US-Präsidenten in KölnAls Bill Clinton nicht ins Lommerzheim durfte
- Vor Barack Obama haben bereits drei andere US-Präsidenten Köln besucht.
- Besonders John F. Kennedy weckte 1963 die Begeisterung der Bürger.
- Bill Clinton dagegen wäre um ein Haar im Lommerzheim eingekehrt, so die Legende. Der Wirt soll aber etwas dagegen gehabt haben.
Köln – Wenn ein US-Präsident nach Deutschland kommt, braucht er in der Regel nicht viele Worte, um sich einen Platz in den Geschichtsbüchern zu sichern.
Dass John F. Kennedy am 26. Juni 1963 den Berlinern seinen ewig währenden Satz „Ich bin ein Berliner“ zurief, hat dabei aus lokalpatriotischer Sicht eine Kölner Vorgeschichte. Vor dem Spanischen Bau des Rathauses hatte er den identitätsstiftenden Schlussakkord drei Tage zuvor mit einem schallenden: „Kölle Alaaf!“ getestet. Die Kölner jubelten wie von Sinnen, also musste die Identifikation auch in Berlin funktionieren.
Vergleiche zwischen Obama und Kennedy
Vielleicht hatte Kennedy, den viele für einen Rockstar hielten, von ebenjenen Rockstars gelernt, denen ein ins Mikro gehauchtes „Isch libe Koln“ (Börlin, Munschen, Amburg) in der Regel reicht, um massenhafte Entzückung zu erzeugen. Damit übersähe man lediglich, dass Kennedy in Berlin Bezug nahm auf die Geschichte Roms: 2000 Jahre zuvor sei der stolzeste Satz der Welt gewesen: „Ich bin Bürger Roms.“
Kennedys vier Berliner Worte zählen zu den berühmtesten, die je ein Politiker in Deutschland sagte – klar, dass Barack Obama in seiner Zeit als US-Präsident bei seiner Berliner Rede 2013 ausführlich auf Kennedys Metapher einging.
Dass Obama auch davon sprach, das weltweite Atomwaffenarsenal um ein Drittel reduzieren zu wollen, ist weniger hängen geblieben. Auch sein Versprechen, dass die USA mehr tun werde, um weniger Energie zu verbrauchen, löste er nicht unbedingt ein.
Große Strahlkraft des Ex-Präsidenten Obama
Wenn Obama am Donnerstag in der Lanxess-Arena anlässlich des World-Leadership-Summits eine Stunde lang interviewt wird, spricht er nicht mehr als mächtigster Politiker der Welt – wohl aber als Ex-US-Präsident, an dessen Strahlkraft kein aktueller Politiker auch nur annähernd heranreicht. Und von dem jeder Satz akribisch daraufhin geprüft wird, ob er nicht mindestens für eine Schlagzeile, gern auch für ein Geschichtsbuch taugt.
Die Mischung aus Begabung, geschickter Inszenierung, weltgewandter Lässigkeit und blendendem Aussehen eint Obama und John F. Kennedy. Letzterer war der erste US-amerikanische Präsident, der nach dem Krieg Köln besuchte. Knapp drei Stunden des 23. Juni 1963 reichten Kennedy, um mit Kanzler Konrad Adenauer eine Messe im Dom zu besuchen, im offenen Mercedes 300 durch die von Tausenden Menschen gesäumte Stadt zu kutschieren, ein paar Würdenträger zu begrüßen und eben vor dem Rathaus eine zumindest in Köln geschichtswirksame Rede zu halten.
Die Kölner schauten zu dem charismatischen Präsidenten auf wie zu einem Messias – am Königsforst hatten Fans „Papa Kennedy“ auf ein Schild gekritzelt, in den Straßen bildeten sich Menschenspaliere, die Konfetti und Blumen warfen. Als der Präsident die Stadtgrenze passierte, läuteten die Kirchenglocken. Kennedy, dem man zuvor eher Distanz zum früheren Kriegsfeind attestiert hatte, riet seinen Landsleuten dazu, Deutschland zu besuchen.
Weniger bekannt ist, dass Kennedy schon als 20-Jähriger während einer Europareise nach Köln kam – er wollte 1937 mehr über den Faschismus in Deutschland und Italien erfahren, und wohl auch über die Damenwelt. In seinem Tagebuch schreibt er von zahlreichen Liebschaften. Den Dom nennt er „die schönste Kathedrale, die wir bisher gesehen haben“.
Gedenkplatte für Kennedy am Rathaus
Als Kennedy fünf Monate nach seiner Kölner Stippvisite in Dallas erschossen wurde, brachte die Stadt Köln eine Gedenkplakette auf dem Rathausplatz an. Kurz darauf wurde Kölns Promenade vom Rheinpark bis zur Deutzer Werft in Kennedy-Ufer umbenannt. Im Dom gibt es eine Figur mit Kennedys Gesichtszügen, die Straße zum Flughafen heißt Kennedystraße.
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Am heutigen Köln-Bonn Airport kamen übrigens fast alle US-Präsidenten an, um von hier weiter zu Staatsbesuchen in die damalige Bundeshauptstadt Bonn zu fahren: Dwight D. Eisenhower am 26. August 1959, Richard Nixon am 26. Februar 1969, Gerald Ford am 7. Juli 1975, Jimmy Carter vermutlich am 13. Juli 1978 (hier hat der Flughafen keine Quelle, ob Carter tatsächlich in Köln/Bonn gelandet ist), Ronald Reagan zum Start der Karnevalssession am 11. November 1982.
Auch Johnson und Clinton besuchen Köln
Zwei weitere US-Präsidenten erwiesen der Stadt Köln nach Kennedy ein bisschen länger die Ehre: Weniger in Erinnerung geblieben ist dabei der Besuch von Lyndon B. Johnson im April 1967. Der damalige US-Präsident kam anlässlich der Trauerfeier für den langjährigen Bundeskanzler und Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer nach Köln – und reihte sich still ein in eine gigantische Liste trauernder Staatsoberhäupter, von Frankreichs Staatspräsident Charles de Gaulle über den britischen Premier Harold Wilson, den sowjetischen Außenminister Andrej Gromyko bis zum türkischen Ministerpräsidenten Süleyman Demirel und den früheren israelischen Premier David Ben Gurion.
2019: Ex-Präsident Barack Obama spricht über Gute Personalführung
Bei dem Kongress in der Lanxess-Arena geht es um die Frage, was gute Führung heute bedeutet. Außer Barack Obama sprechen unter anderem der US-Bestsellerautor John Strelecky („Das Café am Rande der Welt“), der Bonner Unternehmer Frank Thelen (Bekannt aus der TV-Serie „Die Höhle der Löwen“) und die Management-Trainerin Sabine Asgodom.
Der 44. US-Präsident wird bis Freitag in Köln bleiben. Er reist dann vom Rhein in Richtung Spree weiter. In Berlin hat Obama am Samstag einen weiteren Termin: Bei einem Town-Hall-Meeting wird er sich den Fragen junger Menschen stellen.
Der Deutschland-Besuch des Ex-Präsidenten ist zwar privater Natur, doch gilt Obama Zeit seines Lebens als Schutzperson und wird entsprechend von der Polizei und von US-Sicherheitskräften begleitet. Die Personenschützer waren bereits in der Lanxess-Arena und haben sich alle Wege, die der ehemalige Präsident vor, während und nach seinem Auftritt machen wird, genau analysiert. „Seine Security-Mannschaft wird zu jeder Sekunde wissen, wo sich Obama aufhält“„ sagt Arena-Chef Stefan Löcher. Die Besucher der Veranstaltung müssen mit gründlichen Kontrollen rechnen. (red)
Adenauer soll übrigens mit den ebenfalls lokalgeschichtsträchtigen Worten „Da jitt et nix zo kriesche!“ (Da gibt es nichts zu weinen) aus dem Leben geschieden sein.
In lebhafterer Erinnerung geblieben ist der Besuch Bill Clintons anlässlich des Weltwirtschaftsgipfels 1999 in Köln. Der US-Präsident kam mit der Air Force One und residierte in der Präsidentensuite des Hyatt in Deutz – die Barack Obama nicht beziehen kann, da sie dem Vernehmen nach von einem Fernsehsender gebucht ist.
Wenige Tage vor Clintons Ankunft in Köln musste die Suite noch renoviert werden, weil im Kamin in der sechsten Etage ein Schwelbrand ausgebrochen war. Als der US-Präsident eintraf, wurde die Etage hermetisch abgeriegelt.Dass es nicht schadet, sich mit der lokalen Kultur und dem Volk zu identifizieren, bewies Clinton beim Singen mit dem Jugendchor St. Stephan im Rathaus und bei einem Besuch in der Malzmühle am Heumarkt, wo er Sauerbraten, eineinhalb Klöße und einen Klecks Apfelmus aß, ein halbes Kölsch trank („Ich will nicht müde werden“) und Autogramme auf Bierdeckel kritzelte. Dass Studenten gegenüber Reportern behaupteten, Clinton habe zum Abschied „Ich bin ein Kölsch“ gerufen, nahmen manche Medien dankbar auf.
Clinton: Besuch im Kölner Lommerzheim?
Der Legende nach wollte Clinton eigentlich im Lommerzheim einkehren, für ein Kotelett und ein halbes Päffgen-Kölsch. Ein oder zwei Tage vorher seien zwei Amerikaner da gewesen und hätten gefragt, ob ihr Chef in Kürze ihr Lokal besuchen dürfe, um kölsche Tradition zu erleben, erinnerte sich Annemie Lommerzheim vor drei Jahren in einem Interview mit dem „Express“. Wer ihr Chef denn sei?, fragte die Wirtin dem Vernehmen nach.
Das sei Bill Clinton, hätten die Herren geantwortet. Das Annemie Lommerzheim gab dem "Express" zu Protokoll, sie hätten gedacht, die fein gekleideten Herrschaften wollten sie verschaukeln. Einer der Männer habe allerdings wenig später angerufen und gesagt, dass Bill Clinton nun da sei und in einigen Stunden gern ins Lommerzheim kommen würde – dafür müsste allerdings aus Sicherheitsgründen das Lokal geräumt werden. „Das hat mein Mann natürlich abgelehnt und erklärt, das könne er seinen Stammgästen nicht antun“, erinnerte sich Annemie Lommerzheim.
Der Legende nach gab der (inzwischen verstorbene) Lommi-Wirt dem Anrufer den Tipp, es doch in der Malzmühle zu versuchen. Ob die Legende so stimmt, ist nicht verbürgt - es könnte auch sein, dass sich die Geschichte irgendwann verselbstständigt hat. In der Malzmühle zumindest soll Bill Clinton sich dann zum Abschied mit dem Kölsch identifiziert haben soll, das er zuvor nur halb getrunken hatte.