Der 92-jährige Ernst Romczykowski ist ein Phänomen. Er hat sein Leben lang viel Sport gemacht – und bewegt sich weiter.
„Über die Stränge geschlagen habe ich nie“Das Geheimnis des wohl fittesten 92-Jährigen von Köln
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Ernst Romczykowski (92) geht zweimal in der Woche ins Fitnessstudio. Jedes Wochenende wandert er 20 Kilometer weit.
Copyright: Arton Krasniqi
Je 50 Prozent Gene und gesunder Lebensstil – davon hängt internationalen Studien zufolge ein langes Leben ab. Bei Ernst Romczykowski kommen beide Faktoren augenscheinlich aufs Glücklichste zusammen: In seiner Familie seien viele sehr alt geworden, sagt er. So fit wie kaum je ein Mensch mit 92 ist Ernst Romczykowski aber wohl, weil er immer sehr viel Sport gemacht hat – ohne sich dabei Stress zu machen und nach den Sternen zu greifen.
Der gebürtige Kölner hat gerade eine eineinhalbstündige Sporteinheit im Fitnessstudio der Sozialbetriebe Köln in der Boltensternstraße beendet: Laufband mit verschiedenen Geschwindigkeiten, Kraftübungen für Rücken, Arme, Beine, Bauch, Stretching. „Seit ich zweimal Corona hatte, ist es schwerer geworden – meine Ausdauer hat stark gelitten“, sagt er. Der Puls sei jetzt bei geringerer Belastung höher. „Wenn ich vier Stockwerke hochlaufe, bin ich schon etwas außer Atem – früher habe ich zwei Stufen genommen, heute nur noch eine.“ Jüngst habe er sich auch ein E-Bike zugelegt, um zweimal pro Woche von Stammheim nach Riehl zu radeln – „allerdings eins mit schwachem Motor“.
Jedes Wochenende geht der 92-Jährige 20 Kilometer wandern
Wer Ernst Romczykowski sieht und zuhört, kann sich schwer vorstellen, dass dieser Mann 92 sein soll: Seine Muskeln sind drahtig, das Kreuz breit, glatt seine Stirn. „Ich habe wahrscheinlich Glück, dass ich alles noch machen kann“, sagt er, und meint: Jedes Wochenende Wanderungen von gut 20 Kilometern, Haushalt, Einkaufen, Radfahren, zweimal pro Woche Fitnessstudio, täglich Übungen zu Hause.
Wenn ich vier Stockwerke hochlaufe, bin ich schon etwas außer Atem – früher habe ich zwei Stufen genommen, heute nur noch eine
Als Kind habe er angefangen, Sport zu machen. Vormilitärischer Drill bei der Hitler-Jugend („Kein Spaß“), 1946 schloss er sich einer Sportgruppe in Buchforst an, boxte und rang, machte Liegestütze, Klimmzüge und Kniebeugen. „Als junger Mann waren es mal 500 Kniebeugen in 20 Minuten.“ Nach Leistung und Rekorden habe er sonst nicht geschielt. „Meine Brüder waren Leistungsradsportler bei der Liga Kalk und der Staubwolke, ich bin da viel mitgefahren, eine Zeit lang hat uns der ehemalige Profi Rudi Altig trainiert. Aber Rennen gefahren bin ich nie.“
Dafür „am Wochenende schonmal mit dem Rad nach Aachen und zurück, nach Monschau oder Alsdorf.“ Dort im Badesee schwimmen und zurück. Oder zum Campen ins Oberbergische mit dem Rad, morgens oder abends lange Waldläufe von zehn, 15 Kilometern. „Bewegung hat mir einfach immer Spaß gemacht, ich fühle mich wohl, wenn ich mich bewege.“
Anhänger der Longevity-Bewegung – Menschen, die alles tun, um möglichst lange gesund zu bleiben und alt zu werden – ist Ernst Romczykowski nicht. „Ich esse Hausmannskost und trinke auch schonmal ein Bier“, sagt er. „Über die Stränge geschlagen habe ich allerdings nie.“