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Interview zur Moschee„Die Ditib-Spitze steht nicht für die Kölner Muslime“

Lesezeit 3 Minuten
Ditib_Moschee

Die nach Plänen des Architekten Paul Böhm errichtete Ditib-Moschee in Köln-Ehrenfeld wird am Samstag eröffnet. Böhm wird nicht daran teilnehmen. 

KölnHerr Böhm, warum haben Sie der Türkisch-Islamischen Union für Samstag abgesagt?

Gerne hätte ich natürlich an der Eröffnung unserer Moschee teilgenommen. Doch die Ditib war bis heute leider nicht in der Lage, mir verbindlich Auskunft über den Ablauf und meine Rolle zu geben. Deshalb habe ich abgesagt.

Paul_Böhm

Der Architekt der Moschee, Paul Böhm

Es ist eigentlich üblich, dass der Architekt bei der Eröffnung des Bauwerks spricht, das nach seinen Plänen gebaut wurde. Was hätten Sie der Ditib gesagt?

Ich hätte über die Architektur und den Entwurfsgedanken gesprochen, wie das bei solchen Anlässen üblich ist. Der von uns entwickelte Bau steht für Transparenz und Offenheit. Wie sehr die Moschee von der Stadt und der muslimischen Gemeinde angenommen wird, zeigt das dauerhaft große Interesse an dem Bau. So finden laufend Führungen statt. Insbesondere scheint auch das Interesse der weiblichen Gemeindemitglieder zu steigen, am Freitagsgebet teilzunehmen. Die Ditib plant schon, im großen Gebetsraum eine zusätzliche Fläche für Frauen bereitzustellen. Das zeigt mir, wie Architektur die Gesellschaft mitprägen kann. Eine offene Bauweise sorgt für neue Begegnungen. Mein Wunsch war es außerdem, einen Impuls für die weitere Integration und Akzeptanz von Muslimen in unserer Stadt zu geben, für Austausch und Verständnis zu werben. Es ist schade, dass die Ditib diesen Anlass nicht genutzt hat, den Anspruch dieses Baus mit ihrem eigenen Anspruch in Einklang zu bringen.

Warum wäre Ihnen wichtig gewesen, das zu sagen?

Die aktuellen politischen Entwicklungen in unserem Land machen mir Sorgen. Wir erleben einen Rechtsruck und ein Auseinanderdriften der Gesellschaft. Die Eröffnung der Moschee wäre eine gute Möglichkeit gewesen, dagegenzuhalten und einen Beitrag zur Integration und zum gemeinsamen Miteinander zu leisten. Dafür wollte und will unser gemeinsamer Bau nach wie vor stehen.

Sie haben viele Jahre mit der Ditib zusammengearbeitet und die Entwicklungen innerhalb des Verbandes miterlebt. Was ist Ihre Erklärung dafür, dass die Ditib sich nun für ein Eröffnungsfest hinter Polizeiabsperrungen mit dem türkischen Staatspräsidenten entscheidet? Was ist heute anders als vor zehn Jahren?

Das ist eine abendfüllende Diskussion. Auf der ganzen Welt sehen wir einen Trend der Abschottung und erleben einen Politikstil, den wir eigentlich überwunden glaubten. Mir steht es nicht zu, als Schulmeister die Türken zu belehren. Im konkreten Fall des Ehrenfelder Moscheebaus kann man die Entwicklung leicht an den handelnden Personen festmachen. Früher hatten da ganz andere Leute das Sagen. Die kamen aus der Mitte der Gesellschaft, waren angekommen und wollten sich ein Haus aus Stein bauen.

Ditib_Moschee_Innenraum

Die Ditib-Moschee in Köln-Ehrenfeld zieht nach den Worten des Architekten Paul Böhm weiterhin sehr viele Besucher an. 

Und wo sind die heute?

Mir ist wichtig zu sagen, dass es auch heute noch viele sympathische und integre Menschen bei der Ditib gibt. Aber es gibt eben auch andere Kräfte, die nun das Ruder in der Hand haben. Ich finde das bedauerlich für die muslimische Gemeinde in Köln. Die brauchen diese Leute gar nicht. Die Ditib-Spitze steht nicht für die Kölner Muslime.

Wie wird die Entwicklung weitergehen?

Ich glaube, dass Geschichte in Wellenbewegungen abläuft. Deshalb bin ich optimistisch, dass es wieder besser wird. Ich hoffe, dass die Ditib einen weiteren Termin findet, um die Moschee noch einmal offiziell mit einem großen Fest für alle Kölner zu eröffnen. An einer solchen Veranstaltung werde ich gerne teilnehmen.