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Trauer um Kölns größten Clown„Wie mäht der dat?“ So feierte Hans Süper das Leben

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Hans Süper sitzt lachend mit Mandoline auf einer Bühne und zeigt ins Publikum.

So kannte und liebte ihn Köln: Hans Süper, gut gelaunt auf der Bühne, mit seiner Flitsch.

Hans Süper ist tot. Der kleine Mann mit der Mandoline war einer der ganz Großen im Karneval. Auch die Straße war seine Bühne. Wer ihm dort begegnete, kann mehr als eine Geschichte erzählen.

Wo er war, hatte der Klamauk Konjunktur. Schauplatz der ganz besonderen Ein-Mann-Show war zuletzt weniger die Bühne, sondern vielmehr die Straße. Wenn Hans Süper durch sein Veedel in Köln-Sülz zog, spendierte er jeder und jedem eine Runde Frohsinn.

„Mir geht es blendend“, erzählte er vor ein paar Jahren einer Rentner-Runde. „Ich habe mir gestern noch Hartz IV auszahlen lassen. Ich habe das alles in der Unterhose. Das ist ein String-Tanga.“ Auf das allgemeine Gelächter folgten Zugaben im Akkord – nicht immer politisch korrekt, darunter jede Menge Kalauer, zuweilen spontan ausgedacht, wie es schien: „Wie nennt man einen Fliesenleger im Knast? Kachelmann.“

Hans Süper ist tot: Köln trauert um Legende im Karneval

Wenn sich der kleine Mann mit den langen weißen Haaren dann auf eine Tasse Kaffee beim Italiener („Die machen nun mal besseren Kaffee als wir Deutschen“) zurückzog, offenbarte Hans Süper schon mal die andere Seite des Clowns – die ernste, nachdenkliche: „Bei den Alten höre ich nur noch: ,Der ist krank, der ist tot.’ Ich versuche dann zu helfen und die Leute ein bisschen aufzumuntern.“

Jetzt ist Hans Süper tot, und er fehlt nicht nur in seinem Veedel. In ganz Köln gab es keinen anderen wie ihn, auf den die Bezeichnungen „Original“, „Legende“ oder „Kult“ allesamt nicht übertrieben wirkten. Lachen als Medizin gegen die Sorgen des Alltags, das schien bis zuletzt eine Art Ehrenamt des kölschen Jung gewesen zu sein.

Zunächst aber stand die Musik im Vordergrund: Sein Vater, Hans Süper senior, war Mitglied des erfolgreichen Gesangquartetts „Vier Botze“. Dieser schickte in den 50er Jahren den Junior mit seinem älteren Bruder Charly Süper, der 2014 verstarb, als Duo „Zwei Schnürreme“ auf die Karnevalsbühnen.

Hans Süper spielt Mandoline und steht mit den Bläck Fööss auf der Bühne.

An der Mandoline galt Hans Süper als Ausnahmemusiker, hier 2007 mit den Bläck Fööss aut der Bühne

Der Erfolg blieb aus, seinen Lebensunterhalt verdiente sich Süper als Fahrer für die Fotobranche, „jeden Tag 500 Kilometer.“ Und abends klapperte er mit dem Motorrad Kölner Tanzlokale ab: „Ich habe die Band immer gefragt, ob ich einen mitspielen kann.“ 1974 wird Süper selbst gefragt. Hans Zimmermann, der mit seiner Schwester Grete als „Geschwister Zimmermann“ im Karneval schon länger aktiv war, möchte mit Süper mal ein Krätzchen singen.

Es war die Geburtsstunde des Colonia-Duetts. „70 Mark für 20 Minuten Auftritt“, so Süper rückblickend. Die Gage stieg in den folgenden Jahren rasant an, als nicht mehr nur gesungen wurde. Süper: „Ich habe irgendwann mal einfach einen Witz erzählt. Der kam besser an, als unsere Musik. Daraufhin haben wir diese Zwiegespräche eingeführt.“

Seinen Job als Stromableser war Süper los „als die mich mal beim Arbeiten erwischt haben.“ Aber es zahlte sich aus: „Zimmermäään, dat Ei“, der hölzern wirkende, stets korrekte Herr and der Akustik-Gitarre und der kleine Clown mit der Mandoline werden Stars. Fast jede Nummer hat heute Kult-Status, der WDR wiederholt seit Jahren Klassiker wie „De Fleech“ in der Sendereihe „Du Ei.“

1990 endete die erfolgreiche Ära. Viele Worte darüber wollte Süper nie verlieren. Man habe sich nichts mehr zu sagen gehabt. Ende. Ein Jahr später folgte das Comeback mit Werner Keppel. Dem „Süper-Duett“ schlug anfangs Skepsis entgegen, aber es kriegte letztendlich die Kurve. Hans Zimmermann starb 1994, Süper nahm 2004 offiziell Abschied von der Bühne.

Bis zuletzt galt der Mann mit der Mandoline, die der Kölner gerne Flitsch nennt, als Ausnahmemusiker. Vielleicht weil er keine Noten konnte, entwickelte er auf dem kleinen Instrument eine ganz eigene Spielart. Produzent Mike Herting meinte mal: „Mit Hans Süper eine Platte aufzunehmen, ist wie Schmetterlinge fangen.“ Und Wolfgang Niedecken: „Der hat fast nie eine Version identisch noch einmal gespielt. Stattdessen hörte man ganz neue, technisch komplizierte Sachen. Im Studio waren alle baff und haben sich gefragt: Wie mäht der dat?“

Hans Süper und Hans Zimmermann schauen sich auf der Bühne stehend an.

Mit dem Colonia-Duett schrieben Hans Süper (l.) und Hans Zimmermann Geschichte. Das Foto stammt von einem Auftritt im Jahre 1989.

Vieles fragte man sich bei dem Mann, der zwei Söhne aus seinen beiden ersten Ehen hat. Als seine große Liebe bezeichnete er Helga, die er 1997 heiratete, und die das Geld zusammenhielt, wie sie selbst vor einigen Jahren sagte. Und noch eine Schwäche offenbarte sie: „Mein Mann kann nicht gut zuhören.“ Helga starb 2020 nach langer Krankheit. Wegen Corona konnte sich Hans nur per Telefon von ihr im Krankenhaus verabschieden.

Er habe nicht mehr weinen können, sagte Süper, als er ein Jahr später beim 96. Geburtstag von Ludwig Sebus seine neue Freundin Lydia vorstellte. „All den Leuten, die das gleiche Schicksal getroffen hat und meinen, sie kommen über den Verlust ihres geliebten Menschen nicht hinweg, sage ich immer: Das Leben geht weiter. Helga wird für immer ihren Platz in meinem Herzen haben und die Kerze neben ihrem Foto wird immer brennen, aber das Leben geht weiter.“

Lydia Berg, Henriette Reker und Hans Süper stehen zusammen und schauen in die Kamera.

Im September 2022 heirateten Hans Süper und Lydia Berg, im Beisein von Oberbürgermeisterin Henriette Reker (M.).

Im September 2022 heirateten die beiden. Da hatte Süper schon seit längerem gesundheitliche Probleme. Das Wort Leberkrebs kam nur im engsten Kreis zur Sprache. Draußen auf der Straße, auf der Süper nun seltener zu sehen war, sprach er von einem „kleinen Eingriff“ und wechselte schnell das Thema. Vor zwei Wochen musste er erneut ins Krankenhaus. Wie aus seinem Umfeld zu erfahren war, starb Süper am Samstagabend um 23.45 Uhr an Nierenversagen.

„Jeder Tag ist wichtig. Und schön“, hat Süper stets betont. Und dass er kein Künstler sei: „Ich bin ene Jung us em Levve.“ Die Nachfrage „Lebenskünstler?“ ließ er gelten.