Vielen Kölner Kindern, die in diesem Jahr eingeschult werden, drohen lange, kaum zu bewältigende Schulwege.
Kommentar fehlenden Plätzen an GrundschulenWas Kölner Kindern zugemutet wird, ist nicht hinnehmbar
Während sich die Anmeldelage an den weiterführenden Schulen in Köln zumindest für dieses Jahr etwas entspannt, brennt es an den Grundschulen lichterloh. Das zweite Jahr in Folge ist die Lage in Köln dramatisch. Dieses Jahr gibt es sogar an knapp jeder zweiten Grundschule einen Anmeldeüberhang. Während Kinder in ohnehin privilegierteren Stadtteilen wie Lindenthal, Rodenkirchen oder Nippes zumindest in ihrem Veedel Alternativen finden, weil das Angebot im Stadtbezirk in Summe ausreichend ist, gibt es Stadtteile, in denen es noch nicht mal betrachtet auf den gesamten Stadtbezirk ein auskömmliches Angebot gibt.
Vielen Kindern, die in den Stadtbezirken Mülheim, Porz oder Chorweiler wohnen, drohen im Alter von sechs Jahren lange, lange, kaum zu bewältigende Schulwege. Das ist unzumutbar. 19 Mehrklassen hat die Stadt schon eingeplant – in Containern und im teils schon jetzt beengten Gebäudebestand - damit es irgendwie hinkommt. Schon jetzt ist klar, dass das wohl nicht reicht.
Köln braucht 30 neue Grundschulen
Um den Bedarf zu decken, werden bis 2030 noch 30 neue Grundschulen gebraucht. Das hat der Schulentwicklungsplan bereits im Jahr 2020 konstatiert. Selbst im Schulentwicklungsplan von 2016 war schon von 23 benötigten Grundschulen die Rede. An den Start gegangen sind davon dann acht Jahre später lediglich acht. Im neuen Schuljahr geht keine einzige neue Grundschule an den Start – nicht mal im Interim. Das ist angesichts der mindestens seit vergangenem Jahr bekannten akuten Notlage schlicht nicht hinnehmbar.
Angesichts des ohnehin bestehenden Platz-Notstands wirkt sich dabei – neben dem grundsätzlichen Anstieg der Kinder im Grundschulalter in Köln - ein weiterer Trend besonders gravierend aus: Die Zahl der Kölner Kinder, die die erste Klasse wiederholen, steigt rasend an. In Köln beträgt die Zunahme innerhalb eines Jahres erneut über ein Drittel. Und das, nachdem bereits im Vorjahr mit einer Steigerung um ebenfalls ein Drittel ein neuer Höchststand erreicht worden war. So schnell kann die Stadt die zusätzlichen Plätze gar nicht schaffen, die deshalb gebraucht werden. Wenn der Trend so anhält, wird auch die errechnete Zahl von 30 neuen Grundschulen nicht reichen.
Schulministerium in Düsseldorf ist gefragt
Hier deutet sich ein grundsätzliches Problem an, das mit dem reflexhaften Verweis auf Corona nur unzureichend beleuchtet ist. Vielmehr ist zu befürchten, dass daraus ein Dauertrend wird angesichts von immer mehr Kindern, die ohne grundlegende Fähigkeiten zum Lesen-, Schreiben- und Rechnenlernen, in die Schule kommen. Das nordrhein-westfälische Familien- und Schulministerium ist dringend gefragt, den Ursachen für diese Entwicklung auf den Grund zu gehen und die Entwicklungs- und Frühförderung in den Kitas massiv zu stärken.