Drei Kölner Organisationen gründen das „Forum 321“. Sie widmen sich der jüdischen Geschichte, Kultur und Religion in Veranstaltungen.
Gegen AntisemitismusJüdisches Leben sichtbar machen – Kölner Vereine schließen sich zusammen
Jüdisches Leben in Deutschland sichtbarer machen – so lautet das erklärte Ziel des neu gegründeten „Forum 321“. Zu diesem haben sich drei Kölner Organisationen zusammengeschlossen, die sich teilweise schon seit Jahren dem jüdischen Thema widmen: die Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e.V., Miqua-Freunde – Fördergesellschaft LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln e.V. und das Kölner Forum für Kultur im Dialog e.V./Shalom-Musik Köln. Sie wollen sich dem erstarkenden Antisemitismus entgegensetzen.
Seit mehr als 1700 Jahren leben Jüdinnen und Juden auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. Aktuell steht die Situation in Israel, aber auch die der hier lebenden jüdischen Menschen besonders im Fokus. Wie hat sich jüdisches Leben – auch in Köln – nach dem Angriff der Hamas auf Israel im Oktober verändert? Das ist eine der Fragen, mit der sich das neu gegründete Forum beschäftigt.
Köln: Forum 321 will sich Antisemitismus entgegensetzen
Abraham Lehrer, Vorstand der Synagogen-Gemeinde Köln und Vizepräsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, berichtete von einer großen Versunsicherung der Gemeindemitglieder: „Viele haben Angst.“ Die Anzahl der Gottesdienstbesucher sei stark gesunken, Eltern meldeten ihre Kinder wieder von geplanten Ferienveranstaltungen ab. Lehrer vermisse mehr Solidarität „aus der Mitte der Gesellschaft“ – so wie es bei den rassistischen Ausschreitungen von Rostock-Lichtenhagen und Hoyerswerda Anfang der 1990er Jahren der Fall gewesen sei.
Thomas Otten, Direktor des Jüdischen Museums Miqua, erklärte die Motivation für den Zusammenschluss: „Im Forum 321 haben sich drei bürgerschaftlich getragene Vereine zusammengefunden, um eine breite, öffentlichkeitswirksame Diskussion zu jüdischem Leben in Köln und darüber hinaus zu führen.“ Grundlage sei die „reiche jüdische Geschichte Kölns“. Ein kulturelles Forum, das künftig jährlich am 11. Dezember stattfindet, soll dazu beitragen, eben diese jüdische Geschichte, Kultur und Religion erfahrbarer zu machen, so Jürgen Wilhelm, Vorstandsvorsitzender der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit.
Der Termin erinnert an das überlieferte historische Datum, das namensgebend für das „Forum 321“ ist: Am 11. Dezember 321 erließ der römische Kaiser Konstantin ein Gesetz, dass jüdische Bürger in den Stadtrat berufen werden konnten und sollten. Es ist der erste urkundliche Beleg für jüdisches Leben in Deutschland. Im Jahr 2021 wurde dieses historische Datum mit einem großen Festjahr in Köln und ganz Deutschland gefeiert.
„Es bedarf dringend neuer Perspektiven auf das Jüdischsein im Hier und Jetzt“, so Wilhelm. „Ziel muss es sein und bleiben, dass jüdisches Leben als selbstverständlicher Teil unserer vielfältigen deutschen und europäischen Gesellschaft verstanden und gelebt wird.“
Claudia Hessel, Vorstandsvorsitzende des Kölner Forums für Kultur im Dialog, betonte: „Antisemitismus darf niemals einen Platz in unserer Gesellschaft haben.“ Mit jeder einzelnen Veranstaltung zu jüdischem Leben und jüdischer Kultur „zeigen wir ein Stück Verantwortung für unsere Geschichte, aber auch ganz besonders unsere Empathie für die Jüdinnen und Juden, die heute mit uns zusammenleben“.
Horst Grosspeter, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Miqua-Freunde, moniert, dass „viele Kölner Teile ihrer Geschichte vergessen“ hätten. So seien die römische Zeit und das Mittelalter durch die vielen Kirchen präsent, nicht aber der wichtige Anteil der Kölner Jüdinnen und Juden. Das Miqua solle daher künftig nicht nur ein Ort der Erinnerung sein, sondern „ein Zentrum für eine lebendige jüdisch mitgeprägte Gegenwart und Zukunft“.
Die Auftakt-Veranstaltung des „Forum 321“ findet am Montag, 11. Dezember, um 18.30 Uhr im Stiftersaal des Wallraf-Richartz-Museums statt. Zu dem Thema „Der Angriff auf Israel – Auswirkungen auf Gesellschaft und Kulturinstitutionen“ diskutieren Abraham Lehrer, Vorstand der Synagogen-Gemeinde Köln, Mirjam Wenzel, Direktorin des Jüdischen Museums Frankfurt und Tal Botvinik, Kölner Musiker aus Israel. Der Eintritt ist frei, Anmeldung unter kontakt@koelnische-gesellschaft.de