Ein Kölner Polizist startete einen Aufruf. Von dem Geld will die Familie eine teure Therapie finanzieren und Lara einen Wunsch erfüllen.
Elfjährige ist schwer an Krebs erkranktSpendenaktion für Lara aus Köln übertrifft alle Erwartungen
Manchmal ist Lara gerührt, überwältigt, so wie kürzlich, als sie mit ihrer Mutter im Supermarkt war. Die Kassiererin drückte der Elfjährigen einen Umschlag in die Hand mit einer Spende, die die Belegschaft für das schwer krebskranke Mädchen gesammelt hatte. „Warum geben die mir so viel Geld?“, fragte Lara ihre Mutter. Michaela Wienbrandt antwortete: „Weil sie alle mit dir leiden und wollen, dass du noch all das erleben kannst, was du erleben willst.“
Manchmal aber ist Lara auch alles zu viel. Sie wolle nicht immer nur auf ihre Krankheit reduziert werden, erzählt ihre Mutter – auch wenn das mitunter Vorteile für sie brächte. „Aber sie hat es dann satt, immer der Sonderling zu sein.“
Seit acht Jahren leidet die elf Jahre alte Kölnerin unter einem Neuroblastom, einer bösartigen Tumorerkrankung des Nervensystems. Trotz zahlreicher Therapien, Chemobehandlungen, Bestrahlungen und Operationen erlitt Lara in all den Jahren sechs Rückfälle. Immer wieder kämpfte sie sich zurück. Aber nie war die Situation so schwierig wie im Moment. „Die Ärzte versuchen, Lara noch weitere Lebenszeit zu verschaffen“, sagt Dirk Rohde, Polizist in der Kölner Innenstadt und ein Freund der Familie. „Wieviel Zeit, das kann niemand vorhersagen.“
Krebskranke Elfjährige: Kölner Polizist sammelt Spenden für Lara
Über das Internetportal Gofundme hatte Rohde eine Spendenkampagne für Lara organisiert, der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat Mitte Juli darüber berichtet. Als Spendenziel hoffte Rohde auf 20.000 Euro, inzwischen sind fast 70.000 Euro zusammengekommen. Michaela Wienbrandt kann das kaum glauben. „Dass das solche Wellen schlägt, damit hätten wir nie gerechnet“, sagt sie. „Die Welt heute ist sehr egoistisch. Dass trotzdem so viele Menschen Herz gezeigt haben, ist sehr berührend.“
Die Familie hatte gehofft, mit den Spenden die Stornokosten für den Sommerurlaub auf Kreta bezahlen und vielleicht eine neue Reise finanzieren zu können – falls sich Laras Zustand noch einmal bessern sollte. Den Kreta-Urlaub mussten sie kurzfristig absagen, weil das Mädchen für eine weitere Chemotherapie in die Uniklinik musste. Auf eine Reiserücktrittsversicherung lässt sich bei Laras Krankheitsbild kein Versicherungskonzern mehr ein.
Köln: Spezielle Therapie kostet 4000 Euro pro Monat
Jetzt aber ist finanziell noch mehr möglich, zum Beispiel eine Therapie, deren Bewilligung durch die Krankenkasse noch unklar ist. Die Tabletten sind bislang nur für Erwachsene mit Lungenkrebs zugelassen, sie kosten 4000 Euro pro Monat. Lara hat zudem ein neues Bett bekommen, und sie sehnt sich nach einem elektrischen Sessel, der sich hochfahren lässt, so dass sie leichter aufstehen kann. Mit hellem Stoff soll er bezogen sein, wünscht sich Lara, so hell wie die Einrichtung in ihrem Zimmer. „Da sind wir gerade dran“, sagt ihre Mutter. „Aber die Hersteller haben Lieferzeiten bis Oktober. Ich weiß nicht, ob wir bis dahin Zeit haben. Wir gucken gerade von Tag zu Tag.“
Zurzeit ist Lara zu Hause bei der Familie, sie hat noch einen fünfjährigen Bruder. „Wir gehen spazieren mit ihr, damit der Kreislauf in Gang kommt“, sagt die Mutter. Vor ein paar Tagen waren Laras Freundinnen zu Besuch. Es sind Momente, die das Mädchen ablenken und seine Stimmung heben. Auch Reiten möchte Lara unbedingt noch einmal.
In der kommenden Woche beginnt für die Elfjährige der zweite Chemoblock im Krankenhaus – vorausgesetzt, ihre Blutwerte lassen die schwere Therapie zu. Im ersten Block hatte sie heftig unter den Nebenwirkungen gelitten. So heftig, dass sie kurzzeitig den Lebensmut verloren hatte, berichtet Michaela Wienbrandt. „Ich habe zu ihr gesagt: „Du bist der Boss, wenn du das nicht willst, dann lassen wir das.“ Dann wäre die Palliativmedizin am Zuge. „Aber sie hat sich ein weiteres Mal zusammengerauft, weil sie leben will.“