Köln – Im Café des Porzer Citycenters sitzen zwei junge Frauen mit ihren Kleinkindern. Die Mütter trinken Cola und reden über ihre Männer, die Kinder spielen mit dem rosa beziehungsweise goldenen Smartphone der Mamas.
Die Szene ist wie geschaffen für einen Roman der Frau, die gleich daneben sitzt: Hanna Dietz schreibt Bücher über Männer und Frauen, vornehmlich über Männermacken, und wie Frauen damit umgehen – und das sehr erfolgreich: Ihr Roman „Männerkrankheiten“ (2012) war ein Jahr in der Bestseller-Liste, zwischenzeitlich auf Platz eins unter den Taschenbüchern.
Jüngster Roman heißt „Fußballmütter“
Die „Männerkrankheiten“ haben sich 200.000 Mal verkauft, auch die meisten anderen ihrer Bücher gehen gut weg. Jüngst ist ihr Roman „Fußballmütter“ erschienen – er handelt von der geschiedenen Mutter eines fußballverrückten Sohns.
Die Ich-Erzählerin beschreibt die Welt am Spielfeldrand eines Dorfvereins. Dietz, die mit ihrem Mann und zwei Kindern (acht und elf) in Porz lebt, findet ihre Geschichten im eigenen Leben: Ihr Sohn ist im Fußballverein, sie hört jede Woche, wie die Väter fachsimpeln und die Frauen über Erziehung oder Mode reden, wie die Eltern die Fähigkeiten ihrer Zöglinge überschätzen, wie gelegentlich auch Aggressionen aufkommen, wie Väter brüllen: „Hau ihn weg!“
„Wenn eine Mannschaft unfair spielt, geht das meistens vom Trainer oder von den Eltern aus und nicht von den Kindern. So etwas ärgert mich dann“, sagt Dietz. Der Alltag liefert also die Ideen, die Szenen sind allerdings in jedem Buch komplett erfunden. „Es ist ganz wichtig, dass sich niemand darin wiederfindet“, sagt die Kölnerin. „Das wäre ein klassisches Eigentor.“
Autorin arbeitet als Fernsehjournalistin
Dietz, die bis vor zehn Jahren als Fernsehjournalistin vor allem für den WDR arbeitete, hat einen Mann, der gern grillt. Im Frühjahr hat sie den Roman „Schatz, brennt da grad was an? – Mein Mann, seine Grillzange und ich“ herausgebracht. Es handelt (auch) von der Grillmanie vieler Männer und davon, wie Frau darauf reagieren kann. Der Verkauf läuft gut.
Ihr Buch „Männer verstehen das nicht“, geschrieben unter dem Pseudonym Emma Flint, handelt von einer Frau, der die beste Freundin abhandenkommt: „In Büchern und Filmen haben Frauen ja fast immer eine beste Freundin, das ist im Leben nicht immer so, die Erfahrung habe ich selbst auch mal gemacht“, sagt sie.
Ihre Themen sucht die 47-Jährige, die früher lange in der Südstadt und am Friesenplatz gelebt hat, nach zwei Kriterien: „Es muss mich selbst ansprechen, und ich überlege, ob das Thema viele Menschen interessiert. Das ist so ähnlich wie im Journalismus.“
Autorin versucht Stereotype zu brechen
Dietz schreibt leicht verdauliche Literatur – in Feuilletons tauchen Autorinnen wie sie deswegen nicht auf. Sie spielt mit Klischees und versucht, die Stereotypen immer wieder zu brechen. „Das ist natürlich schwierig“, sagt sie. „Es gibt Krimis, die findet jeder spannend, aber keinen Humor, den jeder lustig findet.“
Dietz schafft allerdings, was die wenigsten humoristischen Autoren schaffen: Sie erreicht sehr viele Menschen. Vielleicht auch, weil sie selbst ein fröhlicher Mensch ist. Sie lacht während des Gesprächs eigentlich dauernd. „Ich lache mich auch beim Schreiben, wenn mein innerer Film abläuft, manchmal kaputt.“
Dietz schreibt auch Mädchenbücher
Um als Buchautorin erfolgreich zu sein, braucht es allerdings mehr als Spaß. Seit sie 2007 mit dem Schreiben begann, hat Dietz 18 Bücher veröffentlicht. Sie schreibt, so oft Haushalt und Kinder es erlauben, übrigens auch Mädchenbücher: „Jungs verstehen das nicht“, heißt das nächste Jugendbuch, das im Sommer erscheint.
Ärger mit ihrem Gatten gab es wegen ihres Schreibens über Männermacken noch nie. Wenn sie ihm vorhält, nicht richtig aufgeräumt zu haben, kontert der: „Du schreibst doch selbst vom »Halbe-Kraft-Putzen«, sorry, Männer können das einfach nicht.“ Ihr Mann findet ihre Bücher lustig – nach dem Bestseller „Männerkrankheiten“ erlebte Dietz allerdings auch, was ein (männlicher) Shitstorm bedeutet.
„Da wurde ich von wütenden Männern im Internet in die Emanzen-Ecke gestellt und angefeindet.“ Als dann Anfragen von Talkshows kamen, entschied sie, nicht öffentlich aufzutreten. „Emanzipation ist nicht mein Thema. Mein Thema sind Macken von Männern und Frauen, die ich unter das Motto stelle: Besser man lacht darüber, als sich zu ärgern.“
Am 29. Juni, 20 Uhr, liest Hanna Dietz im Bürgerzentrum Engelshof aus ihrem Buch „Schatz, brennt da grad was an?“ .