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Schon wieder hitzefrei in KölnElternvertreterin schlägt Unterricht im Schwimmbad vor

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An vielen Kölner Schulen ist in dieser Woche früher Schluss.

Köln – Zahlreiche Kölner Schülerinnen und Schüler bekommen am Donnerstag nach der 4. Schulstunde hitzefrei. Teilweise hatten Schulleiterinnen und Schulleiter auch schon am Mittwoch aufgrund der hohen Temperaturen früher freigegeben. Bei vorhergesagten Außentemperaturen von bis zu 33 Grad heizen sich die teilweise schlecht gedämmten und sanierungsbedürftigen Gebäude, in denen sich bereits die Hitze der vergangenen Wochen angestaut hat, schon in den Morgenstunden stark auf.

Aufgrund der eindeutigen Wettervorhersage verkündeten etwa die Gesamtschule Holweide, das Genoveva-Gymnasium, das Dreikönigsgymnasium oder der katholischen Grundschule in Worringen neben vielen anderen schon im Vorfeld, dass sie von der Hitzefrei-Reglung Gebrauch machen. Grundsätzlich können Schulleitungen ab einer Raumtemperatur von 27 Grad entscheiden, ob sie für die Jahrgänge eins bis zehn frei geben. In vielen Klassenräumen liegen die Temperaturen zum Teil bei deutlich über 30 Grad.

Eine Woche hitzefrei zum Schulstart

Da die Sommerferien in diesem Jahr bereits am 9. August zu Ende waren, ist das Thema besonders virulent: So war etwa im sanierungsbedürftigen Gymnasium Kreuzgasse bereits die komplette erste Woche hitzefrei, weil sich die Räume teilweise bis 40 Grad aufgeheizt hatten und schlecht zu lüften sind.

Im Genoveva-Gymnasium wurden aufgrund der ausgefallenen elektronischen Lüftungsanlage sogar Temperaturen bis zu 46 Grad Celsius erreicht. Auch aus dem Leonardo-Da-Vinci-Gymnasium gab es Beschwerden von Elternvertretern: Ein Teil der Schule ist in die alte Hauptschule Bülowstraße umgezogen. Dort gibt es nicht nur ein sich stark aufheizendes Flachdach, sondern auch „nur alte Kippfenster“, wie ein Elternvertreter berichtet. Bei der Stadt beantragte Jalousien oder Rollos gebe es noch keine. Auf dem Thermometer in den Klassen habe man bereits 37 Grad gemessen.

Ohnehin viel Unterrichtsausfall – und jetzt hitzefrei

Anke Staar, die Vorsitzende der Landeselternkonferenz NRW, will den Schülern nicht den Spaß verderben. „Die Kinder freuen sich wie Bolle über Hitzefrei, das ist doch klar“, sagt sie. Bei vereinzelten Tagen sehe sie da auch kein Problem. „Aber wir werden in Zukunft über viele solcher Tage reden müssen.“ Das sei schon lange absehbar und „wir kommen viel zu spät über nötige Umstellungsmaßnahmen ins Gespräch“. Trotz des Klimawandels müssten Bildung und bis zur sechsten Klasse die damit verbunden Betreuung gesichert sein.

In Pandemiezeiten sei jeder zusätzliche Tag ohne Schulunterricht als dramatisch zu bewerten. „Wir werden noch mit sehr viel Unterrichtsausfall zu kämpfen haben“, prophezeit Staar. Umso wichtiger sei es, sich beim Thema Klimawandel mit möglichen Anpassungen zu befassen. „Wir brauchen eine Flexibilisierung des Unterrichts und eine bessere Ausstattung der Schulen“, sagt Staar.

Unterricht auf dem Weg ins Schwimmbad

Zum einen sollte es bei Hitze zum Beispiel möglich sein, dass die Lehrer ihre Schüler auf dem Weg zur Eisdiele oder ins Schwimmbad unterrichten. Vorstellbar sei auch, wie in südlichen Ländern die Morgen- und Abendstunden für den Unterricht zu nutzen. „Aber für so etwas fehlen oft die Mittel und die personellen Ressourcen.“ Zum anderen müssten die Schulen baulich und energetisch anders aufgestellt werden, um eine Klimatisierung möglich zu machen. Denn so viel steht fest: „Es darf nicht immer wieder Unterricht ausfallen.“

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Das Schulministerium NRW informiert auf seiner Internetseite kurz und knapp zu den Regelungen in Sachen Hitzefrei: Demnach liegt es ab einer Raumtemperatur von mehr als 27 Grad Celsius im Ermessen der Schulleitungen, den Schülern frei zu geben oder nicht.

Entscheidung hitzefrei zu geben wird aus pädagogischen Gründen getroffen

„Die Entscheidung wird unabhängig von der Pandemie oder den jeweiligen Ferienterminen aus pädagogischen Gründen getroffen und soll Rücksicht auf das temperaturbedingt verminderte Konzentrations- und Leistungsvermögen der Kinder und Jugendlichen nehmen“, hieß es auf Nachfrage dieser Zeitung aus dem Schulministerium: „Schülerinnen und Schüler der Grundschule und der Jahrgangsstufen fünf und sechs dürfen dabei nur nach Absprache mit den Eltern vor dem regulären Unterrichtsschluss entlassen werden.“

Einige Schulen versuchen möglichst viel Unterrichtsausfall zu vermeiden und dennoch früher Schluss zu machen: Das Dreikönigsgymnasium in Bilderstöckchen geht an besonders heißen Tagen beispielsweise zum System der so genannten Kurzstunden über. Im Ergebnis fallen dadurch nicht die letzten beiden Stunden aus, sondern alle Unterrichtsstunden des Tages werden von 45 auf 30 Minuten verkürzt.

Hitzefrei in Köln: Lehrer können Aufgaben für den Nachmittag geben

Lehrer können als Ausgleich für die Kurzstunden noch Aufgaben für den Nachmittag nach Hause geben. Auch an der Morsbacher Leonardo-da-Vinci-Sekundarschule werden die Unterrichtseinheiten am Donnerstag von 55 auf 40 Minuten verkürzt, ebenso die Pausen.

Aus Euskirchen allerdings melden die Schulen: Auch am Donnerstag finde der Unterricht ganz regulär statt. Die Temperaturen in der kühleren Eifel gäben keinen Anlass für Unterrichtsausfall.