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Carsten Henns GeschmackssacheDie Pasta ist der Star im Kölner Restaurant „Sicula In“

Lesezeit 3 Minuten
Das Restaurant Sicula In liegt auf der Subbelrather Straße.

Im „Sicula In" auf der Subbelrather Straße gibt es eine große Pasta-Auswahl und römische Pizza.

Das Restaurant wirbt mit hausgemachten Nudeln, aber auch römische Pizza kommt auf den Tisch. Wie die schmecken und welche Rolle die Gastgeberin dabei spielt, weiß unser Restauranttester.

Das Internet ist voll mit Videos, auf denen Italiener kommentieren, wenn andere Nationen ihre traditionellen Speisen und Getränke zubereiten. Ananas auf Pizza? Idioti! Sahne zur Carbonara? Non se ne parla! Cappuccino am Mittag? Per amor del cielo!

Carsten Henn

Carsten Henn

Carsten Henn, geboren 1973 in Köln, besitzt einen Weinberg an der Terrassen-Mosel, hält Hühner und Bienen und teilt sein Leben mit Katzen. Er arbeitete nach seinem Studium (unter anderem Weinbau) als ...

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Man ist da gleichermaßen stolz wie dogmatisch. Okay, seien wir ehrlich: es grenzt ans Religiöse. Natürlich betrifft das auch und besonders die Qualität der Pasta. Nie habe ich so kritische Esser erlebt wie italienische Freunde, mit denen ich beim Italiener war.

Wenn ein Restaurant dann damit wirbt, bei ihnen gebe es hausgemachte Pasta, frage ich mich natürlich direkt, ob da jemand seine Religion praktiziert. Gaspare Greco stammt aus Sizilien („Sicula“ bedeutet Sizilien, der Zusatz „In“ steht für Innovazione) und ist seit 2009 Inhaber des kleinen Lokals an der Subbelrather. 2021 wurde es renoviert und mit Gas-Ofen versehen. Gaspares Frau Angelina leitet den Service und besitzt die seltene Gabe, jedem Gast das Gefühl zu geben, er komme schon seit Jahren hier essen.

Restaurant-Chefin Angelina zeigt im Gastraum eine Speisekarte und lächelt in die Kamera.

Angelina Greco führt mit ihrem Mann Gaspare das „Sicula In"

Über zwei Dutzend Pasta-Gerichte gibt es, das teuerste der regulären Karte – zudem stehen viele Tagesangebote auf Schiefertafeln – sind die Panzerotti Angelina mit 17,50 Euro. Der Teller kommt dampfend auf den Tisch, angerichtet ist die Pasta nicht wirklich, eher so wie Muttern, oder hier eben Mamma, sie mit der Kelle auf den Teller gibt. Die Pasta hat Biss, viel herrlich körnigen Ricotta als Füllung, dazu Sahnesauce mit Spinat.

Wunderbar al dente: die Spaghetti al Ragù

Die Spaghetti al Ragù (bei uns bekannt als Bolognese) gelingen wunderbar al dente, die Sauce ist tomaten-fruchtig abgeschmeckt. Nicht spektakulär, aber gut – der Star ist die Nudel. Das gilt auch für die gewellten Tagliatelle (auch als Mafaldine oder Reginette bekannt – verzwickte italienische Pasta-Nomenklatura), zu der es ein paar okaye Scampi sowie eine Zitronencreme gibt, die zwar für Schlotzigkeit sorgt, aber aromatisch blass bleibt. Auch hier gilt: Der Star ist jemand anderes.

Ein Pastagericht ist auf einem braungrau melierten Teller zu sehen.

Scampi und Zitronencreme sind nur blasse Begleiter der gewellten Tagliatelle.

Aber es gibt nicht nur Pasta, sondern unter anderem auch Gegrilltes und Pizzen (römisch, nicht neapolitanisch) mit ausgesprochen weich-fluffigem Teig. Neben den Klassikern werden auch ungewöhnlicher belegte angeboten. Die „Tirolese“ mit geräuchertem Büffelmilchkäse, Speck, Kartoffeln und Zwiebeln, die „San Vito“ mit Gambas und Avocadocreme, oder die „Sparino“ mit Mortadella, Pistazien, und Büffelmozzarella. Als Käsesüchtiger wählte ich die „Formaggi Deluxe“, weil sie gleich fünf Käse vereint: Büffelmozzarella, Taleggio, Scamorza, Pecorino und Parmesan. Woanders hieße so etwas heutzutage wohl Cheese Extreme oder Cheesy Explosion.

Weinauswahl ist nur klein

Zum Schluss stellt sich heraus, dass es hier auch andere Stars gibt: Unter den sieben Desserts findet sich nämlich ein mustergültiges Tiramisu. Viel Mascarpone, bestens durchtränkter Löffelbiskuit, eine tolle Kaffeenote, all das nicht zu süß.

Ein Stück Tiramisu liegt auf einem Teller.

Das Tiramisu im „Sicula In" gelingt ausgezeichnet.

In Sachen Wein ist man sehr begrenzt: fünf Weine glasweise, sechs flaschenweise (wobei vier deckungsgleich sind), darunter zwar ein ordentlicher Lugana von Allegrini, aber kein sizilianischer Grillo.

Das schmälert aber nicht das Vergnügen. Die Speisen kommen schnell und wunderbar heiß, die Portionsgrößen stimmen, genau wie die Preise. Ohne eine Gastgeberin wie Angelina Greco wäre das aber alles nur halb so klasse.

Fazit: Mehr als Pasta, aber die Pasta ist hier der Star. Kleines Lokal mit viel Italien drin.

Bewertung: 4 von 6 Sternen.

Sicula In, Subbelrather Straße 353, 50825 Köln | Tel. 0221-5501976 | Di-Fr & So: 12 – 14.30, 17.30 – 22.30 Uhr;Sa 17.30 – 22.30 Uhr

Henns Auswahl:

  1. Spaghetti al Ragù 13,50 Euro
  2. Panzerotti Angelina 17,50 Euro
  3. Tagliatelle mit Gambas und Zitronencreme 20,50 Euro
  4. Pizza Formaggi Deluxe 15 Euro
  5. Tiramisu 7,50 Euro