Köln – Wer sich dieser Tage bei Facebook und Twitter auf den offiziellen Seiten des 1. FC Köln umschaut, kann den Eindruck gewinnen, als habe sich der Club gemeinsam mit „dem Staat“ gegen die eigenen Anhänger verschworen. Von „Systemdiktatur“ ist da in einigen Kommentaren die Rede, von „Diskriminierung“, „Apartheid“ und dem „letzten Sargnagel, was den deutschen Fußball angeht“. Ein Facebook-Nutzer postet den Slogan „Der Staat gegen dich“, ein anderer zieht sogar übelste Vergleiche zur Nazi-Zeit. Was ist passiert?
Der 1. FC Köln hat entschieden, ab dem zweiten Heimspiel nur noch vollständig Geimpfte sowie Genesene bei Heimspielen ins Stadion zu lassen – ausgenommen sind Kinder und Menschen, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden dürfen. Ein negativer Test allein reicht also künftig nicht mehr aus. Nicht nur in der Politik und in der Bundesliga, auch unter den FC-Anhängern wird diese Maßnahme diskutiert. Viele unterstützen den Weg des Vereins, andere verstehen den Vorstoß als „Impfzwang durch die Hintertür“ und kommunizieren dies – teilweise auch in den sozialen Netzwerken – sachlich und in vernünftigem Ton. Die Schreihälse aber scheinen in der Mehrheit.
Impfgegener mobilisieren gegen Entscheidung des FC
Man wisse um bestimmte Einzelpersonen und eine Gruppierung von Impfgegnern, die es sich zur Aufgabe gemacht hätten, auf Facebook und Twitter gegen die Entscheidung des FC zu mobilisieren, sagt ein Fanvertreter. Insgesamt gesehen sei aber die Mehrheit der FC-Anhänger nach seinem Eindruck mit der Maßnahme einverstanden.
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Eine Einschätzung, die auch Heike Bellinghausen teilt. Das Vorstandsmitglied vom „Fan-Projekt 1. FC Köln 1991 e.V.“ berichtet, bei der Auswärtsfahrt zum Pokalspiel in Jena am Wochenende sei das Thema „2G“ eigentlich gar keines gewesen. Es habe keine kontroverse Diskussion unter den Fans gegeben, „eher im Gegenteil“, sagt Bellinghausen. Für die meisten sei es „eine Selbstverständlichkeit in einer Pandemie, andere zu schützen“. Drei oder vier Mitglieder hätten bislang aus Protest ihre Dauerkarten zurückgegeben, weil sie sich diskriminiert fühlten.
FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle hat angekündigt, Mitgliedern und Dauerkarteninhabern, die den Weg des Vereins nicht mitgehen wollten, eine Pausierung ihrer Dauerkarte anzubieten „oder ihnen den Preis für die einzelnen Spiele anteilig zurückzuzahlen“. Der Club habe „überwiegend positives Feedback erhalten, aus der Liga, von unseren Partnern und aus der Politik“, sagte Wehrle dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Impfen sei der entscheidende Faktor auf dem Weg zurück in eine sich ständig verändernde Normalität mit Corona. „Das Virus wird uns auch weiterhin begleiten. Wir fürchten, dass der komplette professionelle Sport in Deutschland ohne eine signifikante Impfquote große Schwierigkeiten bekommen würde.“