AboAbonnieren

„Kosten sind einfach zu hoch“Beliebte Kölner Frozen-Yogurt-Kette gibt auf

Lesezeit 3 Minuten
Fairytale Chefs

Matthias und Sabrina Grimm von Fairytale Frozen Yogurt

Köln – Mit leuchtenden Augen stehen die Kinder vor der bunten Theke bei Fairytale Frozen Yogurt an der Dürener Straße. Smarties, Himbeeren, Blaubeeren, Marshmallows, Oreo-Kekse – die vielen Toppings sehen verlockend aus und die Namen „Dornröschen“ und „Hans im Glück“ klingen wirklich märchenhaft.

Doch an diesem Sonntag wird damit Schluss sein, denn die Betreiber schließen schweren Herzens die Filiale an der Dürener Straße und die vier anderen in der Stadt. „Die Kosten sind einfach zu hoch geworden“, sagt Matthias Grimm, der vor zehn Jahren seinen ersten Laden an der Dürener eröffnete.

Yogurt mehr als doppelt so teuer

„Der 500-Gramm-Yogurt-Becher kostete früher im Einkauf 40 Cent, heute 88 Cent“, sagt Matthias Grimm. „Wir verarbeiten etwa zehn Tonnen im Jahr, das macht schon viel aus.“ Für einen in Beutel Tiefkühl-Himbeeren muss er statt vier Euro nun 20 Euro bezahlen. Davon braucht er besonders viel, weil die Himbeersauce hausgemacht wird.

Alles zum Thema Dürener Straße

Fairytale Details

Die Märchenbecher mit Marshmallows, Him- und Blaubeeren

Dazu kommt, dass ab Oktober der Mindestlohn gilt. Die Läden arbeiten vor allem mit Aushilfen – Studenten und Schüler. „Das würde für uns 60.000 bis 70.000 Euro im Jahr mehr bedeuten.“ Das alles an die Kunden weiterzugeben, sei irgendwann nicht mehr möglich. Die Becher kosten zwischen 3,90 und 5,70 Euro, darüber will er nicht gehen.

Fairytale-Chefs machten vier Jahre keinen Urlaub

„Wir haben seit vier Jahren keinen Urlaub mehr gemacht, haben sieben Tage in der Woche geöffnet. Aber das waren die schönsten zehn Jahre unseres Lebens. Das Geschäft lief gut. Wir würden gerne weitermachen, aber es geht nicht“, sind sich Matthias Grimm (35) und seine Frau Sabrina (33) einig.

Eher durch Zufall kam Grimm nach einem Regie-Studium vor zehn Jahren zu Frozen Yogurt. Damals war die Eis-Alternative gerade groß in Mode. Matthias Grimm –„möglicherweise“ über mehrere Ecken mit den Gebrüdern Grimm verwandt, wie er sagt – überlegte sich passend zu seinem Namen das Märchenkonzept: Das Spaghetti-Eis heißt folgerichtig „Rapunzel“, „Frau Holle“ kommt mit Marshmallows, Kokos und weißer Schokolade und „Hans im Glück“ mit Gummibärchen und Smarties.

Fairytale neben dem Froschkönig

Der erste Standort nicht weit von Uni, Kitas, Schulen und Park war gleich ein Glücksgriff. „Damals war auch noch der Kindermodeladen Froschkönig unser Nachbar, das konnte kein Zufall sein.“ Es folgten weitere Filialen an der Aachener Straße, zwei in Sülz und eine im Rhein-Center Weiden.

Fairytale-Kunden sind traurig

Groll oder gar Verzweiflung, dieses Märchen nun zu beenden, herrscht aber bei den Grimms nicht. Stattdessen Abgeklärtheit. „Es ist jetzt für alle Leute schwer. Alle müssen sparen, da ist klar, dass wir mit unserem Angebot betroffen sind.“ Auch der Ruf nach staatlicher Unterstützung ist nicht ihr Ding. „Woher soll das Geld denn kommen?“

Traurig sind sie trotzdem – und die Kunden auch. „Wie schade, dass Sie aufhören“, sagt die Chefin der benachbarten Pizzeria, die fast jeden Tag mit ihrer Tochter einen Becher kauft. Es gebe viele Kunden, die schon als Kinder kamen und sagten: Hier möchte ich später mal arbeiten. „Und tatsächlich haben das dann auch viele gemacht.“ Auch Schüler-Tagespraktika bei Fairytale waren der Renner.

Das könnte Sie auch interessieren:

Die Grimms haben zwei Kinder, der achtjährige Sohn ist quasi im Laden an der Dürener groß geworden, die Nachbarn kennen ihn von klein auf. Und auch über die Nachbarschaft hinaus ist Fairytale bekannt. „In diesem Jahr hat der FC schon viermal bestellt.“

Matthias Grimm weiß noch nicht genau, was er künftig machen wird. Sabrina Grimm wird wohl wieder als Erzieherin arbeiten. Das ist auf jeden Fall ein gefragter und sicherer Beruf. Und leuchtende Kinderaugen und Märchen gibt es da auch.