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Gesamtschule Neubrück erneut gescheitertGrüne und CDU gegen Umwandlung der Kölner Hauptschule

Lesezeit 3 Minuten
Protestierende vor dem Kölner Rathaus

Protest der Neubrücker Eltern vor dem Rathaus: Den Schuldezernenten Robert Voigtsberger konnten sie überzeugen. CDU und Grüne nicht.

Zum zweiten Mal platzen die Pläne, die Kurt-Tucholsky-Hauptschule umwandeln. SPD und Linke empört.

Eigentlich sollte neben der Gesamtschule, die in Deutz im Interim startet, noch eine weitere Gesamtschule für Kalk beschlossen werden: Die Stadt wollte die Kurt-Tucholsky-Hauptschule in Neubrück in eine vierzügige Gesamtschule umwandeln. Bereits zum zweiten Mal nach 2022 hatte die Verwaltung der Politik diesen Beschlussentwurf vorgelegt. Demnach sollte die Hauptschule ab dem Schuljahr 2025/26 keine Eingangsklassen mehr bilden und so sukzessive auslaufen. Parallel dazu sollte die neue Gesamtschule ab dem Sommer 2026 mit den ersten fünften Klassen starten.

Die Stadt begründete dies einerseits mit dem großen Mangel an Gesamtschulplätzen im Bezirk Kalk. Nur wenn auch die Neubrücker Hauptschule umgewandelt werde, könne die Lücke bei den Plätzen geschlossen werden. Die eigentlich geplante zweite zusätzliche Gesamtschule für den Bezirk Kalk könne nämlich wegen stockender Verhandlungen mit dem Investor erst frühestens ab 2033/34 ihren Betrieb aufnehmen.

Nur 18 Anmeldungen an der Hauptschule in Köln-Neubrück

Inhaltlich begründete die Verwaltung den Vorstoß damit, dass sich an der Kurt-Tucholsky-Hauptschule für das neue Schuljahr im Anmeldeverfahren nur 18 Schülerinnen und Schüler angemeldet hätten. Beide Kalker Hauptschulen könnten in diesem Jahr statt fünf möglicher Züge nur zwei Züge bilden. Dadurch fehlen auch dringend benötigte Plätze im gemeinsamen Lernen, da je Klasse nur drei Inklusionskinder unterrichtet werden könnten.

Grüne, CDU und FDP wollten der Verwaltung jedoch – wie schon 2022 – nicht folgen. Sie stimmten gegen den Umwandlungsbeschluss. Damit ist das Unternehmen zum zweiten Mal gescheitert. Bärbel Hölzing (Grüne) führte an, dass die räumlichen Bedingungen durch die Doppelnutzung kein qualitätsvolles Lernen möglich machen. Statt solcher Kompromisse solle man lieber mit Hochdruck einen alternativen Standort suchen, an dem dann eine neue Einrichtung mit guten Lernbedingungen realisiert werde. Außerdem erreiche die Schule im weiteren Verlauf etwa durch Schulabgänger anderer Schulen oder Zuweisung von geflüchteten Kindern stabile Zahlen.

Constanze Aengenvoort (CDU) führte an, dass die Schule gerade mit ihrem kleinen System ein Schutzraum für Kinder sei, die viel individuelle Förderung bräuchten und dass sie hervorragende Arbeit leiste. Beide Fraktionen wollen mit einer solchen Entscheidung zumindest noch ein Jahr warten, um zu sehen, wie sich die neue Gesamtschule in Deutz auf Kalk auswirke. Für die FDP führte Stefanie Ruffen auch die mangelhafte Anbindung an den Öffentlichen Nahverkehr an, so dass die Schule vornehmlich für Kinder aus Brück attraktiv sei. Gesamtschulen würden aber nicht für Stadtteile gedacht. „Die Kinder müssen ja auch da hinkommen.“

Volt schloss sich als einzige Partei des Ratsbündnisses dem Vorschlag der Verwaltung an. Ihr leuchteten die Argumente ein, erklärte Andrea Browers (Volt). Es sei zudem sinnvoll eine Gesamtschule zu haben, die vielleicht nicht in Klasse 5 schon voll sei und Kapazität habe, auch Wechsler vom Gymnasium nach der sechsten Klasse aufzunehmen.

SPD und Linke reagieren empört auf die Ablehnung der Umwandlung

SPD und Linke, die seit 2022 für eine Umwandlung kämpfen und für den Vorschlag stimmten, zeigten sich entsetzt über die Zurückweisung der Pläne durch Grüne und CDU. Die Verwaltung hatte zuvor erläutert, dass die Schule nach geltender Vorschrift geschlossen werden müsse, wenn die Anmeldezahl unter 18 sinken. „Das kann schon nächstes Jahr passieren. Dann haben die Kinder in Neubrück gar nichts mehr. Und das ist fahrlässig“, sagte Oliver Seeck (SPD).

Heiner Kockerbeck (Linke) kritisierte, die Entscheidung widerspreche allen vorliegenden Fakten. „Und nächstes Jahr gehen die Diskussionen wieder los.“ Er warf CDU, Grünen und FDP vor, die Stimmung in Neubrück und den umliegenden Stadtteilen nicht wahrzunehmen, die sich im Stich gelassen fühlten. In Neubrück herrschte tiefe Enttäuschung über die Entscheidung. Die Bürgerinitiative für eine Gesamtschule in Neubrück macht seit Jahren für die Gesamtschule stark. Zuletzt mit 2350 Unterschriften und Demonstrationen vor dem Rathaus.