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Musikalischer NachrufJP Weber erklärt die Süper-Methode

Lesezeit 3 Minuten
JP Weber und Hans Süper schauen mit ihren Mandolinen in den Händen in die Kamera, im Hintergrund Kneipen-Publikum.

Zwei Virtuosen, die sich prima verstanden: JP Weber und Hans Süper bei einem Auftritt 2017

Der Tod von Hans Süper, er hinterlässt auch musikalisch eine Lücke in Köln. Einer, der ebenso als Virtuose an der Mandoline gilt, ist JP Weber. Für den „Kölner Stadt-Anzeiger“ schreibt er über den Musiker Hans Süper.

In vielen Beiträgen wurde der liebevolle Mensch, großartige Humorist und Vertreter – wenn nicht sogar Botschafter – der Stadt und ihres Brauchtums beschrieben. Betrachten wir den Musiker Hans Süper, hört man als erstes von eher minderen Eigenschaften wie etwa, dass er nicht Noten lesen konnte oder dass ein Arbeiten mit ihm nicht die Möglichkeit der musikalischen Wiederholung einer Aufnahme bot.

Aus meiner jahrzehntelangen Arbeit als Studio- und Bühnenmusiker durfte ich lernen, in verschiedenste Rollen einzutauchen. Es gibt zweierlei Arten von musikalischen Künstlern. Einmal jene, die bedienen und einmal jene, denen es zu folgen gilt. Hans Süper zählte definitiv zu jenen, denen man folgte.

Köln: JP Weber schreibt über die Genialität des Musikers Hans Süper

Seine Arbeitsmethode, Lieder zu erlernen und sie harmonisch auszuarbeiten, ist am besten zu verstehen, wenn man das Bild dieser Situation vor sich hat: Er saß an seinem Esstisch, hinter ihm an seiner Wand hing seine Mandoline und immer, wenn ihm etwas gefiel, das er gerade hörte, versuchte er die instrumentale Inszenierung des Liedes mit seinem Instrument nachzustellen. Wir reden hier über ein Instrument, das vier Saiten besitzt. Der Klangkörper eines Ensembles ist um ein Vielfaches größer.

Die Genialität und die unerschöpfliche Flexibilität, bedingt durch seine Erfahrung, ließen in seiner Bearbeitung nichts vermissen. Ich kenne diese Herangehensweise von alten Blues- und Jazzmusikern aus der 1940er und 1950er Jahren. Selbst ein Nicht-Musiker kann sich nun gut vorstellen, dass man diese kleine Mandolinen-Big-Band nicht so einfach in ein Band-Gefüge einbauen konnte.

Hans versuchte in Produktionen schnellstmöglich, nach Lösungen zu suchen. Dass sich dieses Lexikon an Musikalität an manchen Punkten verlor, liegt in der Natur der Sache. Folgte man seinem Liedgedanken, den er für sich erarbeitet hatte, wurde einem sehr schnell klar, dass es sich um eine grundsichere Struktur und harmonisch ausgefuchste Bearbeitung handelte.

Die Aufgabe von aufgeschriebenen Arrangements oder Notenlinien ist grundsätzlich nur eine Erinnerungshilfe und ein Verständlichmachen auf schnellstmöglichem Weg. Dies brauchte Hans Süper nicht, das baute er sich im Kopf, und das musste man in der Arbeit mit ihm verstehen lernen. Musik ist und bleibt Ohrensache und für den Solisten Hans Süper war dies das Wichtigste.

Das erste, was er tat, war Musik mit seiner Stimme zu empfangen, um jene dann durch seine Harmonik auf der Mandoline zu umrahmen. Die Stimme ist die natürlichste Art eines jeden Musikers, und das Instrument nur das Nachahmen eines jenen solchen. Man würde niemals einem blinden Musiker wie zum Beispiel Ray Charles etwas Negatives wie „er kann ja keine Noten lesen“ nachsagen. Jene Genialität also, die Hans Süper besaß, lag in seiner solistischen Stärke. Er, seine Stimme, seine Mandoline und sein Kazoo.

Folgte man nun diesem geschlossenen, perfekten Ensemble, war es ein Leichtes, ihn zu verstehen. Wie in der Natur oder auch in unser aller Leben gibt es einen Bedarf an Kompromissen. Geht man auf sie ein, empfängt man pure, ungezügelte, emotionale Schönheit. Wir sollten am Beispiel eines Künstlers wie Hans Süper lernen, dass man die Kunst nicht unterwerfen kann. Ergo: Hans Süper bediente nicht, man folgte ihm. Und ich freue mich jetzt schon darauf, in seinen vielen Aufnahmen – mit mir und auch mit anderen – jedes Mal etwas Neues zu entdecken.

Jörg-Paul Weber (47) ist als JP Weber nicht nur in der kölschen Szene ein gefragter Musiker. Oft wird er auch „die Flitsch“ genannt: Er gilt wie Süper als Virtuose an der Mandoline, die er von der verstorbenen Karnevals-Legende einst persönlich geschenkt bekam. Weber studierte in den Niederlanden Jazz-Gitarre und ist nicht nur als Solist erfolgreich. Mehr als 400 Kompositionen stammen von ihm.