Stadt weist Vorwürfe zurückAsbest in Kölner Schule – „Man hat uns ins offene Messer laufen lassen“

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Die Katharina-Henoth-Gesamtschule in Köln.

An der Katharina-Henoth-Gesamtschule gibt es Asbest in Teilen der Bausubstanz.

An der Katharina-Henoth-Gesamtschule gibt es Asbest in der Bausubstanz. Dort sorgt man sich um die Gesundheit und fühlt sich schlecht informiert. 

„Man hat uns nochmal einfach ins offene Messer laufen lassen.“ Martin Süsterhenn, Schulleiter der Katharina-Henoth-Gesamtschule in Höhenberg ist nicht nur „stinksauer“, wie er sagt. Der Pädagoge hat auch alle Hände voll zu tun, besorgte Eltern und Kolleginnen und Kollegen zu beruhigen. Denn: In dem teilweise asbestbelasteten Gebäudetrakt A wurden nach Auskunft der Schule in den vergangenen Tagen Stemmarbeiten am Putz durchgeführt. „Wir wurden über die Art der Arbeiten nicht ausreichend informiert und damit fahrlässig einem Gesundheitsrisiko ausgesetzt“, kritisiert der Schulleiter.

Kölner Gesamtschule ist gebranntes Kind

Der Schule, die den Trakt für die Dauer der vorangekündigten Arbeiten geräumt hatte, sei im Vorfeld zugesichert worden, dass nur Oberflächenarbeiten stattfänden und im Anschluss an diese eine professionelle Reinigung stattfinden solle. „Aber als am Montag der Schulbetrieb wieder regulär gestartet ist, haben wir dann gesehen, dass auch in den Putz gearbeitet wurde. Auch der Staub war nicht beseitigt.“

Schulleiter Martin Süsterhenn an seinem Schreibtisch.

Martin Süsterhenn leitet die Katharina-Henoth-Gesamtschule Höhenberg

Dabei ist die Schule gebranntes Kind: Bereits vor zwei Monaten wurden im Gebäudetrakt A, in dem die Klassen 5 und 6 unterrichtet werden, bei Sanierungsarbeiten Asbest gefunden, die Räume waren vorsorglich gesperrt worden. Der gebundene Asbest sei unbedenklich, solange er nicht freigesetzt werde, teilte die Stadt später mit. Nach gutachterlicher Untersuchung von Staubproben und Raumluft wurden die Räume einige Tage später wieder freigegeben. Erfahren hatte die Schule von der Asbestproblematik im Frühjahr nur, weil Elektriker, die sich bei Stemmarbeiten dem Staub ausgesetzt hatten, die Baustelle plötzlich vor Beenden der Arbeiten verlassen hatten. Da habe man dann bei der Verwaltung mal nachgefragt, was da los sei, berichtet der Schulleiter. Anschließend gab es eine Pressemitteilung.

Stadt Köln weist die Darstellung der Schule zurück

In dem anschließend erstellten Gutachten, das auch der Schule vorliegt, stehe, dass in Wand und Decken im ersten Obergeschoss fest gebundener Asbest verbaut sei. Das sei so lange unbedenklich, wie kein Putz bearbeitet werde. Genau das sei aber jetzt geschehen, so der Schulleiter. Er informierte die Gebäudewirtschaft, die die Schule dann am Tag darauf anwies, den Trakt bis Ende des Schuljahres nicht mehr zu betreten.

Bei der Stadt wies man die Darstellung der Schule zurück. Es habe keine Gefahr bestanden. Es seien Brandschotts – das sind Abschottungssysteme aus Spezialmörtel für den Brandschutz -eingebaut worden. Messungen hätten im Frühjahr ergeben, dass an den Wänden, an denen die Bohr- und Schlitzarbeiten durchgeführt worden seien, kein Asbest vorhanden gewesen sei. Lediglich im ersten Obergeschoss des Traktes A habe man Asbest gefunden. Dieser Bereich sei jedoch bereits in den Osterferien durch eine Fachfirma saniert worden. Für die Entnahme neuer Proben bei den jetzt durchgeführten Arbeiten gab es nach Angaben der Stadt keinen Anlass. Der bei den neuerlichen Arbeiten entstandene Staub sei unbedenklich und werde kurzfristig beseitigt.

Lehrkräfte erwägen Prüfung durch Staatsanwaltschaft

In der Schule sorgt das nicht für Beruhigung. „Wenn man sich sicher ist, dass das alles so harmlos und unbedenklich ist, warum hat uns dann jetzt die Gebäudewirtschaft angewiesen, die Räume bis Ende des Schuljahres nicht mehr zu betreten?“, fragt sich Schulleiter Süsterhenn.

Lehrkräfte seines Kollegiums überlegen derzeit, eine Prüfung der Staatsanwaltschaft auf bedingten Vorsatz durchführen zu lassen. Für den Fall, dass nachträglich bei einem der Beteiligten gesundheitliche Probleme auftreten, kann so Schadenersatz eingefordert werden. Die Fünft- und Sechstklässler bleiben zu Hause. Am Freitag können sie ihre Zeugnisse auf dem Schulhof abholen.

Erst im vergangenen Jahr war die Stadt in die Kritik geraten, weil sie Eltern und Personal der städtischen Kita Mauritiuswall erst verspätet und auf Nachfrage darüber informierte, dass während der Sanierungsarbeiten in den Ferien Asbest in dem Gebäude festgestellt wurde.

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