„Hielt mich für Kellner“Spiele-CEO erlebt Rassismus bei Dinner auf Kölner Gamescom
Köln – Der CEO einer Spieleentwicklungsfirma wurde bei einem Networking-Abendessen im Rahmen der Gamescom in Köln am Dienstagabend nach eigener Aussage rassistisch empfangen. „Man hat mich für einen Kellner gehalten“, erklärte Allan Cudicio, Gründer und Chef der Firma Twin Drums, die aktuell ein von afrikanischer Mythologie inspiriertes Rollenspiel entwickelt.
Cudicio war, wie er sagt, zu einem formellen Abendessen mit anderen CEOs und Managern von Spielefirmen eingeladen. Im Restaurant angekommen sei er an den Tisch verwiesen worden, habe dann sicherstellen wollen, dass er dort auch richtig ist, und fragte daraufhin einen der Anwesenden: „Ist das der Tisch für die CEOs?“ Ohne Cudicio zu antworten habe einer der Anwesenden daraufhin angefangen, bei ihm seine Bestellung aufzugeben, da er offenbar annahm, Cudicio sei einer der Kellner. Der Twin-Drums-Chef schilderte den Vorfall zunächst am Donnerstag auf Twitter.
Cudicio war im ersten Moment „sehr verwirrt“
Cudicio berichtet im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, dass er im ersten Moment perplex gewesen sei und nicht verstanden habe, was der Mann, der ein Mitarbeiter einer angesehenen Spielefirma ist, überhaupt von ihm wollte.
„Ich war sehr verwirrt“, erläutert Cudicio. Die Unterhaltung sei für mehrere Minuten weiter gegangen, in denen der Spieleentwickler mehrfach versucht habe, das Missverständnis aufzuklären. Nachdem er mehrmals wiederholte „Ich bin kein Kellner“, habe es der Mann dann schließlich verstanden, „Oh, ok“ gesagt und sich weggedreht.
Eine Entschuldigung oder anderweitige Reaktion habe es laut Cudicio nicht gegeben. Der Mann, dessen Identität Cudicio nicht preisgeben möchte, und der selbst nicht CEO einer Spielefirma ist, sondern offenbar nur in Vertretung anwesend war, habe nach dem Vorfall so getan, als sei nichts gewesen. „Das hat mich wütend gemacht“, erklärte der Firmengründer.
Schwarzer CEO: „Ich möchte nicht mehr missbraucht werden“
Allan Cudicio ist Schwarz und schwul und war dadurch in seinem Leben schon oft mit Diskriminierung und Rassismus konfrontiert. Weil er keine Lust mehr darauf hat, Vorfälle dieser Art unter den Teppich zu kehren, habe sich Cudicio nach dem Abendessen schließlich dazu entschieden, sein Erlebnis auf Twitter öffentlich zu machen.
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„Ich möchte nicht mehr missbraucht werden“, sagt der CEO. Auch im Zuge der Black-Lives-Matter-Bewegung habe er neuen Mut gefasst, Rassismus nicht unkommentiert stehen zu lassen. Von der großen Resonanz auf Twitter sei er überrascht, da er nicht damit gerechnet habe, von fremden Menschen so viel Zuspruch zu erhalten.
Auch der „game - Verband der deutschen Games-Branche e. V.“ – Träger der Gamescom – habe sich bei ihm gemeldet, erklärte Cudicio. Vom Pressesprecher habe er Unterstützung angeboten bekommen. „Die waren sehr nett“, so der Spieleentwickler. Wegen der vielen positiven Rückmeldungen sei er insgesamt mit einem guten Gefühl von der Gamescom abgereist.
Gamescom wollte sich zu dem Vorfall nicht äußern
Zum konkreten Vorfall wollte der „game - Verband der deutschen Games-Branche e. V.“ auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ keine Aussage treffen. In einem Statement verwies ein Pressesprecher darauf, dass sich alle „unabhängig von Alter, Geschlecht, Nationalität, Religion oder sexueller Orientierung“ auf der Gamescom wohlfühlen sollten und Übergriffigkeit nicht toleriert werde. Die Gamescom behalte sich vor, jede Person von der Veranstaltung zu verweisen, die sich nicht an die Regeln halte. Dafür sei ein Beratungsangebot für Besuchende eingerichtet worden.
Als Chef der Firma Twin Drums mit Sitz in Berlin hat Cudicio bereits zuvor Rassismus in Spiele-Communities erlebt. Mitteilungen zum Spiel „The Wagadu Chronicle“, das das Studio aktuell entwickelt, bekämen seiner Erfahrung nach immer wieder ein gewisses Level an Hass ab. „Da braucht man eine ganz schön dicke Haut“, so der Entwickler.
„The Wagadu Chronicle“ wird teils von einem Kickstarter Projekt und teils von öffentlichen Geldern mitfinanziert und ist ein afrikanisch inspiriertes MMORPG (Massively Multiplayer Online Role-Playing Game), das wie Herr der Ringe, aber „schwarz und queerer“ sei, so Cudicio.