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Zum kommenden SchuljahrErste Gesamtschule in Köln-Lindenthal soll bald starten

Lesezeit 4 Minuten
Elsa-Brändström-Schule

Blick in die Turnhalle der Elsa-Brändström-Schule (Archivbild)

Köln-Lindenthal – Nach monatelangen Debatten, viel Frust und Streit mit der Schulministerin im Land kam die Meldung überraschend: Schon zum kommenden Schuljahr soll die erste Gesamtschule im Stadtbezirk Lindenthal ihre Arbeit aufnehmen. Möglich wird das, weil zwei Realschulen in Sülz und Müngersdorf bereit sind, sich aufzulösen, um Platz für das neue Angebot zu machen. Die Elsa-Brändström-Schule und die Ernst-Simons-Realschule haben mit klaren Schulkonferenz-Beschlüssen den Plänen zugestimmt. Am Montag wird die Stadtverwaltung die Politiker im Schulausschuss des Stadtrats informieren. Nach den Sommerferien soll der politische Beschluss erfolgen.

Die Gesamtschulgründung ist nicht nur deshalb von gesamtstädtischer Bedeutung, weil zwei Realschulen selbst beschlossen haben, nach und nach ihren Betrieb einzustellen. Mit dem Projekt verbindet sich auch die Perspektive, die Förderung junger Sporttalente in der Stadt wieder auf stabile Beine zu stellen. Die Elsa-Brändström-Schule ist Teil des Verbundes „Sportschule NRW“, das jungen Leistungssportlern unter anderem dabei helfen soll, Schule, Training und Wettkämpfe unter einen Hut zu bringen.

Keine Ausnahmegenehmigung

Weil die Bedingungen in Köln in den vergangenen Jahren immer schlechter geworden sind, hatte das Land der Stadt gedroht, den Titel und die damit verbundene Förderung abzuerkennen. Kölner Spitzensportvereine wie der 1. FC Köln, die Kölner Haie, der ASV, die Basketballer Rhein-Stars und der Hockeyclub Rot-Weiß Köln hatten in einer einmaligen gemeinsamen Aktion scharfe Kritik an Stadt und Land geübt, weil in Köln die Förderung des Spitzensports zu kurz komme. Die Schulverwaltung geht davon aus, dass die neue Gesamtschule in den Sportschulverbund eintritt und einen entsprechenden Beschluss nach ihrer Gründung fasst.

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Die Nachricht von der Schulgründung ist überraschend, weil die Ernst-Simons-Realschule bei allen Überlegungen über die Zukunft des Schulangebots im Stadtbezirk bislang keine Rolle spielte. Ursprünglich sollte die Elsa-Brändström-Schule mit der benachbarten Theodor-Heuss-Schule kooperieren, doch die wollte nicht mitmachen. Weil Stadt und Politik nicht gegen den Willen der Schule weiterplanen wollten, hofften sie auf eine Ausnahmegenehmigung des Landes, um auf dem Gelände der Elsa-Brändström-Schule eine kleine Gesamtschule starten lassen zu können. Doch Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) gab der Stadt trotz des Versprechens, in Zukunft eine pragmatische und flexiblere Schulpolitik machen zu wollen, einen Korb.

Panne in Nippes

Für die Gesamtschulgründung in Lindenthal gibt es viel Lob, doch ein anderer Vorgang sorgt nicht nur bei den Schulpolitikern für ungläubiges Staunen. Nach jahrelangen Vorplanungen und mehr als einem Jahr nach dem Baubeschluss hat die Bauverwaltung der Stadt festgestellt, dass auf dem Grundstück des ehemaligen „Nippesbades“ an der Friedrich-Karl-Straße in Weidenpesch keine neue Grundschule in Modulbauweise errichtet werden kann. Der Grund: Das Gelände hat eine Höhendifferenz von 3,5 Metern. Diese auszugleichen, sei zu teuer. Deshalb soll die Schule nun in konventioneller Bauweise errichtet werden. Dadurch wird sich die Eröffnung deutlich verschieben. (fra)

Die neue Gesamtschule wird zunächst mit vier Klassen starten. Die beiden Realschulen werden „auslaufend geschlossen“, wie es im Verwaltungsdeutsch heißt. Das bedeutet: Die Schulen werden vom nächsten Schuljahr an keine Fünftklässler mehr aufnehmen, haben aber die Zusage, ihre Schüler zu einem Schulabschluss führen zu können. So werden die Realschulen und die neue Gesamtschule einige Jahre gemeinsam die gleichen Gebäude nutzen. Die ersten Jahrgänge der neuen Gesamtschule werden am Sülzer Standort an der Berrenrather Straße unterrichtet werden. Auf ähnliche Weise war die erste Gesamtschule in der Innenstadt gegründet worden. Auch dort hatten zwei Realschulen den Weg freigemacht. Aus Sicht von Schuldezernentin Agnes Klein ist das jedoch kein Modell für weitere Projekte dieser Art. „Wir müssen ein bisschen vorsichtig sein“, sagt sie. Das gelte auch für die Frage nach weiteren Hauptschulschließungen. Es sei – zumindest kurzfristig – richtig, in der Stadt weiterhin auch ein Real- und Hauptschulangebot vorzuhalten.

Die Gesamtschulgründung in Lindenthal könnte jedoch in anderen Hinsicht vorbildlich sein: Wegen der Raumnot, des langsamen Tempos beim Neubau und knapper Grundstücksreserven wird es immer häufiger vorkommen, dass Schulen an verschiedenen Standorten mit Zweigstellen und Dependancen arbeiten müssen.