Düsseldorf – Im kommenden Jahr starten die Sommerferien in NRW schon Mitte Juni – und enden bereits am 4. August. Also zu einem Zeitpunkt, an dem die großen Hitzewellen des Sommers womöglich erst noch bevorstehen. Gleichzeitig starten die Kinder in Bayern traditionsgemäß wieder als Letzte in den Sommerurlaub – dort beginnen die Ferien am 31. Juli und hören am 6. September auf.
Eine Ungleichbehandlung, ein Ärgernis, das jetzt bei der Kultusministerkonferenz zur Sprache kommen soll. Dafür sprach sich NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst am Freitag auf einer Pressekonferenz in Düsseldorf aus, als ein Journalist ihn zu dem Thema befragte.
Früher halfen bayerische Kinder bei der Ernte
Der späte Ferienbeginn in Bayern wird seit den 50er Jahren damit begründet, die Kinder in dem südlichen Bundesland müsste im Spätsommer bei der Ernte helfen. Ein Argument, das angesichts der Industrialisierung der Landwirtschaft völlig aus der Zeit gefallen zu sein scheint.
Er sei „froh dass, Bayern so erfolgreiche Entwicklung weg von einem reinen Agrarland genommen“ habe, sagte der CDU-Politiker Wüst. Dies sei ein Erfolg, der einen „Spielraum“ ermögliche, um in der Kultusministerkonferenz „einen Schritt weiterzukommen“.
Jochen Ott empfiehlt die Axt
Auch SPD-Schulexperte Jochen Ott erklärte, es sei nicht einzusehen, warum die Südbundesländer den späten Ferienbeginn stets für sich reklamieren würden. NRW sei das einwohnerstärkste Bundesland mit 2,5 Millionen Schülerinnen und Schülern. Die Landesregierung sollte „mal die Axt" an die Bevorzugung von Bayern anlegen. „Die Geschichte, dass die Kinder bei der Ernte aushelfen, ist schließlich lange vorbei", so Ott.
Der Ministerpräsident versicherte erneut, dass es in Herbst und Winter nicht wieder zur Schließung von Schule und Kitas wegen der Corona-Lage kommen dürfe. Wüst kritisierte die Corona-Kommunikation des Bundes und besonders die von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Wüst forderte konkrete Maßstäbe, ab wann welche Maßnahmen greifen. Es mangele hier an „einer klaren Linie. Und die Kommunikation des Bundesgesundheitsministers hat eher zur Chaotisierung beigetragen“, sagte Wüst. „Das trägt nicht unbedingt zum Vertrauen der Menschen bei.“
NRW will Bürger entlasten
Angesichts der aktuellen Inflation forderte der CDU-Politier ein weiteres Entlastungspaket. „Wir erwarten vom Bund, dass er ein solches vorlegt“, sagte Wüst. Dazu könnten laut Wüst Steuereinnahmen, „die jetzt inflationsbedingt steigen“, verwendet werden. NRW stehe bereit, gemeinsam mit dem Bund ein „schlüssiges Entlastungskonzept mitzufinanzieren“.
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Thomas Kutschaty, Chef der SPD-Fraktion im Landtag, kritisierte den Auftritt von Wüst. „Seine Landesregierung hat keinen eigenen Plan, wie sie die Menschen in unserem Land unterstützen will“, sagte der Oppositionsführer. Dabei würde die sofortige Abschaffung der Kita-Gebühren und ein Mietpreis-Stopp zahlreichen Familien schnell und direkt helfen. Stattdessen zeige Wüst wieder nur nach Berlin und fordere einmal mehr von der Bundesregierung weitere Unterstützung. Die Pressekonferenz sei „nicht mehr als ein Urlaubsplausch“ gewesen.