Die Band „Chanson Trottoir“ ist in der Südstadt beheimatet. Wo man sie in Köln noch auf der Straße antrifft.
Multi-Kulti-Südstadt-Band Chanson TrottoirKölner Straßenmusiker wollen mehr auf Bühnen spielen
Es konnten auch mal sieben bis zehn Kneipen am Tag sein. Da ging Quique Carrica mit einem oder mehreren Bandkollegen und ihren Instrumenten gewappnet in den Veedeln auf Tour und spielte den Gästen spontan ein kleines Konzert. Danach klimperten die Münzen im Hut. „Wir haben schon in jedem Viertel gespielt, in Nippes, Ehrenfeld oder der Südstadt“, sagt der 48-jährige Sänger und Gitarrist von Chanson Trottoir im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
In der Südstadt ist die Band beheimatet, hier haben sie schon etliche Straßenkonzerte auf dem Eierplätzchen und woanders gespielt, sind auf dem Edelweißpiraten-Festival aufgetreten oder sind vernetzt mit der hier ansässigen Musiker- und Künstlerszene. Auf den Kölner Straßen spielen sie immer noch ein paar Mal die Woche, auch wenn nicht mehr so oft wie früher. Man trifft die Band, die eine Mischung aus World Music, Balkan und französischen Chanson bunt zusammenmischt, nun häufiger an der Dürener Straße in Lindenthal vor der französischen Bäckerei „Merlet“ oder auf dem Klettenberger Wochenmarkt.
Neues Album von Chanson Trottoir: Neuer Sound in „L'Araignée“
„Ich finde es super dort, die Kinder kommen und schauen und die Eltern haben ihre Ruhe und trinken ihren Café oder Crémant“, sagt Carrica. Auch um eigene Konzerte zu bewerben, spielt die Multikulti-Band noch auf der Straße; zum Beispiel kürzlich, um auf das Album-Release-Konzert im Stadtgarten aufmerksam zu machen. Denn mit ihrem neuen Album „L’Araignée“, was Spinne auf Französisch heißt, möchte die Band mehr noch zur Bühnenband werden.
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Das spiegelt sich auch am erneuerten Sound wieder. „Wir wollen weg von Straßenmusik. Wir haben das Cajon weggelegt und die E-Gitarre eingeführt. Ich bin verliebt in meine E-Gitarre. Und wir haben jetzt statt Kontrabass ein E-Bass, dadurch ist es rockiger und geht mehr in Richtung Pop und Indie-Rock.“
Wobei Carrica mit Genre-Bezeichnungen nicht so viel anfangen kann. Eine Band, die aus zwei Spaniern, drei Deutschen und einem Russen besteht und auf französisch singt, lässt sich nicht gern in Schubladen stecken. Und lässt auch lieber das Politische außen vor. „Es gibt politische Themen, über die wir uns nicht unterhalten können“, formuliert es Carrica diplomatisch.
Angefangen hat alles mit französischen Chanson-Klassikern auf der Straße
Der bärtige Sänger kommt aus Madrid und lebt seit 13 Jahren in Köln. Während seines Studiums der französischen Literatur lebte er in Paris. Die Liebe zum Chanson und zur französischen Sprache sind daher naheliegend; zunächst begann die Band auch mit Interpretationen von Chanson-Klassikern von Serge Gainsbourg bis George Brassens, was den Bandnamen „Chanson Trottoir“ erklärt. Trottoir bedeutet Bürgersteig und verweist auf die Straßenmusik. Doch im Laufe der Jahre kamen mehr und mehr Eigenkompositionen hinzu.
Carrica liebt die Auftritte mit der Band, doch mindestens genauso wichtig sei ihm das Schaffen neuer Musik, „Ich will kreativ sein. Im Februar fahren wir nach Hamburg ins Studio und nehmen zwei neue Singles auf.“ Von ihrer Musik kann die Band nur teilweise leben, die Mitglieder gehen auch anderen Berufen nach. Carrica ist Kellner in einem französischen Bistro. Seine Tätigkeit in der Gastro würde er aber nicht aufgeben, selbst wenn er genug mit der Musik verdienen würden. „Seit ich 17 bin, arbeite ich in der Gastro, ich liebe die Aktion, dabei denke ich an nichts.“
Chanson Trottoir spielen Sonntag, 22. Dezember im Club Jaki, der Eintritt kostet 18 Euro im Vorverkauf und 23 Euro an der Abendkasse.