im Stadtrat in der übernächsten Woche wollen die Politiker von der Verwaltung aber noch hören, dass die neuen Geräte in den Schulen nicht nur rumstehen oder das Hobby von einzelnen engagierten Lehrern bleiben. „Die Anschaffung ist eine gute Idee. Aber angesichts dieser hohen Summe muss sicher gestellt werden, dass die Geräte auch benutzt werden“, sagt der Vorsitzende des Schulausschusses Helge Schlieben (CDU).

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Die Frage berührt einmal mehr das grundsätzliche Strukturproblem des deutschen Schulsystems: Die Gebäude und ihre Ausstattung sind Sache der Stadt als Schulträger. Das, was in den Gebäuden geschieht, ist Angelegenheit des Landes. Die Landesregierung ist auch für die Lehrerfortbildung zuständig, die in NRW immer noch nicht verpflichtend ist. Wer nicht mitmachen will, muss es nicht.

Die Stadt umgeht die Kompetenzaufteilung, indem sie die Vorlage eines Fortbildungskonzepts jeder einzelnen Schule zur Bedingung für die Bereitstellung der neuen Technik macht. Die Schulen müssen auch darstellen, wie sie sicherstellen, dass die interaktiven Displays „permanent“ genutzt werden. Sonst sei der Einsatz nicht wirtschaftlich und effektiv.

„Lehrer sind hoch interessiert“

„Die Lehrer sind hoch interessiert“, sagt die Chefin des Amtes für Schulentwicklung, Ulrike Heuer. Sie verweist auf Erfahrungen mit städtischen Angeboten, welche die Schulen auf dem Weg in die digitale Welt unterstützen sollen. Aus einer Bildungskonferenz sei eine „Entwicklungswerkstatt“ hervorgegangen. Eigene Fachtage zum Thema würden angenommen. „Es läuft gut an“, so Heuer.

Zu Details der Beschlussvorlage will sich die Stadtverwaltung noch nicht äußern, weil es sich um Beratungen in nicht-öffentlicher Sitzung handele. Sie regelt unter anderem die Modalitäten der Anschaffung der 2000 Geräte über einen Rahmenvertrag mit einem Anbieter, der über eine europaweite Ausschreibung gefunden werden soll.

Das Millionen-Programm muss nicht aus dem städtischen Etat bezahlt werden. Die Stadt nutzt das Landesprogramm „Gute Schule 2020“, mit dem über vier Jahre insgesamt zwei Milliarden Euro für Sanierungen und Modernisierungen in ganz NRW verteilt werden. Die Stadt hat aus dem Programm bereits zahlreiche Reparatur- und Verschönerungsmaßnahmen an Kölner Schulen finanziert.