Die Stadt verweigere Gespräche, komme nicht zu Terminen. Private Akteure bei Kölner Kulturprojekten sehen dahinter ein System.
„Hallen Kalk kein Einzelfall“Kölner Kulturinitiativen greifen Stadt an und sehen weitere Projekte gefährdet
Akteurinnen und Akteure von vier Stadtentwicklungs- und Kulturprojekten in Köln kritisieren die Stadtverwaltung nach dem Ausstieg der Montag-Stiftung bei den Hallen Kalk scharf. Die Hallen Kalk seien kein Einzelfall beim städtischen Versagen in der Entwicklung alter Industrieanlagen, Bürogebäude oder historischer Forts. „Gespräche werden abgebrochen oder verweigert, Termine werden nicht eingehalten oder es wird nicht zu ihnen erschienen, Zugang zu den Objekten wird ohne Begründung verweigert“, sind nur einige der Vorwürfe in dem Schreiben.
Initiativen sehen Problem beim Kölner Liegenschaftsamt
Man könne sich des Eindrucks nicht erwehren, dass manches davon System habe – „diese systematischen Handlungsweisen erkennen wir am ehesten im Zuständigkeitsbereich des Liegenschaftsamtes“, heißt es. Das Amt gehört zum Klima- und Umweltdezernat von William Wolfgramm und verwaltet die städtischen Grundstücke. Auf Anfrage äußerte die Stadt sich am Montag zunächst nicht zu den Vorwürfen, kündigte aber an, dazu noch Stellung beziehen zu wollen.
Unterzeichnet ist das Schreiben von Beteiligten von vier Projekten: dem Nippeser Fort X (Initiativenhaus für Menschenrechte und Demokratie), der Verantwortungsgemeinschaft Osthof für die Hallen Kalk (Kulturhof Kalk, Kreationszentrum Zeitgenössischer Zirkus), dem Ehrenfelder Wandelwerk (Klug e.V.) und dem Mülheimer Fort XI (Rosarot e.V.). Neben den Hallen Kalk können auch die anderen Projekte teils seit Jahren nicht weiterentwickelt werden.
Beim Nippeser Fort X geht es nicht voran
„Im Falle des Fort X haben wir vor über eineinhalb Jahren eine Bewerbung für das Anhandgabeverfahren abgegeben“, sagt Alexander Trennheuser vom Initiativenhaus. Das Verfahren erlaubt dem zukünftigen Käufer, das Grundstück vor dem Unterschreiben des Kaufvertrages zu beplanen. „Der erste Zeitplan lief Mitte 2022 ab, seitdem gibt es keinen neuen – trotz mehrfacher Bitten unsererseits“, so Trennheuser. Nach eineinhalb Jahren sei einem in einer Mail in einem Nebensatz mitgeteilt worden, dass entscheidende Kriterien der Ausschreibung nicht mehr gelten. „Ohne weitere Erklärung. Unsere Verfahrenskosten liegen bislang bei rund 50.000 Euro.“
Die Überlegungen, das eigene Engagement zu beenden, sei bei vielen der zivilgesellschaftlichen Akteure nun „konkret und akut. Wir möchten nicht mehr Projekte für eine Stadt ersinnen, an denen sie kein Interesse zeigt“, heißt es in dem Schreiben. Zumal einige Initiativen Missstände in der Stadtverwaltung nicht öffentlich benennen wollen würden, da sie in räumlichen oder finanziellen Abhängigkeiten zur Stadt stünden.
Verfall der Hallen Kalk wird befürchtet
Im Fall der Hallen Kalk befürchtet Fatma Erkus vom Kulturhof Kalk, dass es für den Erhalt des Gebäudes bald schon zu spät sein könnte. Trotz Zusicherung auf Dezernenten-Ebene werde der Verantwortungsgemeinschaft seit April 2020 der Zugang zum Areal verwehrt. „Den Zustand der Gebäude können wir daher nur erahnen: Neben unkontrolliertem Taubenbefall, überschwemmten Waschbecken, herabfallenden Deckenteilen, grundlos demontierten Stützbalken oder abrutschenden Dacheindeckungen haben wir Kenntnis von einem Wasserrohrbruch vor über zwei Jahren, dessen ‚Behebung‘ darin bestand, sämtliche Kabel zu einem 4.900 Quadratmeter fassenden Verwaltungsgebäude zu zerschneiden“, so Erkus.
Die Montag-Stiftung Urbane Räume, die die Hallen Kalk mit entwickeln wollte, war vergangene Woche von ihrem Engagement zurückgetreten. Die Stadt Köln habe sich nicht als „verlässlicher Partner“ erwiesen, hieß es. Seitdem bemüht die Stadt sich um eine Rückkehr der Stiftung in das Projekt. Gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ hatte die Montag-Stiftung das allerdings ausgeschlossen.