Hohe Kosten, PersonalnotKölner Bäckereien kürzen Öffnungszeiten
Köln – Bäckereien sind von den derzeitigen Krisen besonders hart betroffen: Hohe Kosten für Grundzutaten und Energie, dazu Personalmangel. Einige Kölner Bäckereien ziehen jetzt die Notbremse: Sie verkürzen ihre Öffnungszeiten.
„Butterbäcker“ Guido Höschler informiert die Kunden gleich mit einem Aufsteller vor seiner Filiale in der Johannisstraße: „Wir sagen nein zu einem weiteren Preisanstieg!“ Weil Höschler auf keinen Fall die Preise erhöhen will, schließt er seine insgesamt vier Filialen nun schon um 18 Uhr statt wie bisher um 18.30 Uhr. „Damit können wir Strom einsparen. Nachts ist unsere Leuchtreklame schon lange aus“, sagt er. „Und wie reagieren die Kunden? Die finden die Aktion super.“
Bäcker verkleinert Sortiment
Sie haben auch Verständnis dafür, dass er das Sortiment verkleinert hat. Deswegen reicht es jetzt, wenn nur noch in zwei Filialen die Öfen laufen. Aufwendige Konditorei-Ware wird nicht mehr jeden Tag angeboten, sondern eher zum Wochenende hin. „Und es liegt auch nicht schon morgens um acht Uhr die Sahneschnitte in der Auslage, die erst nachmittags gegessen wird.“ So könne man Produktionsstränge konzentrieren. Samstags arbeitet außerdem nur noch eine statt zwei Verkäuferinnen.
Bäcker will Preise bis Dezember halten
„Ich denke, so werde ich es schaffen, die Preise bis Dezember zu halten.“ Das Brötchen kostet bei ihm 38 Cent, da sind viele Kollegen schon weit drüber. Dabei seien die Zutaten für seine Produkte eklatant teurer geworden. Das Kilo Butter kostet statt 2,80 jetzt 8,20 Euro. Für Mehl zahlt er 300 Euro mehr pro Tonne. „Aber ich sehe mich als Grundversorger und will das nicht an die Kunden weitergeben.“ Stattdessen suche und finde er neue Beschaffungswege. Viele Großhändler nutzten die Situation, um Rohstoffpreise künstlich in die Höhe zu treiben.
Auch Siegbert Newrzella mit seiner Backstube in Bocklemünd hat für seine fünf Newzella-Filialen (die schreiben sich ohne „r“) eine Entscheidung getroffen: Sie bleiben nun sonntags geschlossen. „Grund ist der Personalmangel“, sagt er. Seine Stamm-Mitarbeiterinnen seien sehr belastet, neue Kräfte seien derzeit nicht zu bekommen. Krankmeldungen häuften sich durch den hohen Stress. „Deshalb möchte ich die Mitarbeiterinnen wenigstens vom Sonntag entlasten.“
Ausdrücklich nicht betroffen von den geplanten Sonntags-Schließungen sind die sechs Filialen von Magnus Newrzella in Heimersdorf, Seeberg, Weidenpesch, Leverkusen-Wiesdorf, Leverkusen-Alkenrath und Pulheim. Diese Geschäfte hätten wie gewohnt an Sonn- und Feiertagen geöffnet und seien „nicht in diesem Ausmaß“ vom Personalmangel betroffen.
Strom fließt vor allem in Kühlung
Energie sparen würde er durch den wegfallenden Tag kaum, sagt indes Siegbert Newrzella. Denn der größte Teil des Stroms würde nicht durch die Öfen verbraucht, sondern durch die Kühlung. So müssen etwa die Teiglinge stets kühl gehalten werden und viele Zutaten lagern in Tiefkühltruhen. Und die müssen auch am Sonntag weiterlaufen.
Einige der größeren Ketten ließen die Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“, wie sie mit der Krise umgehen, unbeantwortet. Das Unternehmen Merzenich teilte mit: „Auch bei uns mangelt es an Personal und wir sind stetig auf der Suche.“ Es gebe jedoch keinerlei Einschränkungen bei den Öffnungszeiten.
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Peter Ropertz, Geschäftsführer der Bäckerei-Innung Köln, hat schon von mehreren Mitgliedern gehört, dass sie die Öffnungszeiten einschränken. „Hier kommen wirklich zahlreiche Probleme zusammen.“ Bei den Energiepreisen sei die Entwicklung nicht absehbar und die Personalnot sei – wie in vielen anderen Branchen auch – groß. „Es rufen viele Mitglieder an, die Existenzängste haben. Die Betriebe stehen unter enormem Druck, sie müssen jede Wochen neu kalkulieren.“
Allerdings habe er, abgesehen von dem prominenten Beispiel der Bäckerei Schlechtrimen, von konkreten Geschäftsaufgaben noch nicht erfahren. Er fordert, dass auch die Bäckereien bald durch das staatliche Energiekostensenkungsprogramm Hilfen bekommen. Bisher stünden die Bäckereien noch nicht auf der Liste – doch ihre Aufnahme werde geprüft.
Bäcker blicken trotzdem positiv in die Zukunft
„Butterbäcker“ Guido Höschler, seit 23 Jahren selbstständig, schaut trotz allem positiv in die Zukunft. Er glaubt, dass sich die Lage im nächsten Jahr wieder normalisieren wird. Bis dahin sucht er weiter nach Einsparmöglichkeiten. Auch Siegbert Newrzella sieht die Sonntagsschließung nur als Zwischenlösung. „Wir werden nun versuchen, wieder mehr Personal zu gewinnen. Und wenn das gelingt, werden wir auch sonntags wieder öffnen.“