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Kostümiert in der WarteschlangeGamescom-Besucher brauchen viel Geduld

Lesezeit 3 Minuten

Ein Jahr Handarbeit steckt in diesem Kostüm der Janna aus dem Spiel „League of Legends“.

Köln – Wer denkt, zum Spielen am Computer braucht man nur zwei Hände, um Controller und Konsole zu bedienen, der wird momentan eines Besseren belehrt: Vor allem rund um die Messehallen sieht mann überall (vorzugsweise junge) Menschen mit Rucksäcken und Campingstühlen bepackt, dazwischen blaue Haarschopfe, pinker Plüsch, überdimensionale Schwerter und gruselige Masken. Es ist eben wieder Gamescom.

In Massen strömen die Besucher der Computerspielmesse am Mittwoch zu den Hallen. Nachdem die Messe am Dienstag nur fürs Fachpublikum geöffnet war, öffneten sich am Mittwoch die Tore für Spiele-Fans und Kostümbastler.

Überfüllte Bahnsteige und volle Straßen waren am Mittwochmorgen kein seltenes Bild.

Die weltweit größte Messe für Computer- und Videospiele findet zum zehnten Mal statt. Rund um die Köln-Messe sind die Straßen voll. Überall stehen Lotsen mit Warnwesten, die den Autofahrern Parkflächen zuweisen. Und auch ohne Auto ist Geduld gefragt. „Wir stehen seit 8 Uhr an“, erzählt Marcel Link, der im Inneren der Messehallen angekommen ist. Der 18-Jährige aus Heidenheim und seine Freunde haben nur ein paar Stunden im Auto geschlafen, sie haben eine Nachtfahrt hinter sich. Da sie bis Samstag auf der Gamescom sind, haben sie für die übrigen Nächte eine Wohnung gemietet.

Ein Jahr am Kostüm gebastelt

Link macht eine Ausbildung zum Kunstschmied. Das sieht man ihm heute sogar an, denn er ist als „Road Hog“ aus dem Computerspiel „Overwatch“ verkleidet. Seit einem Jahr bastelt er an seinem Kostüm, fertig ist es noch nicht. Sein Oberteil hat er selbst bemalt, die Waffen und Ketten, die von seinem Körper baumeln, selbst geschmiedet. Seine Bilanz: 40 Stunden Arbeit, 200 Euro Materialkosten.

Wer sich am Mittwochmorgen um kurz nach 10 Uhr schon in den Hallen tummelt, musste etwa zwei Stunden anstehen. Die Sicherheitskräfte haben die Besucher in mehreren Etappen hereingelassen. Zuvor mussten sie sich auf dem Messeplatz am Eingang Nord durch die Taschenkontrollen schlängeln. Nun heißt es warten – jetzt kommen die Campingstühle zum Einsatz. Um kurz vor 10 Uhr dann die eine Lautsprecherdurchsage: Die Tickets an der Tageskasse sind ausverkauft.

Großer Andrang: Wer zu den Ersten in den Messehallen gehören wollte, musste Geduld mitbringen.

Bei der Gamescom treffen Kölner auf Besucher aus ganz Europa, Spiele-Verkäufer auf Schülerinnen, und Krieger auf Prinzessinnen. Wer nicht im Auto übernachtet hat, schläft im Hotel oder im Zelt. Eigens für die Messe wurde das Gamescom-Camp im Jugendpark errichtet. „Da ist schon seit Montag jeden Abend Party“, berichtet Tanja Ianosev, die dort mit ihren Freunden zeltet. Wenn die Messehallen geschlossen sind, ist im Gamescom-Camp noch lange nicht Schluss. „Es gibt Turniere und Räume, in denen man spielen kann“, sagt Ianosev.

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Ein Paradies für die 26-jährige Frankfurterin, die auch beruflich mit Spielen zu tun hat. Sie arbeitet in einem Gaming-Laden und sucht auf der Gamescom nach Neuheiten, die sie ihren Kunden empfehlen kann. Auch sie hat sich verkleidet, wobei sie ihr Outfit aus schwarzem Tüllrock und Katzenmaske als „Standard“ beschreibt. Tanja Ianosev und ihre Freunde ziehen weiter.

Aus den Messehallen wummert die Musik, drinnen ist es dunkel, noch mehr Menschen strömen über die Rolltreppen aus Richtung Süden herein. Manch einem fällt die Orientierung schwer. Andere wissen genau, wohin sie wollen. Ins Cosplay Village etwa – in diese Halle zieht es die meisten kostümierten Besucher. Egal, woher die Gamescom-Gäste kommen, wie sie aussehen und wie alt sie sind: Bis Samstag sind die Messehallen in Deutz ihr Zuhause – eine Welt voller magischer Wesen und aufregender Spieleneuheiten.