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Grüne Lunge der StadtDarunter haben Kölner Bäume am meisten zu leiden

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Baum Dom GOYERT 190422

4000 Hektar der Stadtfläche sind in etwa mit Wald bedeckt.

Köln – Rund 4000 Hektar städtischen Wald gibt es in Köln. Das ist ungefähr zehn Prozent der Stadt und in etwa die Fläche des gesamten Stadtbezirks Lindenthal. Die Wälder und die Bäume an den Straßen haben entscheidenden Einfluss auf das Mikroklima Kölns. Sie binden CO2, filtern Feinstaub aus der Luft, regeln den Wasserabfluss, spenden Schatten und verhindern damit eine Überhitzung der Stadt. „Der Stadtbaumbestand spielt somit eine entscheidende Rolle bei der Abmilderung der Folgen des Klimawandels“, erläutert die Stadt. Aber ebenjener Klimawandel setzt den Bäumen mächtig zu. Noch immer haben sich die Gewächse nicht von den Dürresommern 2018, 2019 und 2020 erholt, auch das niederschlagsreichere Jahr 2021 hat nur etwas Linderung gebracht. Die Stadtverwaltung reagiert – indem sie verstärkt Bäume pflanzt, die besser mit Hitze und Trockenheit klarkommen.

1.250.103 Bäume gibt es derzeit auf städtischem Grund. 81.000 davon stehen an Straßen, also nicht in Waldgebieten. Es sind sogar noch einige mehr, denn das Laserscan-Verfahren, mit dem die Stadt die Bäume zählt, erfasst nur jene die größer als sieben Meter sind. Und in dichten Waldgebieten stehen die Gewächse teilweise so eng, dass der Scanner manche übersieht. Wie viele Bäume in den Forsten gefällt wurden, erfasst die Stadt nicht, aber die Nachpflanzungen dort: 18.800 im vergangenen Jahr. Anders sieht es bei den Straßenbäumen aus. 2021 wurden nach Angaben der Stadt 539 gefällt. Und 748 neu gepflanzt. Von den gefällten Straßenbäume waren 45 Prozent krank und nicht mehr standsicher. Bei den anderen 55 Prozent lagen „andere Gründe“ vor: „Insbesondere Baugenehmigungsverfahren führten zu größeren Baumfällungen im Stadtgebiet“, erklärt die Stadt.

2222 Privatbäume in einem Jahr gefällt

Bei Bäumen auf privaten Grundstücken sind Bauprojekte sogar der Hauptgrund für Fällungen, sagt die Verwaltung, die ab einem bestimmten Stammumfang jeden finalen Einsatz der Kettensäge genehmigen muss. Im vergangenen Jahr verschwanden hier 2222 Bäume, 70 Prozent davon – insgesamt 1573 – mussten einer Bebauung weichen. Die übrigen waren krank oder drohten aus anderen Gründen umzustürzen.Den 2222 gefällten Privat-Bäumen stehen nur 455 registrierte Ersatzpflanzungen gegenüber. Allerdings nimmt das Umweltamt die Ersatzpflanzungen frühestens zwei Jahre nach einer Fällung ab, da erst dann sicher ist, ob die Nachpflanzung auch anwächst. Die 2021 erfassten Ersatzpflanzungen gehen also auf ältere Fällungen zurück, für im vergangenen Jahr geschlagene Bäume sind folglich noch keine Ersatzpflanzungen erfasst. Dessen ungeachtet hat die Stadt als Ersatz für die 2222 gefällten Bäume des Vorjahrs die Neupflanzung von 2526 Bäumen angeordnet.19 Prozent der Privatbäume verschwanden 2021 im Stadtbezirk Ehrenfeld und damit so viele wie in keinem andern Kölner Bezirk. Auf den dicht bebauten Bezirk Innenstadt, wo indes ohnehin vergleichsweise wenige Bäume stehen, entfielen nur vier Prozent der gefällten Bäume auf Privatgrundstücken.

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Der weitaus größte Teil des Kölners Baumbestands steht indes auf städtischem Boden. Und hier ist es vor allem der Klimawandel und seine Begleiterscheinungen, die dem Wald zusetzen. „Aufgrund des extremer werdenden Klimas haben viele der im Stadtgebiet verwendeten Baumarten zunehmend Probleme, ihre Funktionen vollumfänglich zu erfüllen“, konstatiert die Stadt. „Anhaltende wochenlange Trockenheit, verbunden mit extremer Hitze sorgen für Stress, der nur schwer kompensiert werden kann.“ Die Dürren verursachen Krankheiten sowie den Befall von Pilzen und Borkenkäfern. Aber Stürmen, die wie lang anhaltende Trockenphasen im Zuge des Klimawandels zunehmen, können immer öfter heimische Baumarten nicht standhalten. Deshalb setzt die Stadt auf Gewächse „aus Regionen, in denen heute solche klimatischen Bedingungen vorherrschen, wie sie für unseren Raum prognostiziert werden.“ Etwa aus dem heißen Mittelmeerraum oder trockenen kontinental-asiatischen Gebieten. Statt zwischen Linden, Platanen, Birken und Buchen spazieren die Kölnerinnen und Kölner immer häufiger unter dem Blätterdach von japanischem Schnurbaum, Kobushi-Magnolie oder amerikanischer Esche. Die Stadt testet derzeit insgesamt 22 Arten, die eigentlich fernab des Rheinlands zu Hause sind. Überdies untersucht die Verwaltung in Projekten, wie für Straßenbäume Regenwasser besser gespeichert werden kann. Denn allein Bürgerinnen und Bürger in Aktionen aufzurufen und dabei zu unterstützen, sich um die Bäume vor ihrer Haustür zu kümmern, in dem sie sie gießen, dürfte nicht reichen.

Neue und vor allem mehr Baumarten zu etablieren, ist das längerfristige Gebot der kommenden Jahre, erklärt die Verwaltung, sonst wird es kahl im Kölner Wald: „Eine deutlich größere Vielfalt im Gattungs-, Arten- und Sortenspektrum der Stadtbäume ist das erklärte Ziel für einen nachhaltig resilienten und somit zukunftsfähigen Baumbestand.“