Bei der Sanierung der Böden in den Kita-Räumen wurde Asbest nachgewiesen. Die Eltern der Kinder erfuhren davon jedoch erst einmal nichts.
„Wir sind in großer Sorge“Stadt verschweigt Eltern Asbest-Fund in Kölner Kita
Eltern der städtischen Kindertagesstätte Mauritiuswall sind in großer Sorge: Während Sanierungsarbeiten in den Ferien wurde Asbest in dem Gebäude festgestellt. Doch die Eltern wurden darüber erst nach mehreren Wochen informiert. Eine Stadtsprecherin bestätigt auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“, dass bei Arbeiten am Boden während der Schließzeit der Kita „Asbest im alten Bodenkleber nachgewiesen wurde“. „Die Böden waren augenscheinlich sehr marode. Ich halte es für nicht unwahrscheinlich, dass Schadstoffe ausgetreten sind. Das beunruhigt uns sehr“, sagt ein Vater.
Die Böden in einigen Räumen der Kita waren Eltern zufolge in einem sehr schlechten Zustand. Daher hielten sie es zunächst für eine gute Nachricht, als sie im Juni erfuhren, dass in den Ferien eben diese Böden erneuert werden sollten. Auch wenn das bedeutete, dass zwei der vier Gruppen vom 17. Juli bis einschließlich 31. Juli in eine andere Kita ausgelagert werden müssten.
Kölner Kita: Im Bodenkleber wurde Asbest festgestellt
Doch dann kam alles ganz anders: Am 13. Juli wurden die Eltern darüber informiert, dass keines der Kinder am 17. Juli in die Kita zurückkehren könne: „Während der Sanierungsarbeiten in der Schließzeit wurden größere Schäden im Estrichbelag des Bodens in der Kita Mauritiuswall entdeckt. Eine Sanierung muss durch eine Spezialfirma erfolgen“, heißt es in dem Schreiben des Jugendamts, das der Redaktion vorliegt.
Von Asbest war darin allerdings keine Rede. Nur, dass die Arbeiten nicht im laufenden Betrieb stattfinden könnten und „nach jetzigem Stand“ bis in den Herbst dauern. Für die kommenden drei Wochen würden sämtliche Gruppen in eine Kita in der Südstadt ausgelagert, die in dem Zeitraum ferienbedingt geschlossen ist.
Am 17. Juli erfuhren Teile des Elternbeirats der Kita von dem Asbest-Fund, allerdings dem Vernehmen nach nur auf „aktives und konkretes Nachfragen“. „Die Eltern haben verständlicherweise viele Fragen und Sorgen wegen des Asbest-Fundes, aber auch dazu, wie es weitergeht. Wer weiß, wie lang die Sanierung am Ende dauert.“ Man hätte sich eine transparentere Kommunikation gewünscht. Erst am Freitag, 21. Juli, informierte das Jugendamt die Eltern per E-Mail über den Asbest-Fund und das weitere Vorgehen – zwei Tage, nachdem der „Kölner Stadt-Anzeiger“ sich der Sache angenommen und bei der Stadt nachgehakt hatte.
„Die Gesundheit der Kinder und Mitarbeitenden war rückblickend nicht gefährdet“, teilt die Stadt mit. Asbest sei ein mineralischer Stoff, der sich nicht verflüchtigt. „In gebundener Form ist der Stoff nicht gesundheitsschädlich. Anders würde es aussehen, wenn mit Asbest verarbeitete Materialien geschliffen werden und somit ein Feinstaub entstünde, der eingeatmet werden kann. Dies ist hier jedoch nicht der Fall“, heißt es als Erklärung.
Die Kinder werden bis zum Herbst auf vier Kölner Kitas aufgeteilt
Nachdem die Asbest-Belastung in den Böden von zwei Gruppen festgestellt wurde, habe eine Fachfirma mit der Sanierung der gesamten Bodenfläche begonnen. Dabei würden der Bodenkleber und die obere Estrichschicht abgefräst. Anschließend könnten neue, schadstofffreie Böden verlegt werden.
Bevor die Kinder in die Einrichtung zurückkehren, wird laut Stadtsprecherin „selbstverständlich durch das Jugendamt als Mieter des Kita-Gebäudes eine sogenannte Freiluftmessung aller Räumlichkeiten vom Eigentümer eingefordert“. Einige Eltern hätten sich eine solche Messung allerdings schon vorher gewünscht, um wirklich ausschließen zu können, dass keine Schadstoffe ausgetreten sind, als ihre Kinder noch in der Kita betreut wurden. Dazu teilt die Sprecherin mit, dass keine Luftmessung erfolgte, „da sich die Kita zum Zeitpunkt der Feststellung bereits in der Schließzeit befand“.
Die Eltern äußern sich bedingt erleichtert. „Wir sind natürlich froh, dass die Kinder offenbar nicht gefährdet waren, aber das hätte man natürlich sofort mitteilen müssen. Den Asbestfund zu verschweigen, war eine Frechheit und sorgt nicht für Vertrauen“, sagt der Vater. Es sei auch mehr als „unglücklich, dass die Kinder auf unbestimmte Zeit getrennt werden und die ganze Kita wegen Asbest in alle Himmelsrichtungen verteilt wird“. Laut Stadt ist es allerdings nicht möglich, so kurzfristig Container aufzustellen, um alle Kinder gemeinsam unterzubringen.
Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1953, seit 1976 ist die Stadt Mieterin. Zu der Frage, ob möglicherweise auch in anderen älteren Kitas Asbest verbaut worden sein könnte, teilt die Stadt mit: „Von der Verwendung weiterer asbestbelasteter Bodenkleber in anderen Kitas ist dem Amt für Kinder, Jugend und Familie nichts bekannt.“