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Gut verpacktes MuseumClaus Michael Sierp sammelt historische technische Geräte

Lesezeit 3 Minuten

Claus Michael Sierp inmitten seiner Sammlung technischer Apparaturen

  1. Claus Michael Sierp besitzt eine Sammlung, die ihresgleichen sucht.
  2. Hunderte Filmprojektoren, Kameras, Videorekorder, Schreibmaschinen und Co. bewahrt er in seiner Wohnung und zwei Lagerräumen auf.
  3. Eins dieser Lager muss nun Ende März geräumt werden.

Köln – Um zur Mehrspur-Aufnahmemaschine vorzudringen, muss Claus Michael Sierp mehrere Computer-Monitore übersteigen, die auf dem Boden stehen, drei Projektions-Leinwände beiseiteschaffen und einen riesigen Scheinwerfer für Filmproduktionen von seinem Standort entfernen. Dann hat er sich endlich zu dem tischähnlichen Gerät in der hintersten Ecke des Lagers vorgekämpft.

„Das stand im Tonstudio 65 an der Aachener Straße, damit wurde eine Langspielplatte von Trude Herr aufgenommen“, sagt Sierp und entfernt die Plane, die die klobige 24-Spur-Maschine vor Staub schützen soll. 

Der Inhaber des Tonstudios hatte sie ihm vor einiger Zeit geschenkt, denn Sierp war schon als Elfjähriger dabei, als der Mann an der damals wegweisenden Aufnahmetechnik im Keller eines Elektronik-Fachgeschäfts am Hansaring tüftelte.

Technische Geräte aus vergangenen Zeiten

Heute ist Claus Michael Sierp 63 Jahre alt und Eigentümer einer Sammlung, die ihresgleichen sucht. Nicht nur in seiner Wohnung, sondern auch in zwei Lagerräumen in Mülheim und in der Südstadt bewahrt der Kölner technische Geräte auf, die in früheren Jahrzehnten in jedem Film-, Fernseh- und Tonstudio sowie in Büros und Sekretariaten zu finden waren.

In Regalen und Kisten finden sich hunderte Filmprojektoren, Kameras, Videorekorder, Personal-Computer, Schreibmaschinen, Faxgeräte, Plattenspieler und Spulen mit Werbe- und Spielfilmen. Es ist ein gut verpacktes Museum der Technik- und Mediengeschichte, das nur noch aus seinem Dornröschenschlaf geweckt werden will.

Sierp war schon immer von Technik begeistert

Der Mann mit dem ergrauten, zum Pferdeschwanz gebundenen Haar hat das tonnenschwere Konvolut über 50 Jahre hinweg zusammengetragen. Zum einen, weil er die Technikbegeisterung aus den Kindertagen niemals abstreifen konnte, zum anderen, weil er als multimedial arbeitender Werbeprofi beruflich mit vielen dieser Apparaturen zu tun hatte.

Dazu gesellt sich eine ausgeprägte Freude an historischem Design und die Lust, die Funktionsweise überkommener Hilfsmittel jüngeren Menschen zu erklären. Die des T 1000 von Siemens zum Beispiel, der aussieht wie eine elektrische Schreibmaschine, aber in der Lage war, anderen Menschen schriftliche Nachrichten zu übermitteln, als an Smartphones noch nicht zu denken war.

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„Der Empfänger bekam sie sofort auf Papier ausgedruckt“, sagt Sierp: „Man musste nur eine Telefonnummer eingeben.“ Im Grunde sei der Fernschreiber aus den 1970er Jahren nichts anderes als eine Steinzeit-Version von Whatsapp.

Ein Lager muss geräumt werden

Was spannende Geschichten auch aus der Kölner Vergangenheit erzählt, bereitet Claus Michael Sierp gleichzeitig schlaflose Nächte. Denn er muss eines seiner Lager Ende März räumen. Wie lange er das zweite halten kann, ist ungewiss.

Wer die Massen an Material sieht, kann verstehen, dass Sierp mittlerweile etwas nervös nach einem neuen Zuhause für seinen Schatz sucht. Allerdings dürfe ihn dieses Zuhause nichts kosten, denn dazu fehlten ihm die Mittel. Ein Mäzen mit Herz und Platz für seine Sammlung ist gesucht. Und das schon bald.

Projektor aus den 30er Jahren

Was passiere, wenn er keine neuen Räume finde? „Ich weiß es nicht“, sagt Sierp. Verkaufen komme für ihn nicht in Frage, denn manches Stück wurde ihm nur überlassen. In Teile reißen sei ebenfalls keine Option. Für Sierp ist seine Sammlung nur im Ganzen vorstellbar.

Viele Geräte spiegelten schließlich eine technische Entwicklung wider – ähnlich einer Reise durch die Zeiten. Die vielen kleinen Geschichten, die hinter den Dingen stehen, kennt ohnehin nur Claus Michael Sierp. Die vom Filmprojektor aus den 1930er Jahren etwa, den er zufällig in den 1980er Jahren im Hansa-Theater an der Weidengasse fand, als es geschlossen wurde.

Claus Michael Sierp hofft darauf, dass irgendjemand in Köln, der großen Medienstadt, den Wert seiner Sammlung doch noch erkennt und ihn unterstützt. Und vielleicht dürfe er irgendwann einmal sogar eine große Ausstellung konzipieren.