Beim Blick auf den Ferienkalender für das nächste Schuljahr reiben sich Schüler und Eltern in NRW verwundert die Augen. Die Sommerferien beginnen 2023 noch früher als in diesem Jahr, sind schon Anfang August beendet. Schon jetzt dürfte feststehen, dass die ersten Schulwochen wieder mit Hitzefrei beginnen. Sollten, wie in diesem Sommer, Hitzewellen über Land rollen, werden die verblieben Schüler wieder tagelang in den oft schlecht belüfteten Klassenzimmern schwitzen müssen.
Wie gut haben es dagegen die Bayern. Sie haben ein Abo darauf, dass ihre Schulferien erst im Spätsommer beginnen. Seit Jahrzehnten fängt der Urlaub für die Kinder dort erst an, wenn die Schüler in NRW wieder die Schulbank drücken. Das ist ein Privileg, nicht nur wegen des meist angenehmeren Wetters, sondern auch, weil die Preise in vielen Urlaubsregionen Mitte August bereits wieder günstiger werden. Bayern pocht seit Jahrzehnten auf die Bevorzugung. Mit der Begründung, die Schüler müssten ihren Eltern im Spätsommer bei der Ernte auf den Feldern helfen.
Bayerns Grund für späte Ferien völlig aus der Zeit gefallen
Diese Herleitung mag in den 50er Jahren berechtigt gewesen sein, inzwischen ist sie völlig aus der Zeit gefallen. Heute wirbt Bayern damit, ein modernes Industrieland zu sein, das NRW in vielen Wirtschaftsbereichen den Rang abgelaufen hat. Im Agrarbereich hat längst die Industrialisierung Einzug gehalten. Auf den Feldern kommen riesige Maschinen zum Einsatz. Während die Profis ernten, daddeln in Bayern genauso viel Kids auf ihren Handys wie in anderen Bundesländern.
Das könnte Sie auch interessieren:
In NRW gibt es rund 2,5 Millionen Schüler. Es gibt keinen Grund, warum sie jedes Jahr bei der Vergabe der Ferientermine in die Röhre gucken sollen. Die Politik hat das Thema jahrzehntelang nicht angefasst, Generationen von Schülern in NRW hielten es für ein Naturgesetz, keine Sommer-, sondern „Frühsommerferien“ in den Terminkalender geschrieben zu bekommen.
Jetzt ist es an der Zeit, für faire Verhältnisse zu sorgen. Mit der Schulpolitik kann man nur Wahlen verlieren, nicht gewinnen, lautet eine alte Weisheit in der Landespolitik. Wenn es um Ferien geht, dürfte das anders sein. Wenn NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) den Umbau der Terminplanung zu seiner Sache macht, könnte er damit einen enormen Imagegewinn verbuchen.